Kapitel 60.2

53 3 2
                                        

"Mein Schöner, will ich es wissen?" Ich war so erschöpft, dass seine Gestalt vor mir verschwamm und meine Gedanken so träge wie zäher Sirup waren. Immer wieder hörte ich den Schuss, sah Stefans fassungslosen Blick, sah Lazar und ihn vor mir wie sie auf die Knie fielen und sie retten wollten. Ich sah immer wieder wie Nikola auf mich zuhechtete und mich abschirmte und ich roch das Blut noch immer. Nur denken, das konnte ich nicht mehr, mein Gehirn war in Streik getreten und wie betäubt. Nina würde sich ihren Söhnen zeigen, Lazar würde nie Danijela einfach sterben lassen und Stefan...nein, ich konnte nicht denken.
Ich fixierte mit blinzelnden Augen das schöne Gesicht meines Mannes und zwang mich ihm zuzuhören. Er sah...tja, er sah sehr entschlossen aus, das war deutlich zu erkennen und er würde viele Leben nehmen, nur dieses Mal nicht alleine.
"Du musst es wissen, denn es ist etwas komplizierter. Amy's Vater und ich werden diese Plage beseitigen ohne dass Fragen auftauchen werden aber, und das ist wichtig, es ist ein langer Weg zurück. Wir könnten tatsächlich angehalten werden von der Highway Patrole und falls das geschieht, musst du vorbereitet sein. Solltest du nicht alle drei Stunden von mir eine Nachricht erhalten, dann ist etwas schief gelaufen. Wenn die Bullen hier auftauchen, dann stell dich dumm, so richtig dumm! Du hattest keine Ahnung was wir geplant hatten, spiel die Schockierte und sei ausser dir. Dann rufst du unseren Anwalt an und schweigst danach wie in einer Schockstarre. Wenn alles zum Teufel geht, werden die Behörden unser Kapital einfrieren aber das kann dir egal sein. Die Bankinformationen aus der Schweiz hast du und dein Konto wird kein Schwein finden. Sollte ich im Gefängnis landen, werden dir alle hier helfen, vor allem Lazar und Neven, das weisst du" erklärte er sachlich und rauchte mit nachdenklichem Blick. "Ich werde das zu Ende bringen mein Engel, ich werde diese Pest vernichten und ich will danach mein Leben mit dir geniessen. Ich werde dafür sorgen, dass Lazar und Stefan ihre Rache bekommen und Sonja wird sich wünschen, nie in unser Leben getreten zu sein." Ja, das war mir klar. Er würde sie alle töten und sollte man ihn schnappen, dann würde er nicht lange im Gefängnis bleiben. Unser Anwalt war...naja, verdammt gut und spezialisiert auf delikate Angelegenheiten. Er war, man konnte es nicht anders beschreiben, wie ein Python. Er verschlang seine Gegner und hatte keine Skrupel. Des Teufels Advokat schoss es mir durch den Kopf, das hatte wirklich etwas für sich nur..."Bogdane ich glaube nicht, dass man euch erwischen wird" murmelte ich nur matt "ich glaube du hast, genau wie Nina, eine Aufgabe auferlegt bekommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass du jeden Göttlichen Schutz über dir hast der nur möglich ist und ich glaube, du bist irgendwie sein Racheengel. Vielleicht bin ich ja wirklich verrückt geworden aber du bist...du bist wie dafür geschaffen. Du wirst vielen Mädchen das Leben retten, du wirst ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben geben in dem du sie aus dieser Kinderprostitution befreist und solcher Abschaum wie diese Monster sollten nicht leben. Tu was du für richtig hältst nur, was hast du für Sonja geplant?" fragte ich erschöpft. Für mich war sie nur noch Dreck aber sie hatte auch Lazar seine Söhne geboren und sie war Nela's Mutter. Wahrscheinlich redete ich auch grossen Blödsinn aber irgendwie erschien mir das gerade logisch. Jeder hatte eine Aufgabe im Leben und vielleicht war das ja seine?
"Sonja ist Danijela's Mutter, sie hat Lazar vier Söhne geboren...ich würde ihr am liebsten die Haut bei lebendigem Leib abschälen aber das werde ich nicht. Sie wird sterben und das so schnell wie es nur geht, danach...ich werde sehen wo ich ihren Leichnam verfrachte" knurrte er böse. Ich konnte mir bildlich vorstellen, was er mit ihr anstellen wollte und ich verstand es völlig. Wie konnte sie das nur diesen Mädchen antun? Wieso nur?
"Ich sehe dir deine Fragen an Nado moja, vielleicht finde ich ja ein paar Antworten. Du bist erschöpft und brauchst etwas Schlaf, komm lass uns ein paar Stunden den ganzen Scheiss vergessen, lass mich dich in meinen Armen halten und schlafen" bat er mit zärtlichem Lächeln. Ich nickte dankbar und wollte nur seine Nähe spüren. Das durfte einfach nicht das letzte Mal sein, dass ich neben ihm einschlief, es durfte einfach nicht so sein! Sobald ich aber auf seiner Brust lag, brachte ich kein Wort mehr raus. Die Erschöpfung schlug wie ein Vorschlaghammer auf mich ein und ich konnte nur noch ein "ich liebe dich" murmeln, bevor ich in einen traumlosen Schlaf glitt. Als ich dann vier Stunden später ruckartig aufwachte, war mein Bogdan weg, nur eine Notiz lag neben mir.
Ewig mein Engel, ewig werde ich dich lieben.
Ich schluckte laut und hasste die Stille um mich herum augenblicklich. Unsere Kinder waren bei Dejan und Maja in Serbien, Lazar und die Jungs hatten sicherlich viel zu besprechen mit Nina. Ich war also alleine und schluckte meine Angst um meinen Mann runter. Er würde zu mir zurück kommen, daran glaubte ich fest, musste einfach daran glauben, denn ohne ihn...ein Leben ohne meinen Dämon konnte ich mir und wollte ich mir nicht vorstellen. Entschlossen stieg ich aus dem Bett, nahm mir eine Zigarette und eilte zu unserem Bodensafe, als auch schon eine Nachricht von meinem Bogdan kam. Gut, alles war in Ordnung. Ich tippte schnell zurück und öffnete dann den Safe. Ich nahm die Dokumente für den Fall unseres Todes und scannte sie ein, dann schickte ich eine E-Mail an Dejan mit den gescannten Dokumenten. Für mich war klar, was ich im Falle von Bogdan's Tod tun würde und vielleicht war das verrückt und egoistisch aber...nein, ich würde nicht ohne ihn leben können. Ich liebte unsere Kinder abgöttisch aber ohne ihn hätte meine Existenz einfach keinen Sinn für mich, so war das eben.
Als ich alles wieder verräumt hatte, ging ich zu Dejan's Wölfen, fütterte sie und danach wartete ich einfach. Ich würde immer auf ihn warten,das wusste ich, als ich in die Ferne starrte und die untergehende Sonne beobachtete.







Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt