Kapitel 28

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"Hast du schon mit Sergej gewettet schöner Mann?"
Ich überraschte Lazar tatsächlich, denn er zuckte kurz zusammen.
Er war alleine bei Luna, hatte sie gestriegelt und war sehr abwesend gewesen.
Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf.
"Nein, er gewinnt jede Wette." Sagte er abwesend.
Wir waren hier allein, mein Bogdan spielte mit Sergej Schach und ich nutzte diese seltene Gelegenheit.
Neven würde mich nicht belauschen, er wusste nur, dass ich hier war.
"War Nina eine Wette?" fragte ich leise und er fuhr zu mir herum.
Den Schock über meine Frage konnte er eine Sekunde nicht verbergen.
"Wie meinst du das Liebes?" Fragte er dann neutral, ganz gefasst.
Ich bewunderte diesen Mann sehr!
"Dann also nicht" sagte ich wieder ganz leise "weisst du Lazar, ich habe Sergej sehr lieb. Auf seine Art vergöttert er Nina und liebt sie. Nur würde diese Ehe nicht ohne dich funktionieren. Nina's Leben würde ohne dich nicht funktionieren. Du liebst Sonja und deine Kinder haben wohl den besten Vater, ein Blinder sieht wie sehr du deine Kinder liebst! Aber wie lange hat es gedauert, bis du Nina so weit verdrängt hattest, um Gefühle für eine andere Frau zulassen zu können?" fragte ich offen.
Für mich war es offensichtlich.
Anfangs wurde ich nicht aus Allem schlau aber es stand für mich schon lange fest.
Lazar sah mich ausdruckslos an und striegelte dann Luna weiter.
"Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen Lazar. Ich bewundere dich masslos! Und ich wollte dir meine Sicht auf das Ganze verdeutlichen. Nina kann mit Sergej alleine nicht funktionieren, das geht einfach nicht. Ihre Ehe wäre ein grosses und enttäuschendes Desaster ohne dich. Du bist es, zu dem sie ein tief verwurzeltes Vertrauen hat. Du warst es mit dem sie freiwillig nach Kanada geflüchtet ist. Du bist derjenige, der mit Sergej umgehen kann und der ihn gezwungen hat, liebevoll zu sein." Ich nervte mich ab mir selber, denn ich fand die richtigen Worte nicht!
"Was ich sagen will, auf meine sehr komplizierte Weise, ist, dass sie dich liebt. Alle deine Eigenschaften, die Sergej kopiert hat, liebt sie. Nur war sie damals so jung und dieses Brutale und Verletzte an Sergej hat sie wohl angezogen. Sie hat einen schlimmen Helferkomplex und ich glaube, also ich bin nicht sicher, aber ich glaube sie begreift das gar nicht. Könnte sie alleine mit ihm leben? Ohne dich um sie, der seine Wut in Zaum hält? Nein, das denke ich nicht. Dass sie in Kanada nicht schwach geworden ist, ihre Gefühle nicht verstanden hat, liegt daran, dass sie sich auf etwas versteift hat. Sie ist eine Meisterin im Verdrängen! Sie sah etwas Kaputtes in Sergej und das erinnerte sie an sich selbst, denke ich. Sie hat, glaube ich, ihre psychische Labilität für Gefühle gehalten. Sie liebt ihn zwar, aber sie liebt alles an ihm, was du ihm eingetrichtert hast. Sie könnte nie den ganzen Sergej lieben, davor verschliesst sie die Augen. Wenn sie jemanden im Ganzen liebt, dann bist das du. Du machst ihr Leben komplett, nein, du machst es perfekt und das bemerkt sie nicht, weil du es immer schon getan hast." Ich musste mich kurz räuspern denn seine Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an "weisst du schöner Mann, Sergej weiss das irgendwie. Er lässt sie nie aus den Augen, sie muss immer um ihn sein! Nur so verhindert er, dass sie mal klar sieht. Würde das geschehen, dann würde es ihn zerstören. Er könnte ohne sein Objekt der Besessenheit nicht mehr funktionieren. Er hat eine riesige Angst, dass sie in ihm das Offensichtliche sieht. Denn das könnte Nina nie so lieben, wie er es will."
Lazar atmete laut ein und rieb sich über die raue Wange.
Was für ein schöner Mann das nur war und wie selbstlos!
So lieben zu können, so selbstlos und nie etwas dafür zu verlangen, das war wahre Liebe!
Er gab alles von sich selbst auf, um Sonja und die Kinder glücklich zu machen.
Und er gab Nina das, was sie brauchte, ohne dass sie es merkte.
"Du musst gar nichts sagen Lazar, ich wollte nur, dass du das weisst und niemand wird es je von mir erfahren. Ich kann es mit meiner Liebe zu Bogdan vergleichen. Ich liebe alles an ihm! Ich liebe den Dämon, den Mörder und den wundervollen Mann. Ich liebe ihn, komplett. Das konnte Nina noch nie, denn sie konnte nicht mit dieser Seite seiner damaligen Welt umgehen. Diese Welt hast nur du abgemildert und sie perfekt für sie gemacht. All das Übel hast du aufgefangen so gut du konntest. Das tust du noch immer, für sie alle! Du bist der wundervollste und traumhafteste Mann den es gibt und es tut mir leid, hat sie das damals nicht gleich gesehen. Sergej kann sie alleine nicht glücklich machen, nicht mal zufrieden machen. Würdest du mit deinen Kindern eine Weile verschwinden, dann würde sie dir folgen. Du bist ihr Seelenverwandter, der Mann, der alles für sie möglich gemacht hat. Ihr Beschützer, ihr bester Freund und eigentlich bist du ihr Lebenspartner. Sie konnte fast drei Jahre ohne ihn leben aber könnte sie auch nur ein Jahr ohne dich leben? Das glaube ich nicht."
Ich runzelte die Stirn, denn ich hoffte sehr, das war verständlich.
"Du liebst Sonja, wie ich schon sagte, aber aus Schuldgefühlen hast du dich komplett aufgegeben und lebst nur noch für deine Familie. Befreie dich von den Schuldgefühlen wenn du kannst, denn die sind unnötig. Ich bewundere dich so sehr Lazar!" sagte ich leise und umarmte diesen Mann, der mehr Opfer gebracht hatte, als jemand sonst auf der Welt.
Und ich erlebte wie er seine Haltung aufgab, wie er mich fest umarmte und weinte.
"Ich danke dir Liebes, danke, dass du so gut über mich denkst!" Sagte er rau.
"Wie könnte ich über dich auch nur anders denken? Ich kann mir deinen Seelenschmerz nicht mal vorstellen." Flüsterte ich unter Tränen und blickte ihm dann in die Augen.
Wie Dejan's, nur voller Schmerz und Erinnerungen an all den Tod und die Grausamkeit, waren sie.
Er hatte an so vielen Gräbern gestanden und so viel verloren.
"Du musst mit Sergej wetten und ich gebe dir einen Tipp. Ich habe da so ein Gefühl!" Sagte ich dann und er lächelte sehr traurig, schüttelte den Kopf.
"Doch Lazar, wette mit ihm. Ich habe ein Gefühl und ich will, dass du gewinnst. Ausserdem bin ich an einem Buch dran, ich schreibe eine Geschichte. Die Namen sind natürlich anders aber...sie handelt von dir und ihr."
Ich hatte schon seit einem Monat damit angefangen und es tat gut, es aufschreiben zu können.
Er blinzelte kurz und nickte.
"Gut, wie soll ich wetten?" fragte er dann ergeben und ich gab ihm einen Tipp.


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