Kapitel 35

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Frustriert über mich selbst, schlug ich meinen Laptop zu und ging auf den Balkon um zu Rauchen.
Unser Lazar würde bald seinen dritten Geburtstag feiern, die Zwillinge ihre Zweiten und Maja würde ihren Jungen bald auf die Welt bringen.
Amy's und Neven's Tochter würde bald Zwei werden und Amy war wieder schwanger.
So viele Geburtstage standen bevor, so viel Freude und ich dumme Kuh hatte eine..
Nein, keine Schreibblokade.
Das ist das falsche Wort. Ich wusste genau was ich schreiben wollte nur sollte ich es nicht.
Ich hatte mein Buch so oft überarbeitet aber es war immer das Gleiche.
Ich verriet zu viel!
Die Namen hatte ich geändert, das Land auch aber...so viele Details waren wichtig und würden mich verraten.
Genau genommen, würden sie Lazar verraten.
Wenn es jemand ausser ihm in die Finger bekäme...
Dann wäre die Katastrophe vorprogrammiert!
Ich würde mit meinen Worten so viele Menschen verletzen.
Sonja, Sergej, Danijela, Stefan, Nikola, Jovan, Aleksandar.
Nina würde wohl zusammen brechen und Lazar...
Lazar würde noch mehr leiden.
Nein, ich würde dieses Buch nie beenden dürfen.
Sonja würde in ein paar Monaten gebären, sie war mit dem vierten Kind schwanger und ich Idiotin dachte an mein Buch.
Naja, eigentlich war das Buch schon vor 18 Monaten fertig aber ich traute mich nicht, es Lazar zu geben.
Sergej war zwar mein bester Freund aber er  belauschte immer alle und würde er es in die Finger kriegen...ich konnte mir vage vorstellen, was da ablaufen würde!
"Ich schwöre dir Nado moja, ich konnte dein Gehirn bis in die Küche hören. Was ist los? Freust du dich nicht auf die Insel?"
Ich war so in meinen Gedanken gefangen gewesen, dass ich bei seiner Stimme meine Zigarette fallen liess.
Mein Bogdan...
Ich liebte es ihn anzusehen.
"Nein mein schöner Mann. Darum geht es nicht. Ich freue mich, nur..." ich zuckte mit den Schultern und schaute weiter auf die schönen Berge.
"Nur was?" flüsterte er an mein Ohr.
Ich seufzte wohlig, bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper.
"Ich bin nur frustriert" gestand ich leise und er drehte mich so schnell um, dass mir schwindlig wurde.
"Das ist meine erste, und auch meine letzte Ehe, ich kenne mich da nicht so aus, aber eine frustrierte Ehefrau ist nicht gut für den Ehemann."
Er sagte das so trocken, dass ich einfach lachen musste.
"Das Bogdane,d hat nichts mit dir zu tun, ehrlich. Es geht um mein blödes Buch. Ich werde es löschen."
Irgendwie hörte ich mich traurig an und war es auch.
"Wieso denn? Ich habe mir alles durchgelesen, alle Entwürfe, und finde es sehr gut. Vor allem die Duschszenen, den Pool, den Whirlpool..."
"Ja natürlich, das kann ich mir vorstellen" unterbrach ich ihn, denn seine Stimme war mehr als Verrucht "du hast also heimlich alle Entwürfe gelesen?"
Er grinste mich Spitzbübisch an und nickte.
"Ja mein Engel und ich liebe es, wie du meine besonderen Qualitäten darstellst. Naja, eigentlich hast du ja Lazar in dem Buch gemeint, aber Nada, du hast unser komplettes Liebesleben beschrieben.
Es liest sich wie ein traumhafter Porno und deine Gedanken..."
"Porno? Das ist doch nicht dein Ernst? Scheisse, das muss ich löschen..." ich wurde richtig panisch.
"Oh nein! Du lässt das schön so sein. Es ist einfach nur schön zum Lesen und mein Ego ist doppelt so gross wie ich, wenn ich daran denke, wie du deine Gefühle beschreibst" sagte er selbstgefällig.
Stirnrunzelnd sah ich ihn an und grübelte lange.
"Dann muss ich alles löschen. Das sind meine Gefühle und meine Gedanken, die ich in Bezug auf dich habe. Was du in mir auslöst und das ist wahrscheinlich nicht okay. Ich meine, woher soll ich denn wissen wie Lazar als Liebhaber ist?"
Kopfschüttelnd seufzte ich frustriert.
"Quetsch doch seine Frau aus, wenn dir das Sorgen bereitet" meinte er nur grinsend.
"Ja klar und dann bekommst du einen Anfall, wenn ich es schreibe. Nein danke und darum geht es auch nicht. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, verstehst du?"
Ich klang sehr verzweifelt, merkte ich.
"Also ich kriege garantiert keinen Anfall, vertrau mir. Was ich da so gelesen habe...weisst du mein Engel, wenn eine Frau so über Sex schreibt, dann ist es ein grosses Kompliment. Wie es sich für dich anfühlt, was du für Gedanken hast, wie du mich siehst, also das ist mehr als schmeichelhaft."
Er grinste wie ein Hönigkuchenpferd und ich stutzte.
"Wusstest du das etwa nicht? Aber Bogdane, das ist ja genau mein Problem! Ich kann mir nicht vorstellen, mit Lazar zu schlafen. Alles was ich beschreibe, sind meine Gefühle für dich und was du in mir auslöst. Genau da liegt das Problem" murmelte ich nachdenklich "ich weiss auch nicht wie er nackt aussieht, ich habe keine Ahnung...ach, ich lösche es!"
Wieso mein Mann deshalb lachte, verstand ich nicht.
"Es ist doch egal Nado moja, schreib deine Empfindungen" er lachte einfach weiter.
"Wieso bist du nicht eifersüchtig? Wo ist mein Ehemann und was hast du mit ihm gemacht?" fragte ich todernst.
Das hier, diese Reaktion, war nicht typisch für ihn.
"Wenn du so über mich, über uns, schreibst, dann wäre ich der grösste Trottel, wenn ich eifersüchtig wäre. Du Nado moja, hast mit deinen Worten mein sehr stark ausgeprägtes Ego ins Unermessliche gesteigert" sagte er rau.
"Ich schreibe doch nur die Wahrheit und wie es ist. Warte, wolltest du das vielleicht von mir hören? Also das musst du mir schon sagen. Ich lobe dich gerne, wenn du das brauchst."
Vielleicht sollte ich mal ein paar Komplimente verteilen, wäre gar nicht falsch.
"Das brauche ich nicht" lachte er vergnügt "aber es war toll, es so zu lesen. Und es macht mich sehr glücklich, was ich in dir auslöse" sagte er rau und streichelte meine Wange.
"Das freut mich aber vielleicht sollte ich es dir trotzdem mal sagen. Jeder mag doch Komolimente" grübelte ich laut.
"Schreib nur weiter, das meine ich ernst. Wie du es dargestellt hast, wie ihre Begegnung ablief, wie du alles umgedreht hast...das ist sehr schön und Nina ist in deinem Buch, komplett anders. Nichts von der Verzweiflung ist spürbar. So wäre ihr Leben mit Lazar auch geworden" sagte er zärtlich.
Ich seufzte und sah in die schönsten Augen auf der Welt.
"Sollte Sergej das in die Finger kriegen..." doch er unterbrach mich.
"Nein mein Engel, das wird nicht geschehen. Schreib deine Geschichte, schreib sie so schön weiter und eines Tages, gibst du sie nur Lazar. Du wirst schon den richtigen Zeitpunkt erwischen" er räusperte sich und nahm mein Gesicht in seine Hände "aber jetzt brauchst du noch mehr Stoff für dein Buch" sagte er grinsend.
"Ach ja?" fragte ich verwirrt.
"Ja. Als ich so 20 war, habe ich eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Man braucht dafür Körperfarbe, eine Leinwand..."
"Warte, wo hast du diese Beobachtung gemacht?" fragte ich misstrauisch.
"Lazar hatte nicht abgeschlossen mein Engel und ich war sehr neugierig, was die Frauen so anzog. Das war echt ein Erlebnis, das kannst du mir glauben" sagte er vergnügt und mein Hirn ratterte.
"Dann weisst du wie er nackt aussieht? Wieso sagst du das denn nicht? Los, beschreib ihn" forderte ich ihn auf aber er lachte nur und schüttelte den Kopf.
"Mein Engel, du spinnst. Sag Sonja sie soll dir ein Foto schicken" lachte er weiter.
Foto?
"Ich soll ihr sagen, sie soll ihren Mann nackt fotografieren, und mir dann das Bild schicken?"
Ich zweifelte etwas an seinem Verstand.
"Ich bin mir sicher, sie hat sehr viele Fotos von ihm und auch Videos. Du musst wissen, Sergej stirbt fast vor Langeweile" grinsend küsste er meinen Mundwinkel.
"Dann hat Sergej sein Haus durchsucht und alles Mögliche gefunden? Sie haben ein Video?"
Wow, dachte ich nur.
Er nickte und lachte diabolisch.
"Ich muss Sergej anrufen. Er hat kein Schamgefühl und wird mir alles erzählen" aufgeregt zappelte ich herum und eilte zu meinem Handy.
Bogdan lachte nur noch mehr.
Was war denn so witzig?
"Sag ja nicht, dass ihr nicht mitkommt, nach Griechenland!" begrüsste mich mein bester Freund drohend.
"Du magst doch Menschen gar nicht, wieso bist so versessen darauf, dass wir mitkommen?" fragte ich ihn lachend.
"Dich mag ich und ich will meinen Nichten und meinem Neffen ihre Zimmer zeigen. Ausserdem ist Sonja so voll mit Hormonen, dass ich andauernd Babysitter spielen muss. Meine Fresse, ich dachte das hört mal auf aber nein, sie steigt kaum von unserem Pit Bull runter" erklärte er schamlos.
"Stimmt es Sergej, dass du Videos von ihnen gesehen hast?" fragte ich frech und brachte ihn zum Lachen.
"Das stimmt. Mir ist sowas von langweilig. Ich dachte, ich könnte ihn damit ärgern aber unsere liebe Sonja meinte nur, vielleicht könnte ich ja so noch etwas lernen" er lachte laut "und da gibt es echt eine Menge zu sehen! Nina ist fast in Ohnmacht gefallen, als ich es ihr zeigen wollte."
Das konnte ich mir vorstellen, dachte ich böse.
"Und hast du etwas gelernt bester Freund?"
"Das habe ich tatsächlich. Der Mann hat echt  Phantasie. Das mit der Torte habe ich ausprobiert. Tolle Sache!" meinte er nur ungerührt.
"Torte? Wo denn? Sergej du lügst doch" sagte ich absichtlich.
"Ich schicke es dir, dann siehst du, dass ich nicht lüge!" knurrte er und mein Bogdan lachte nur.
Ich wusste, wie ich ihn provozieren konnte.
"Du hast das Video auf deinem Computer Sergej? Schäm dich" sagte ich kichernd.
"Wieso soll ich mich schämen? Lazar hat es gedreht" er lachte leise "du solltest es jetzt bekommen. Viel Spass, oh und grüss meinen kleinen Bruder, bis nächste Woche."
Tatsächlich kam eine E-Mail und ich Depp öffnete sie auch noch.
Sergej färbte echt ab!
Was ich aber sah, war nicht zum Schämen.
Es war wunderschön um ehrlich zu sein.
Wie er Sonja fast verspeiste, wie er mit den Fingern über ihre Haut fuhr, wie er sie küsste, wie er lächelte...
Das hatte nichts Abstossendes oder gar Perverses, es sah einfach nur sinnlich, geniesserisch und wunderschön aus.
Wie konnte er sich nur so beherrschen?
Es war erstaunlich zu sehen, wie beherrscht er war, wie er Sonja an ihre Grenze brachte aber nie ein lüsternes Grinsen auf dem Gesicht hatte.
Sein Lächeln, dieses einmalige schöne Lächeln, rührte mich zutiefst.
Es kam mir vor, als würde ich einem Künstler zusehen, wie er ein Kunstwerk erschuf.
Lazar selbst sah aber aus wie das schönste Kunstwerk auf Erden.
Titan hatte Nina mal gesagt und das traf es ganz gut.
Die Venen an seinen Unterarmen, die Muskelberge, der wahnsinnig schöne, breite Rücken, die Venen auf seinen V-Muskeln und sein Glied.
Perfektion, fuhr es mir durch den Kopf.
Einfach nur perfekt, vollkommen.
"Kein Wunder kriegt Sonja nie genug von ihm" murmelte Bogdan hinter mir "sag mal mein Engel, haben wir noch Torte?" fragte er.
"Nein, ja, keine Ahnung. Wir haben Nutella, das weiss ich" antwortete ich abwesend.
Ich war weit weg mit meinen Gedanken und tiefe Traurigkeit überfiel mich.
Ich trauerte in Gedanken um eine Liebe, die es wohl nie geben wird.
Lazar und Nina, um diese Liebe trauerte ich in diesem Moment.
"Nutella klingt sehr gut" sagte mein Dämon fast atemlos.
"Wieso denn?"
In Gedanken formte ich eine Szene, die Lazar gerecht werden würde.
"Weil ich vorhabe dich zu verspeisen, gründlich."
Das brachte mich etwas durcheinander aber ich musste mir dann eingestehen, dass es  wundervoll klang.

Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt