Kapitel 17.1

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Wir flogen dann aber doch noch nach Kuba, mein Mann liess sich nicht davon abringen.
Und es war schön, mehr als schön.
Varadero war ein Traum!
Weisser Sanstrand, hellblaues Meer, 32° im Schatten und ein wundervoller Bungalow am Meer.
Wir waren komplett für uns und das war sehr schön.
"Ich glaube wir sollten hier nicht unbekleidet herumlaufen" murmelte ich grüblerisch vor mich hin.
"Wieso nicht? Wir sind ganz alleine hier, an diesen Teil des Strandes kommt niemand. Der ist nur für uns."
Tja, was sollte ich da schon sagen?
Er hatte überhaupt kein Problem damit.
Hätte ich auch nicht, wenn ich so einen Körper hätte!
Aber so, in der prallen Sonne...
Irgendwie fühlte es sich komisch an.
War ich verklemmt?
Es lag nicht an den Narben, für die schämte ich mich nicht.
Irgendwie war es etwas anderes und ich konnte nicht erklären was.
In zwei Tagen würden wir abreisen und ich konnte noch immer nicht fassen, wie wundervoll unsere Flitterwochen waren.
Bogdan, oh!
Bogdan wurde so braun, dass die Haut einen rötlichen Ton annahm.
Ich beneidete ihn darum und konnte mich nicht an ihm satt sehen.
"Komm mit mir ins Wasser, es ist herrlich. Ich kann es kaum erwarten, bis unser Pool fertig ist" sagte mein Mann und lächelte über das ganze Gesicht.
"Pool?" fragte ich verwirrt.
Hatte er mal davon gesprochen?
"Ja Pool. Im Wintergarten, beheizt für den Winter und eiskalt im Sommer. Nur leider dauert das noch eine Woche. Das sollte eine Überraschung für dich sein, aber wie ich sehe magst du das Wasser nicht besonders" räumte er nachdenklich ein und ich seufzte nur.
"Doch ich liebe das Meer und ich liebe es zu schwimmen" sagte ich leise "aber so nackt...keine Ahnung!" Es fühlte sich irgendwie komisch an.
"Und wieso? Es ist doch das Natürlichste auf der Welt, und es ist herrlich im Wasser"
Das war sicher so nur...
"Das ist es mit so einem Körper mein Mann. Aber ehrlich, so in der prallen Sonne und im Wasser und man sieht alles. Ich mag mich nicht besonders so in der Sonne"
Oh!
Das war es also!
Es war einfach so aus mir rausgeplatzt, ohne dass ich nachdachte und ich kapierte was mit mir los war.
Es war echt zu viel Tageslicht für mich!
"Jetzt reichts!" zischte Bogdan und warf mich einfach über seine Schulter.
Scheisse!
"Wie viel Kraft hast du eigentlich? Ich bin alles andere als leicht...." er biss mir tatsächlich in die Hinterbacke.
"Aua! Na beissen kannst du" gluckste ich über diese Situation.
Bogdan stand nun im Wasser und ich lag noch immer auf seiner Schulter.
Dann plötzlich tauchte er mit mir ab aber liess mich nicht los.
"Das Wasser ist doch herrlich mein Engel oder?" fragte er vor Sarkasmus triefend.
"Ja, vor allem wenn man über einer riesigen Schulter hängt. Dann ist es toll!" antwortete ich beissend und er lachte einfach.
So eine Frechheit!
"Was genau stört dich eingentlich an deinem Körper? Die schönen Brüste, der tolle Hintern oder die Narben? Nein, die Narben sind es nicht!" murmelte er vor sich hin und liess mich dann an sich runtergleiten.
Ich seufzte nur ergeben und sah ihn an.
"Du kannst es dir aussuchen, entweder sagst du mir was los ist oder ich kneble dich ans Bett und erfahre es so. Deine Entscheidung!" sagte er nur ungerührt und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Oh das sah so...
KONZENTRIER DICH DU DUMME KUH! schrie mein Gehirn mich an.
"Ach Sonja sagte schon ich soll mich mal fesseln lassen aber das geht doch nicht, meine Narben auf den Handgelenken sind zu grob und würden dann bluten" sagte ich sachlich und erntete einen komischen Blick dafür.
Diesen Blick kannte ich noch nicht.
"Sonja sagte das? Die schwangere Sonja?" fragte er sachlich.
"Ja Lazar's Frau, frag doch nicht so. Sie kann es kaum erwarten wieder mit ihm zu schlafen. Sie redete von Honig und Badewanne, Torte und allem Möglichen. Aber der springende Punkt ist..." doch er unterbrach mich.
"Der springende Punkt ist, dass ich diese Bilder nicht in meinem Kopf haben will! Mir ist egal was sie gesagt hat aber das will ich mir nicht vorstellen!" rief er aus.
"Wieso denn nicht? Was denkst du wie sie schwanger geworden ist?" fragte ich belustigt und er verdrehte nur die Augen.
"Aber das meinte ich nicht. Redest du darüber auch so offen wie sie? Weisst du, ich mag mich nicht besonders in dieser prallen Sonne und der Gedanke du würdest etwas Lazar erzählen oder so, das macht mich echt fertig."
Ich hatte kein Ahnung wie das bei Männern war.
Ich konnte nicht sehr offen darüber reden, auch Sonja hatte nichts so extrem detailliert beschrieben aber wie das wohl bei Männern war?
"Das kann doch nicht dein Ernst sein? Soll ich jemandem deinen Körper beschreiben? Und ausgerechnet Lazar!" donnerte mein Mann und sah mich schockiert an.
Ups!
"Ein Gentleman geniesst und schweigt Nada, so läuft das! Wieso sollte ich jemandem den Körper meiner Frau beschreiben?" fragte er ungläubig.
"Ich habe keine Ahnung was sich Männer erzählen. Ich höre nur was Frauen sagen und die sind sehr detailliert! Glaub mir, ich höre so Einiges im Supermarkt oder auch aus dem Wartezimmer."
"Detailliert? Du glaubst ich würde...okay jetzt reicht's! Das wird nie geschehen. Und ich fände es daneben, wenn du DETAILLIERT über uns sprechen würdest..."
"Das kann ich nicht und würde ich nicht, das hat auch Sonja nicht getan. Allerdings hat sie mich auf echt schöne Ideen gebracht aber darum geht es nicht" Ich atmete aus und sah ihn zerknirscht an.
"So in der Sonne siehst du echt ALLES! Ich weiss nicht wie die andere Narbe aussieht und es ist..." ich zuckte mit den Schultern.
Er fuhr sich über das Gesicht und sah mich dann weich an.
"Erstens, habe ich sehr gute Augen und habe schon alles gesehen. Diese Narbe sieht man nicht richtig und auch wenn, dafür kannst du doch nichts" Er räusperte sich und nahm mein Gesicht in seine Hände.
"Zweitens, siehst du einfach nur schön aus in meinen Augen. Ich liebe es dich anzusehen, überall. Was ist daran falsch?"
Keine Ahnung, ich hatte mich noch nie so exakt betrachtet.
"Dann das mit den Narben an den Handgelenken, das wird nicht schmerzhaft gemacht. Jedenfalls stelle ich mir das so vor. Denkst du ich könnte dich so fest fesseln bis deine Narben aufreissen? Das verletzt mich, denn dir könnte ich nie weh tun" sagte er ernst und sah mich eindriglich an.
"Ich habe keine Ahnung davon und weiss, dass du mir nicht wehtun kannst. Aber tun Handschellen nicht weh?"
Er lachte erstickt.
Was denn?
"Handschellen? Nein, ganz sicher keine Handschellen. Was ich eines Tages mit dir vor habe, hat nichts mit Handschellen zu tun!" raunte er und grinste mich spitzbübisch an.
"Du hast wahrscheinlich recht, ich denke zu kompliziert. Allerdings hat Sonja Honig erwähnt aber den mag ich nicht..." grübelte ich vor mich hin und zog die Stirn kraus.
Ich wusste nicht mehr, was ich eigentlich wollte!
"Ach ja? Der alte Mann ist ja echt noch gut in Form!" sagte Bogdan und lachte leise.
"Gut in Form? Meinst du gut bestückt? Das hat Sonja auch gesagt, also abartig, nein, extrem gut bestückt. Ist das wichtig für euch Männer?"
Er sah mich verdattert und irgendwie...eifersüchtig an?
Ich musste echt lernen, diese Blicke zu deuten.
"Du redest mit Sonja über unsere Schwanzgrössen?" zischte er und nun war ich verwirrt.
"Wieso sollte ich das tun? Sie hat mir doch nicht...also echt Bogdan du verwirrst mich! Du willst, dass wir ehrlich zueinander sind und jetzt siehst du, keine Ahnung, sauer aus?"
Langsam brannten mir die Schultern, merkte ich.
"Das heisst also, sie hat nur gewisse Sachen erwähnt und dabei kamt ihr auf Lazar's..."
"Sag nicht Schwanz, das ist ein Penis! Und nein, wieso sollten wir denn seinen Penis analysieren? Für Sonja und mich ist es nicht so leicht, uns körperlich zu öffnen. Wir sprachen über die Schwangerschaft, über unsere Gefühle und dass unser Liebesleben nichts mit dem gemein hat, was so eklig erzählt wird. Sie ist unfassbar glücklich mit Lazar, hat eine wundervolle Ehe und geriet ins Schwärmen.
Sie erwähnte, dass er im Bett etwas von einem gut bestückten Teufel und einem Heiligen hat, und sie es kaum erwarten kann, sich wieder schwängern zu lassen. Das war eigentlich alles, bis auf die Violine und das, ganz ehrlich, kann ich nicht erzählen! Aber egal, was meinst du mit in Form?"
Bogdan sah mich kritisch an und runzelte die Stirn, dann räusperte er sich.
"Wir ziehen ihn gerne auf, weil er älter ist als wir. In Form heisst, dass er für sein Alter echt gut in Form ist und anscheinend haben die Beiden eine Menge Spass" sagte er lachend und das verwirrte mich noch mehr.
"Für sein Alter? Ich glaube deine Augen sind nicht so gut wie du denkst. Hast du dir diesen Mann mal angesehen? Er sieht kaum älter aus als du, er ist gigantisch und anscheinend weiss er echt was er tut! Sonja findet, jede Frau sollte mit Lazar schlafen um DAS Erlebnis ihres Lebens zu haben aber darum geht es nicht..."
"Moment! Sonja findet das, aha. Du findest ihn, was? Attraktiv?"
Er wirkte neugierig.
"Attraktiv? Nein. Bogdan, der Mann sieht aus wie ein Griechischer Gott! Nina hat ihn mal nackt gesehen und etwas von Titan gesagt aber ich habe nicht hingehört, tut mir leid."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Weisst du, gerade jetzt, finde ich solltest du den Mund halten" sagte er ruhig und wieder stutze ich.
"Wieso denn? Warte, bist du eifersüchtig?"
Ungläubig sah ich ihn an und fing dann an zu lachen.
"Das ist nicht witzig! Wie soll ich denn bitte auf das alles reagieren?" grollte er tief und sah mich so richtig arrogant an.
"Auf was bist du denn eifersüchtig? Auf die Gefühle einer Frau zu ihrem Mann? Darauf, dass sich irgendwann in Kanada das Handtuch gelöst hat aus Versehen? Ich bitte dich! Sonja liebt diesen Mann und schwärmt von ihm. Nach dem, was ihr passiert ist, finde ich das wunderbar!"
Worauf sollte man denn da Eifersüchtig sein?
Sonja hatte eine schlimme Vergewaltigung hinter sich, wurde sogar schwanger aber dank Lazar liebte sie wieder und vertraute Menschen.
"Nein nicht darauf aber darauf wie du von ihm sprichst! Und wenn ich jetzt so nachdenke, wie du reagiert hast, als er Sergej..."
Ich hörte ihm nicht mehr zu denn das hatte mich jetzt verletzt.
Und ich war auch noch selbst schuld.
Ich schluckte nur und ging langsam aus dem Wasser.
Ich hatte wohl alles falsch gemacht und konnte ihn nicht fragen, was ich wollte.
Ich würde es auch nicht tun.
Wenn er so dachte, dann war ich einfach nur dumm und hatte echt keine Ahnung!
Ich hätte einfach die Klappe halten sollen.
Gefühlen folgen?
Ja klar Eli, ich folgte meinen Gefühlen, ich war ehrlich und nun war er böse auf mich.
Ich war echt unnütz!
Ich wickelte mich in das schöne Strandtuch und wollte eigentlich nur aus der Sonne.
Ich wollte ins Bett und so lange Schlafen, bis Bogdan dieses Gespräch vergessen hat!
"Warte, bitte! Ich wollte dich nicht..."
Aber ich schüttelte nur lächelnd den Kopf.
"Es ist in Ordnung, ich verstehe schon."
Ich wollte ihn nicht noch wütender machen und ich wusste nicht, wie lange ich die Tränen zurückhalten konnte.
Ich gab ihm einen Kuss auf die Hand und lief dann schnellen Schrittes in diesen blöden Bungalow.
Endlich drinnen, schloss ich mich im Bad ein und weinte dann lautlos.
Ich war so dämlich!
So eine Idiotin!
Ich wollte ihn nur fragen, ob es Unten einen Schaden angestellt hatte, was Marcel getan hat.
Ich hatte mich nie getraut hinzusehen.
Und bei meiner Untersuchung hatte ich den Doc nicht gefragt, hatte es vergessen.
Ich wusste nicht genau, wo alles gerissen war und bei einer Geburt...da riss öfter der Damm.
Ich wollte eigentlich nur das wissen und ihn fragen, was er für Phantasien hat.
Ich wollte nur ihn und ich wollte, dass er glücklich war.
Phantasien hatte ich nicht gerade.
Aber anscheinend war ich einfach dämlich, bin vom Thema abgekommen und nun war er sauer.
Ich würde ganz einfach die Klappe halten und den Doc fragen, wenn wir zu Hause ankamen.
Bogdan sollte die letzten Tage noch geniessen und ich wollte sowieso nur bei ihm sein.
Ich wusch mir das Gesicht, zog mein kurzes Sommerkleid an und wollte mich hinlegen.
Auf dem Bett sass mein Mann und sah mich nur an.
Ich lächelte und legte mich dann hin.
"Tut mir leid, ich bin etwas müde. Ist es okay wenn ich etwas schlafe?" fragte ich leise und er nickte.
"Natürlich, dafür sind Flitterwochen doch da."
Er klang irgendwie abwesend aber wenigstens nicht mehr sauer.
Ich schloss meine Augen und schlief schnell ein.
Das konnte ich wenigstens gut!

Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt