Nikola,Lea, Stefan:
"Wie geht es dir Lea? Ich meine nicht die Schmerzen Kleine, wie geht es dir?" Lea war ohne zu fragen mit mir gekommen,sie sass ruhig auf dem Beifahrersitz und betrachtete ihre Umgebung. Sie konnte schon viel besser sprechen, hatte deutlich weniger Schmerzen, aber sie sah sehr müde aus. Etwas machte ihr zu schaffen, aber sie traute sich wohl nicht, es offen zu sagen. Ich wusste, dass sie uns alle mochte. Onkel Bogi mochte sie besonders und natürlich meinen Vater. Er scherzte viel mit ihr, machte ihr Steaks und sprach auch viel Englisch mit ihr. Tante Nada war mit ihr shoppen, ermutigte sie Bücher auf Englisch zu lesen und verhätschelte sie. Nur eben...es schien, als wollte sie niemanden belästigen, deshalb sprach sie sehr wenig über ihre Gefühle. "Mir geht es gut Nikola, danke dass du fragst" antwortete sie leise. Das sagte sie immer. "Weisst du Rotschopf" fing ich wieder an und brachte sie damit zum Lachen "das sagst du immer, aber so ganz glaube ich dir das nicht. Was ist los Kleine?" Sie sah mich kurz zerknirscht an, aber dann zuckte sie mit den Schultern. "Weisst du Kleine, ich glaube, die Familie kann einem richtig einschüchtern. Es sind wirklich sehr viele Menschen, wir sind fast alle miteinander verwandt, wir sind laut und irgendwie, sind bei uns allen ein paar Schrauben locker." Das brachte sie wieder zum Lachen und ich hoffte, sie würde ihre Scheu so ablegen. Ausserdem hatte ich unseren chaotischen Familienhaufen, sehr gut beschrieben. "Nein Nikola" sagte sie lächelnd "ich bin nicht eingeschüchtert, ehrlich nicht. Es ist nur so, dass ich mich wahnsinnig wohl fühle hier. Das ist das erste Mal in meinem Leben so und...weisst du, ich habe angst" flüsterte sie am Schluss kaum hörbar. "Wovor Lea? Was macht dir Angst?" fragte ich so lieb wie ich nur konnte. "Was wenn sie mich mal satt haben? Vielleicht wollen mich Nada und Bogi ja bald nicht mehr...das macht mir angst. Weisst du, mir ist das grosse Haus und das alles unwichtig, aber ich fühle mich, zum ersten Mal, als wäre ich ein Teil einer Familie. Dein Vater...Nikola, er ist so ein lieber Mann. Er macht mir immer soooo tolles Essen, so etwas kannte ich nicht. Im Heim gab es immer nur, naja, einfaches Essen, nie so etwas Gutes wie bei Lazar. Nada macht tolle Torten, ich habe sehr viel Kleidung und ich darf diese wunderschöne Bibliothek benützen. Ich glaube, also ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich will mich nicht zu sehr an das Alles gewöhnen. Die Menschen auf dieser Ranch sind alle toll und so lieb. Vor allem die anderen Kinder sind, sie sind so nett. Sie lachen mich nicht aus, weil ich so klein bin. Sie lachen mich nicht aus, weil ich schlecht rechnen kann oder weil ich so rote Haare habe. Verstehst du? Ich habe angst, dass mir das alles wieder genommen wird. Hier schlägt mich niemand, Bogi sieht mich nicht so an, wie andere komische Männer. Er ist so lieb Nikola, er liebt seine Kinder, deine Brüder und Dejan's Kinder. Er lässt mich immer bei jedem Spiel oder Ausritt mitmachen, er will mir das Schwimmen beibringen. So viel Fürsorge bin ich nicht gewohnt, aber es ist wunderschön. Und dann ist da noch der kleine Božidar" sagte sie wehmütig "er ist so ein süsses Baby, ich liebe es, ihn zu halten. Dann aber denke ich, ich sollte mich nicht zu fest an ihn gewöhnen, denn ich wieder gehen muss, dann wird es schlimm weh tun" schloss sie traurig ab, und ich sah, wie sie angestrengt schluckte, und dann einfach durch das Beifahrerfenster sah. Ich musste ihre Worte erst sacken lassen. Sie hatte keine Zuneigung gehabt im Heim, kein gutes Essen, wenig Kleidung, keine Familie...das tat weh, so etwas war fürchterlich. Sie hatte von Anfang an, keine Chance bekommen und jetzt, da sie alles haben könnte, hatte sie angst. Das war mehr als verständlich und sie hatte recht, wir hatten alles. Ja, wir hatten wahnsinnig viel Unglück gehabt, aber wir hatten alle immer uns. Unser Vater uns unsere Mutter, hatten uns immer geliebt. Egal was sonst war, wir wussten, wir wurden geliebt. Wir hatten immer genug gutes Essen, Geld für die Schulen und immer tolle Kleidung. Für uns war es normal gewesen, dass wir überall in den Urlaub konnten. Zwar wurden wir immer bewacht, wegen Sergej's Feinden, aber wir hatten sehr viel von der Welt gesehen. Lea hatte zum ersten, Menschen um sich, die sie als ihre Familie ansehen könnte, und das machte ihr angst, natürlich. "Weisst du Rotschopf, ich glaube, diese Angst ist unbegründet. Wenn du uns als deine Familie willst, dann wirst du uns auch nicht mehr los. Es ist deine Entscheidung Kleine und ich weiss, dass Onkel Bogi und Tante Nada, dich bei sich haben möchten. Sie lassen dir einfach Zeit, dass du dich an alles gewöhnst, und dass du entscheidest, ob du sie als deine Eltern willst. Sie werden dich nicht weg schicken" sagte ich sanft und hielt dann an. Wir waren schon beim Krankenhaus und ich wandte mich ihr jetzt ganz zu. Sie seufzte laut und sah mich dann traurig an. "Bogi hat mich gerettet Nikola. Wäre er nicht gewesen, dann hätten mir diese Männer sehr weh getan. Zwei der Männer sprachen Serbisch und ich hörte, wie sie über mich verhandelten. Sie waren keine guten Menschen Nikola, sie waren böse. Sie haben diese anderen Mädchen schlimm behandelt und wäre Bogi nicht gekommen, dann hätte ich das Gleiche durchmachen müssen. Ich bin ihm so dankbar, aber ich habe angst, dass Nada und er sich vielleicht vor mir ekeln. Nicht jetzt, aber vielleicht später. Was, wenn ich etwas falsch mache? Was, wenn ich schlechte Noten bekomme? Ich möchte so gerne bei euch allen bleiben Nikola, aber ich muss das von Bogi und Nada hören. Ich möchte sehr gerne, ein Teil dieser Familie sein" flüsterte sie. Sie sah mich unsicher an, und wie unser Jovan, zuckte sie dann mit den Schultern. Sie musste es hören, natürlich. So ein empfindliches Mädchen brauchte die Gewissheit und die würde sie bekommen, dafür würde ich sorgen. "Lea, lass uns jetzt mal zu Stefan gehen. Um alles andere, kümmern wir uns danach, aber ich kann dir versichern, dich schickt niemand weg." Sie nickte zögernd und atmete dann zittrig aus. "Danke Nikola, dass ich mitkommen durfte. Ich hoffe, ich kann dir mit Stefan helfen" murmelte sie dann unsicher. Sie lief neben mir mit, staunte über die Grösse des Krankenhauses und lächelte dann, als wir an einer Familie vorbei gingen. "Lea, ich muss dir aber noch etwas erklären. Stefan's Ex Verlobte ist an einige Maschinen angeschlossen. Ihr Gehirn lebt nicht mehr, deshalb braucht sie diese Maschinen. Ohne das alles, würde das Baby in ihr nicht überleben. Wenn es dir zu viel wird, dann gehen wir sofort, okay?" erklärte ich ihr, bemüht um einfachere Wörter, und sie nickte. Alles konnte ich ihr nicht sagen, aber das brauchte es auch nicht. Sie würde eines Tages alle verstehen und wissen. Ich klopfte an die Zimmertüre und ging dann, gefolgt von Lea, hinein. Stefan sah mich zuerst mit müden Augen an. Er sass im Sessel neben dem Bett, wirkte verloren und wieder zog sich mein Herz zusammen. Meinem Bruder ging es gar nicht gut. Als er Lea sah, runzelte er zuerst die Stirn, aber dann zwang er sich zum Lächeln. "Hallo Lea, das ist eine Überraschung, dich hier zu sehen" sagte er mit rauer Stimme. "Ich hoffe, ich störe dich nicht Stefan, ich wollte nur sehen, wie es euch geht" sagte sie ihm leise und blickte dann zu Danijela. "Stef, ich lasse Lea kurz bei dir, ich muss telefonieren. Ich bin im fünf Minuten wieder da Kleine." Sie nickte und ging dann zögerlich auf das Pflegebett zu. Als ich die Tür hinter mir schloss, hoffte ich inständig, dass sie etwas bei Stefan bewegen könnte.

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Hope Hoffnung Nada
Любовные романыKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...