Hope Hoffnung Nada

Kapitel 59.2

"Was soll denn der Scheiss Lazo? Du gehst jetzt, dann willst du niemanden sehen und erst Morgen dürfen wir das Baby sehen? Wieso denn das? Hast du einen Hirnschaden?"
So empört wie Bogdan gerade Lazar ansah, riss ich mich sehr zusammen um nicht zu lachen. Ich gab mein Bestes.
"Was daran verstehst du nicht? Ich fahre jetzt ins Krankenhaus und werde beim Kaiserschnitt dabei sein. Danach bringe ich unser Baby nach Hause, werde es mit meiner Nina alleine bestaunen und morgen Abend könnt ihr es dann sehen. Was ist denn daran so schwer verständlich? Ihr werdet alle meine Jungs bei euch behalten bis morgen Abend, so haben wir Ruhe" erklärte Lazar zum dritten Mal sehr langsam, ganz so als hätte mein Bogdan den Hirnschaden. Ich konnte Lazar verstehen und fand das völlig normal. Naja, so normal das eben in dieser Situation möglich war.
"Findest du das nicht etwas egoistisch? Immerhin haben wir alle bei diesem emotionalen Scheisshaufen mitgemacht und haben ein Recht darauf, das Baby gleich zu sehen. Ehrlich Lazo, das ist gemein" murrte Bogdan beleidigt weiter.
"Egoistisch? Nina und ich sollen egoistisch sein? Bogi du solltest zum Psychiater, gleich jetzt! Wir können unseren Kindern nicht sagen, dass sie anwesend ist. Wir hatten nie eine Chance auf ein Leben zusammen, auf unsere Liebe oder auf gemeinsame Kinder. Jetzt, irgendwie, ist sie aber da und wir wollen nur etwas mehr als 24 Stunden alleine mit unserem Kind sein und das findest du egoistisch? Sie wird unser Kind nicht einfach vor den Jungs halten können, sie wird es nicht in den Schlaf wiegen können, sie wird immer warten müssen bis niemand da ist und du bezeichnest uns als egoistisch? Weisst du was Bogi, du kannst mich mal kreuzweise am Arsch lecken! Schäm dich für deine Worte, denn Nina und ich haben nur diesen einen Tag um ganz alleine unser Neugeborenes zu geniessen. Du bist am Verblöden Bogi, ehrlich. Denk besser mal nach, bevor du solchen Mist redest" knurrte Lazar Bogdan an und wandte sich dann zu mir. Bogdan schloss mit verzogenem Mund die Augen und ich konnte ihm ansehen, dass er nicht an das gedacht hatte.
"Liebes, kannst du bitte einfach Stefan davon abhalten bei mir aufzutauchen? Die Kleinen denken, ich wäre erst morgen wieder da und Nikola versteht vollkommen, dass ich einen Tag eine Auszeit brauche aber Stefan...Danijela nervt ihn damit, dass sie das Baby unbedingt sehen will und ich will das einfach nicht. Nina soll nur einen Tag die Mutter unseres Kindes sein ohne die ganze Meute. Kriegst du das hin?" fragte er sichtlich verletzt von Bogdan's Worten. Ich sah ihm an, wie Nahe ihm die Worte gegangen waren. Mein Bogdan hatte nicht überlegt, was das alles auch für Lazar bedeutete. Wie sehr musste ihm das alles nur weh tun? Er musste sich Zeit erschleichen und seine Kinder anlügen, damit er und Nina einen Moment nur eine Familie sein konnten.
"Mach dir keine Sorgen um Stefan, ich habe da schon eine Idee. Es wird dir vielleicht nicht gefallen, aber..." doch er lächelte nur leicht. "Egal was du machen musst Liebes, halt ihn und meine schwangere Tochter vom Haus fern. Ich danke dir, wir sehen uns dann morgen Abend" verabschiedete er sich ohne Bogdan auch nur anzusehen.
"Lazo warte, ich bin ein Idiot" setzte Bogdan an, als Lazar sich umdrehte und ihn enttäuscht ansah.
"Ja Bogi, du bist ein Idiot. Das ist das einzige Vernünftige was du in der letzten halben Stunde gesagt hast" blaffte Lazar und ging.
Tja, das war dann wohl in die Hose gegangen.
"Ich bin so ein verdammter Idiot, ich habe einfach nur an mich gedacht. Ich bin echt fasziniert, wie das mit der Leihmutterschaft abgelaufen ist und wollte das Baby unbedingt sehen, da ist mir Geist Nina völlig entgangen. Scheisse mein Engel, er ist echt sauer" murmelte mein Mann niedergeschlagen und zündete uns eine Zigarette an. Er setzt sich und blickte dann genervt in die Ferne.
"Das weiss ich. Für dich ist dieses Baby ein Phänomen, schon klar. Mach dir nicht zu viele Gedanken, Lazar ist nicht nachtragend und wenn du mir hilfst, wird er das schon Morgen vergessen haben. Versprochen" sagte ich im aufmunterndem Tonfall.
"Was hast du denn ausgeheckt?" fragte er argwöhnisch.
"Naja, Danijela und Stefan werden sich zuerst um all die Kleinen kümmern. Sie werden alle bockig sein, weil das Baby erst Morgen zu sehen sein wird. Das wird die Zwei sicher bis zum Nachmittag beschäftigen. Danach werde ich mit Maja und Danijela zum Friseur gehen und absichtlich bei einem Babyaustatter halten. Du wirst Stefan meine alten Schwangerschaftsbücher vor die Nase knallen und ihm dann erklären, dass das alles Blödsinn ist. Danach, und das ist sehr wichtig, wirst du ihm die Kaiserschnittgeburt der Mädchen zeigen und dann seine Geburt. Das wird ihn lange beschäftigen und er wird dann verstehen, dass Lazar seine Ruhe braucht. Sollte er aber Morgen trotzdem auf die Idee kommen, sich weg zu schleichen, dann darfst du ihn knebeln und fesseln" zählte ich auf und brachte ihn damit zum Lachen.
"Du solltest auch mit Danijela reden Nado. Versteh mich nicht falsch aber sie ist ätzend gerade. Ich weiss, die Hormone aber sie macht alle wahnsinnig. Sie ist, um es einfach auszudrücken, verwöhnt. Stefan behandelt sie wie eine Heilige, Lazar ist sowieso schwach wenn es um Schwangere geht, Dejan und Maja haben genug um die Ohren und Nikola...also Nikola wird bald explodieren wenn sie nicht aufhört. Sie kommandiert alle herum und verdirbt ihm so seine Liebesbriefe. Bring sie zur Vernunft sonst wird das ausarten. Ich will nicht, dass sie einen Keil zwischen Nikola und Stefan treibt aber so wie sie sich verhält, könnte das bald geschehen" sagte er nachdenklich und ich nickte vorsichtig. Da war etwas Wahres dran. Danijela war in den letzten paar Wochen unausstehlich geworden und wollte nicht sagen was los war.
"Was hat Nikola dir gesagt mein Schöner?" Er wusste etwas, da war ich ganz sicher. Bogdan seufzte und sah mich dann ernst an.
"Er will keinen Streit verursachen und hält sich im Hintergrund aber er wird nicht zulassen, dass Jovan Danijela's Sklave wird. Nado, Nikola ist fast täglich 18 Stunden auf den Beinen. Er beschäftigt sich mit seinen jüngeren Geschwistern, er lernt mit ihnen, er trainiert und er ist fast immer alleine in der Musikschule. Er hat sie praktisch alleine mit Lazar renoviert und mit Jovan macht er gerade die Flyer. Die Eröffnung ist nächsten Monat, die Hochzeit in 10 Tagen und eigentlich sollte Stefan ihm helfen aber Danijela kann nicht mal 10 Minuten ohne Stefan sein, ausser sie geht heimlich ihre dämliche Mutter besuchen. Stefan kann ihr nichts abschlagen, er will nicht wie Sergej sein aber Danijela..." "sie nutzt ihn aus und übertreibt es, ich verstehe mein Schöner. Kann Nikola deine Hilfe gebrauchen?" unterbrach ich ihn. Das Gespräch mit Danijela würde nicht angenehm werden, das stand fest.
"Ich habe geholfen solange er mich liess aber er möchte das alleine hinkriegen. Was er aber eigentlich will, ist seinen Bruder an seiner Seite. Stefan und er, sie brauchen sich und es war abgemacht, dass sie die Musikschule gemeinsam leiten. Versteh mich nicht falsch, Nikola ist nicht eifersüchtig, er ist enttäuscht. Danijela hat keine Risikoschwangerschaft, es geht ihr prima. Bald werden sie auch das Geschlecht erfahren und eigentlich sollte sie etwas einsichtiger sein. Sie muss sich ja auch nicht um die Hochzeit kümmern und das Hochzeitskleid wurde ja schon geändert, damit es den Bauch nicht einengt. Verstehst du? Sie macht eigentlich nichts, ausser Jovan herum zu kommandieren, sich zu beschweren, an Stefan zu kleben und sie ist sehr gemein zu Nikola. Sie will ihn aus ihrem Leben ekeln, denke ich. Das ist nicht gut, da stimmt was nicht" sagte er ernst.
"Ich werde sehen was ich tun kann" versprach ich aber ich war auch genervt. Ich konnte mir denken, was da los war.