"Ich habe es endlich verstanden Bogdane" flüsterte ich meinem Mann zu. Das Reden tat noch weh und ich hatte bis jetzt nur ein paar Wörter mit Bogdan gewechselt. Jetzt aber musste ich reden, ich musste es ihm erzählen. Mein Mann sah sehr müde und mitgenommen aus, ich wollte ihn nicht noch mehr belasten, aber ich musste ihm das Erlebte erklären, ich musste!
"Nado" sagte er zärtlich lächelnd "gerade kann ich deinem Gehirn nicht folgen. Ich bin ausgelaugt und einfach nur erleichtert, bist du am Leben. Erkläre es mir bitte, aber mit einfachen Worten, denn mein Gehirn ist wie aus Brei gerade" witzelte er müde. Es tat mir furchtbar leid, dass er das alles hatte mitansehen müssen und dass er so litt.
"Ich weiss. Es tut mir leid Bogdane, so leid" flüsterte ich. Er lächelte leicht während er meine Wange streichelte. Er wollte keine Entschuldigung hören, er wollte nur dass es mir gut ging, das wusste ich. "Erzähle es mir Nado, ich bin seit Tagen neugierig. Was hat sie dich sehen oder erleben lassen?" fragte er nur ruhig. Kaum zu glauben, aber Nina hatte ihm wirklich nichts gesagt. Wie konnte sie nur immer so dicht halten? Ich konnte schwer etwas vor Bogdan verbergen. Die Klappe halten konnte ich auch nicht immer...was wollte ich noch mal? Ach ja!
"Ich habe ihre Gefühle verstanden, alles was sie in Bezug auf Lazar fühlt. Seine Gefühle auch" sagte ich bedächtig und starrte blind vor mich hin "es ging nie um Sex, Leidenschaft oder Begehren. So war das nie. Du hast etwas in Kanada beobachtet, dachtest es läge daran, dass die Zwei sich so ähnlich sind aber es ist nicht nur das. Wir haben das Vergnügen, zwei Menschen zu kennen, die vollkommen selbstlos und bedingungslos lieben können. Verstehst du?" Er runzelte kurz die Stirn als ich ihn anschaute und zuckte mit den Schultern. "Nado, wir lieben uns auch so. Was ist daran anders?" fragte er etwas arrogant, was mich zum Schmunzeln brachte. "Das tun wir mein Mann nur...es ist anders. Bei den Beiden, ging es nie darum, den Anderen zu wollen und ihn zu Tode zu Vögeln vor lauter Lust auf ihn. Nein, so war das nicht. Es ist mit der Liebe zu einer besten Freundin zu vergleichen, oder der bedingungslosen Liebe die Kinder empfinden. Es fehlt die sexuelle Komponente, verstehst du? Wenn man liebt und miteinander schläft, dann kommen automatisch wirre Gedanken auf. Man will den Partner nicht enttäuschen, man hat angst zu versagen und man wird eifersüchtig. Das macht die sexuelle Komponente, der animalische Instinkt in uns, die geliebte Person besitzen und nicht verlieren oder enttäuschen zu wollen" erklärte ich vorsichtig das Erlebte. "Hm, und bei den Beiden...wieso ist das anders bei ihnen?" fragte er interessiert. Ich räusperte mich kurz und sammelte meine Gedanken. Das war wirklich schwer zu erklären.
"Wenn die sexuelle Komponente entfällt, wenn das Begehren nicht möglich ist, dann liebt man anders. So wie man sich das Glück für die beste Freundin wünscht oder wie ein Kind seine Eltern einfach liebt, ohne Hintergedanken, Eifersucht und Selbstsucht. So lieben die Zwei Bogdane, sie lieben einfach und erwarten nichts dafür zurück. Nina war schon immer so gewesen, sie kann gar nicht anders, aber Lazar hat das irgendwie von ihr übernommen. Liebe hat bei Ihnen nichts mit Sex zu tun, es ist sogar vollkommen unnötig." Ob das für einen so leidenschaftlichen Mann überhaupt nachvollziehbar war? "Weisst du Nado moja, das hat sich in ihrem Tagebuch anders gelesen" brummte er dann grinsend. Nein, nicht nachvollziehbar, dachte ich ergeben.
"Sie hat es mich sehen und fühlen lassen..." fing ich an doch er lachte auf "Sie hat dich das sehen lassen? Echt? Wie war es?" fragte er lachend, doch ich konnte nur die Augen verdrehen. Männer, echt!
"Die Emotionen der Beiden, die Sehnsucht einfach ehrlich sein zu dürfen, die Liebe...ich konnte nicht lange in dieser Erinnerung verweilen, denn ich will Lazar nicht so sehen! Aber Bogdane, es ging weit darüber hinaus, den anderen zu wollen und sich zu verlieren. Es hat mich fast umgehauen, wenn ich ehrlich bin. Nicht die Erregung, die Lust oder sonst was hat sie angetrieben. Sie wollten einfach...naja, sie wollten Eins sein. Nicht ihre Körper sind miteinander verschmolzen, es war ihr beider Geist, ihre Seelen. Sie wollten sich nie wieder los lassen, weil sie begriffen hatten, dass sie ohne einander nicht leben können. Weil sie sich aber von einander lösen mussten, verzichteten sie dann wieder auf ihr gemeinsames Glück. Sie hielten ihre Gefühle versteckt und wünschten dem Anderen nur das Allerbeste. Lazar hat, naja, er hat versucht das Erlebte mit Nina zu wiederholen. Er wollte diese Empfindungen mit Sonja haben, er wollte es fast schon erzwingen, aber es ging nicht. Nichts kam an die damaligen Gefühle heran. Es hatte nichts mit dem Akt an sich, mit dem Körperlichen zu tun. Er hat das lange nicht begriffen, doch Nina...Nina wusste es. Es war ganz klar, dass sie, ihre Seele und ihr Körper, immer ihm und zu ihm gehören würden. Und deshalb hat sie auch nie etwas bereut, verstehst du? Es war leicht für sie, denn sie wollte ihn nur glücklich sehen und ihn beschützen und genau diese Gefühle, sind ausschlaggebend. Genau wie sie die Jungs immer liebte, unschuldig und rein, genau so liebte sie auch ihn und wollte sie alle beschützen. Diese Art zu Lieben hat Lazar dann einfach entwickelt und...naja, sie liebten wie zwei unschuldige Kinder. Ohne Eigennutz und eigenes Interesse. Nina hat mich zum Schluss sehen lassen, wie meine Eltern nach meinee Geburt für mich gefühlt haben...." ich musste abbrechen, denn er packte mich fest an den Schultern. "Wie bitte? Was hat sie? Wie ist das möglich?" fragte er fassungslos. Was hatte er denn? Seine Augen waren riesig, er sah sehr aufgeregt aus. "Das weiss ich nicht Bogdane, keine Ahnung wie sie das angestellt hat, aber es ist genau mit so einer Liebe zu vergleichen. So wie wir unsere Kinder bedingungslos lieben, sie beschützen und immer nur glücklich sehen wollen, so liebten die Zwei sich und tun es noch immer." In Gedanken dachte ich an all die Szenen aus ihren Erinnerungen und mir war klar, dass diese Liebe einmalig ist.
"Dann denkst du also, nur sie können so lieben?" fragte er leise. "Ich glaube schon Bogdane. Sie sind, und waren, schon immer anders. Ich würde dich nie teilen, ich würde jeder Frau die Augen auakratzen, müsste ich ihre Annäherungen mit ansehen. Und du, tja, du würdest alle töten. So sind wir. Wir lieben uns aber wir lieben uns auch egoistisch, doch die Zwei...kein Egoismus, keine Erwartungen, nur reine, unschuldige Liebe" murmelte ich nun traurig. Das alles war einfach ungerecht. "Sieh mich mal an Nado moja" bat er mich "wenn du mich fragst, ist genau das ihr Problem gewesen. Tut mir leid, aber sie hätten egoistischer sein sollen und Lazar hätte Nina einfach verschleppen sollen. Den Psycho abknallen und mit Nina und den Jungs ein Leben beginnen sollen. Hätte er dieses Problem effizienter gelöst, dann hätten wir jetzt nicht den ganzen Schlamassel. Nela wäre nicht ein toter Brutkasten, Stefan und Nikola würden nicht so leiden und Nina wäre am Leben" meinte er sehr überzeugt. Hm, schade, dachte er so darüber. "Ach Bogdane, aber dann hätte Lazar seine Kinder nicht, der kleine Boki wäre auch nicht da und du hättest Jovan nie kennengelernt. Das Leben der Beiden hatte einen Grund, es musste so sein, das ist mir nun klar. Auch ihre Anwesenheit jetzt, das hat seine Gründe" murmelte ich weiter. Meine Stimme brach, denn es tat weh, an das Ende zu denken.
"Wenn das so ist, wieso bist du dann so traurig mein Engel?" Wieso..."Weil Nina nur eine begrenzte Zeit hier hat. Sie wird gehen müssen, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt hat und das macht mich traurig. Sie wird uns bald verlassen, das konnte ich spüren, und das tut mir unglaublich weh. Unser Schutzengel wird gehen..." flüsterte ich unter Tränen. Doch ich meinte jedes Wort so, wie ich es gesagt hatte.
"Schutzengel? Sie ist unser Schutzengel?" fragte er ungläubig. "Hm, naja, nicht ganz. Es ist eher so, dass Lazar und Nina...also sie waren die Schutzengel des jeweils anderen. Jetzt versucht sie uns zu schützen, so gut sie eben kann und darf. Lazar hingegen...er wird wohl immer der Beschützer sein, so ist er einfach." Das Reden und Denken machten mich müde und die Traurigkeit lastete schwer auf mir. Ich konnte nicht mehr und schloss meine Augen. "Schlaf mein Engel, ruh dich aus, wir reden Morgen weiter." Ja, Morgen. Für mich gab es ein Morgen, und dafür war ich unglaublich dankbar.
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Hope Hoffnung Nada
RomanceKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...