Bogdan:
Hamburg war feucht, neblig und kalt.
Aber verglichen mit meinem Zuhause, war es warm.
Dieses Mal war ich nicht der liebe Bruder, der höflich klingelte und vor der Türe wartete, bis man ihm die Tür aufmacht.
Nein, das fand ich albern, ich war das, was ich halt war.
Sergej's Anwesen kannte ich auswendig, ich kannte seinen Verstand und auch den von Lazar.
Es war sehr einfach, unbemerkt in das Innere zu kommen.
Lazar's Männer waren sehr gut aber sie waren nicht so wie wir.
Oder besser gesagt wie ich.
Lange hatte ich diese Kleidung nicht angehabt, lange hatte ich meine Spielsachen nicht mehr poliert und gebraucht.
Etwas gelangweilt ging ich durch die Terrassentür und setzte mich an den Gartentisch.
Der Pavillon, unter dem ich sass, machte das ganze niedlich und brachte mich zum Grinsen.
Ich breitete meine Messer und mein Lieblibgsskalpell vor mir aus und fing mit dem Schleifen an.
Man verlernt es einfach nicht, dachte ich belustigt.
Nein, so etwas konnte man nicht verlernen und ich schleifte fast schon liebevoll über die Klingen.
Diese routinierten Bewegung, das scharfe Geräusch, und die Erinnungen, hatten etwas sehr Beruhigendes.
Ich mochte die Klingen, ich mochte es, wie sich die Messer in meinen Händen anfühlten. Als wären sie eine tödliche Verlängerung meiner Finger.
Wie sagte Milan mal?
"Junge, du musst es lieben, du musst es fühlen und alles können. Jemanden abknallen ist leicht aber aus dem Tod ein Kunstwerk machen, das kann nicht jeder."
Fast schon zärtlich hatte er das gesagt und die Vorstellung, wie ich mit beiden Händen tötete, hatte ihm ein perverses Vergnügen bereitet.
Tatsächlich konnte ich ihn verstehen, es war herrlich, das Leben eines Anderen in seiner Hand zu haben und dabei zuzusehen, wie der Atem aus deinem Opfer weicht.
Wie die Angst in ihren Augen sie bewältigte und dein Anblick das Letzte war, was sie sahen.
Ich hatte ihnen gerne in die Augen gesehen dabei. Marcel hatte ich sehr gerne in die Augen gesehen, als ich ihm die Luftröhre rausgerissen hatte.
Fröhlich vor mich hingrinsend, nahm ich meine Waffen auseinander, reinigte die Läufe, fettete sie leicht ein.
Waffenbesitzer machten immer die gleichen Fehler, sie kümmerten sich nicht um ihre Lieblinge.
Dabei war das wie eine Liebesbeziehung.
Wenn man sie nicht achtete, sie nicht pflegte und gut behandelte, wurden sie zu einer Qual.
Das hatte ich von Lazar gelernt, nur verwendete er dafür keine Liebesmetapher.
Ich hingegen, ich liebte meine Spielzeuge und behandelte sie sehr gut.
Bevor ich auch nur etwas sah, spürte ich, wie sich etwas Lebendiges bald zu mir gesellen würde.
Schon lustig, meine Nada spürte mich eigentlich auch immer.
Nur war dieses Etwas nicht meine Nada, es war wohl Nina.
Es war erst 6.00 Uhr Morgens und Nina würde sicher raus kommen, zu Lazar's Hausteil rüber sehen und rauchen.
Und genau das tat sie.
Sie bemerkte mich nicht mal, das fand ich amüsant.
Sie schlang ihre Jacke um ihren Körper, sah eine Weile rüber und zündete sich ihre Zigarette an.
Sie wirkte etwas verloren und ängstlich, ihr Blick haftete auf Lazar's Balkon, als würde sie ihn durch ihre Gedanken rufen.
Mit Blindheit geschlagen, das war sie, und innerlich verdrehte ich die Augen.
Das war mal wieder der Beweis, dass hohe Intelligenz, nicht vor psychischen Schäden schützt.
Als sie in der Mitte ihrer Zigarette angekommen war, ermüdete es mich, ihr Starren zu beobachten.
"Guten Morgen Nina" sagte ich leise und sie schrie erstickt auf.
Ihre Zigarette glitt aus ihren Fingern, sie suchte panisch mit ihren Augen nach mir und hielt sich die Hand auf Herzhöhe.
Ich konnte tatsächlich hören, wie ihr Herzschlag ausetzte, dachte ich belustigt.
"Gott Bogi! Du hast mich fast zu Tode erschreckt" sagte sie atemlos.
Gott Bogi? Das klang tatsächlich gut, fand ich.
"Würdest du bitte meinen Bruder holen? Ich möchte ihn nicht mit einem Knieschuss aus dem Bett holen."
Und da bemerkte sie es, sie bemerkte die Veränderung in mir und wich einen Schritt zurück.
Lächerlich, ich könnte ihr die Kehle noch vor dem nächsten Atemzug durchtrennen.
Vielleicht sollte ich ihr ja noch etwas Angst machen, denn ihre Reaktion war sehr aufschlussreich.
Sie wich nicht in Richtung ihres Zuhauses zurück.
Sie war automatisch nach Rechts gewichen, in Richtung von Lazar's Balkon.
"Bogi geht es dir gut?" fragte sie leise.
"Mir geht es ausgezeichnet Nina, besser als dir, wie man sieht. Und jetzt hol bitte meinen Bruder."
Sie nickte vorsichtig.
"Ich hole auch Lazar" sagte sie und ich lachte leise.
"Das musst du nicht, er wird wissen, dass ich hier bin. Weisst du, seine Empfindungen sind intakt. Er weiss es sicher."
Sie blinzelte verwirrt, sehr verwirrt aber sie nickte wieder und rannte fast hinein.
Drei Tage, dachte ich seufzend, nur drei Tage in meiner Nähe und sie wäre ihre Blindheit los.
Aber Lazar würde das nicht wollen, meine Nada würde das nicht wollen. Deshalb nahm ich meine Schalldämpfer und drehte sie auf meine Spielzeuge.
Dann befestigte ich meine Spielzeuge an meinem Körper.
Ich liebte diesen Anzug.
Nada sagte einmal, ich sehe darin wie ein bösartiger Batman ohne Maske aus.
Ihr machte das keine Angst, ich hatte ihr gezeigt wie ich ausgesehen hatte, als ich meine, sehr delikaten, Aufträge erfüllte.
Nein Angst hatte sie nie vor mir, sie liebte das alles, fand es erregend und ich vergötterte sie dafür.
Gerade als ich mein Skalpell in die Vorrichtung an meinem Handgelenk legte, spürte ich Lazar's Nähe.
Noch eine Minute und er würde bei mir sein.
Ich zündete mir nun eine Zigarette an und sah ihn auf mich zukommen.
Ich mochte es, wie er immer passend gekleidet war.
Er hatte Stil, wie meine Nada sagen würde.
Auch er hasste es schmutzig zu sein.
Seine Haare waren immer auf eine perfekte Länge geschnitten und seine Augen sehr intelligent.
Ich hatte viel von diesem Mann gelernt und konnte ehrlich sagen, dass ich ihn wie einen Vater liebte. Er war zwar nur 11 Jahre älter als ich, aber für mich verkörperte er diese Rolle.
"Ich habe dich gespürt mein Junge. Du verlernst es nie."
Ehrlich lächelnd begrüsste er mich mit diesen Worten und umarmte mich.
"Du hast Sonja und die Kinder schon zu Dejan geschickt?" fragte ich ihn und etwas Trauriges blitzte in seinen Augen auf.
Ja, auch er bemerkte, wie anders ich klang.
Er nickte leicht.
"Ja. Alle Kinder sind mit Sonja mit. Nenad und noch eine Frau sind bei Ihnen und werden es auch bleiben."
Auch das hatte ich von ihm gelernt. Immer im Voraus planen.
"Dann ist nur Nina hier, weil Sergej sie nicht wegschicken kann."
Er nickte wieder. Ich sah ihm die Sorge an.
Sergej kam heraus und sah mich kalt an.
Lustig, auch er war anders und Nina's Finger zitterten.
Das wurde langsam lächerlich, dachte ich nur.
"Wir werden deine Frau sicher nach Hause bringen Bruder, das verspreche ich."
Er war sehr überzeugt von sich.
Das fand ich zwar gut aber bei dieser Sache, brauchte es eine sehr gute Planung und er musste einen kühlen Kopf haben.
Er musste der sadistische Psycho sein, der er eigentlich war und das duldete keine Ablenkung.
"Lazo, wie weit bist du?" fragte ich nur.
"Ihren Standort habe ich. Sie war schlau, sie hat ihr Handy irgendwo am Körper versteckt. Es war leicht sie zu finden aber sie ist nicht in unserer Nähe. Wir werden Mütterchen Russland einen kurzen Besuch abstatten müssen."
Ich liebte Lazar's Militärgehirn, er hatte schon alles im Kopf und würde alles dafür tun, um meine Nada nach Hause zu bringen.
"Wir werden unsichtbar sein, dafür wurde gesorgt Bruder. Ob wir in einem Stück wieder zurück kommen, steht noch in den Sternen."
Mein Bruder grinste teuflisch bei diesen Worten und setzte sich.
Er bemerkte nicht, wie Nina ihn schockiert ansah, oder es war ihm egal.
Er bemerkte ihren panischen Blick zu Lazar nicht.
Nein, Sergej war in seinem Mordmodus und dachte nur daran, alle die ihm auf den Sack gehen, zu töten.
Das war tatsächlich praktisch.
Er freute sich darauf, er hatte lange niemanden mehr töten dürfen und für ihn war das hier, wie Weihnachten.
Gut!
Allerdings musste ich eine Schwierigkeit loswerden, denn das lenkte nur ab und würde Lazar quälen.
"Nina hast du auch vor, einige Arschlöcher auszuweiden?"
Sie wurde noch blasser bei meinen Worten und Lazar drehte uns allen den Rücken zu.
Sie schüttelte den Kopf und umarmte sich selbst.
"Ach so. Und was machst du dann hier? Willst etwa mit nach Belgorod? Das darfst du gerne, allerdings wirst du dort wohl in Stücke gschnitten werden, denn keiner von uns wird dich die ganze Zeit im Auge behalten können."
Absichtlich lächelte ich sie böse an und sah fasziniert zu, wie ihre Unterlippe zu Beben anfing.
Nein, sie könnte das Böse in Sergej nie lieben, das war klar.
"Wieso siehst du mich so an grosser Bruder? Was soll der Scheiss? Ich weiss nicht wie ich meine Nada vorfinden werde und du Psycho, hältst dein Schosshündchen jetzt an der kurzen Leine? Schick sie sofort zu Dejan, da ist sie sicher. Sie werden alle sicher sein, denn wir werden das alles, ein für alle Mal beenden. Danach tu was du willst, von mir aus kannst du Nina an dich nähen, aber jetzt muss sie verschwinden."
Ich klang so grausam, dass Nina sich an Lazar heftete und mich angsterfüllt ansah.
Lazar legte beide Arme um sie und hielt ihren zitternden Körper fest.
Er wusste, es musste sein.
Er wusste, ich musste so sein und es tat mir nicht leid.
Im Gegenteil, irgendwie machte es mir Spass.
Sergej sah mich zornig an, seine Augen glühten.
"Rede nicht so mit ihr" knurrte er und brachte mich zum Lachen.
"Sonst was, grosser Bruder? Ich bitte dich, du weisst mit wem du redest. Also entscheide Sergej, soll sie jetzt sterben oder in Russland? Ich wäre ja für jetzt, das erleichtert mir meine Aufgabe und dein verschissenes Gehirn wäre wieder auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentriert."
Lazar zog Nina langsam mit sich und endlich sah ich so etwas wie Erkenntnis in Nina's Augen aufblitzen.
Meine Güte, sie hatte es jetzt erst endlich begriffen!
"Sergej ich gehe zu Dejan. Bogi braucht dich bei klarem Verstand und ohne die Angst um mich. Wir werden dort auf euch warten" sagte sie mit leiser Stimme.
Sergej sah sie nicht an, er forschte nur in meinem Gesicht und was er dort sah, gefiel ihm wohl nicht.
Natürlich würde ich sie umbringen wenn es nötig wäre.
Das wusste er und Lazar auch.
Jeden von ihnen würde ich mit Freude zu Grabe tragen, nur um meine Nada sicher nach Hause schicken zu können.
Mir war egal was mit mir geschah, aber meine Nada würde leben.
Sie trug nur mich im Herzen, sie liebte mich, sie war rein und würde leben.
"Ja Sergej, das ist der Unterschied zwischen uns. Meine Frau soll leben, egal ob ich da bin oder nicht. Und jetzt, erledige das endlich oder möchtest du mit Nina zusammen sterben? Diesen Wunsch erfülle ich dir gerne und dann begrabe ich euch im Garten" sagte ich ihm lachend "ich habe keine Zeit für deinen Schwachsinn Sergej, und es ist mir egal was aus euch wird. Meine Kinder werden nicht ohne Mutter aufwachsen, wenn ich es verhindern kann."
Er sah die Grausamkeit in mir, er sah dass ich es ernst meinte und verzog seinen rechten Mundwinkel.
Gut, er war endlich wieder da.
"Nina wird gleich abreisen" sagte er "ich muss mich kurz vorbereiten."
Keine Regung war in seinen Augen zu sehen, er wandte sich nur ab, ohne einen Blick auf Nina.
"Kleines ich habe deine Tasche schon in den Kofferraum gelegt, deine Medikamente sind auch alle dort. Du musst los, du musst zu unseren Jungs, sie brauchen dich."
Sogar in meinem jetzigen Zustand, bemerkte ich, wie sehr er sich um sie sorgte.
Sie sah zu ihm hoch, umklammerte seine Handgelenke und er hielt ihr Gesicht in seinen Händen.
Sie konnte mit ihren Fingern nicht mal die Hälfte seiner Handgelenke umfassen.
"Versprich mir, dass du lebendig zurück kommst. Du hältst immer deine Versprechen, bitte versprich es mir."
Mit bebenden Lippen flehte sie ihn an, war kaum zu verstehen.
"Ich hoffe sehr, dass wir alle wieder heil zurück kommen. Aber ich kann dir das dieses Mal nicht versprechen, ich weiss nicht genau was uns dort erwartet."
Er würde ihr nie leere Versprechungen machen.
"Du hast mir mal gesagt, egal wann oder wo ich dich brauche, du bist immer für mich da. Bitte komm einfach lebend zu mir, ähm, zu uns zurück."
Süss, wie sie sich versprochen hatte, dachte ich gelangweilt.
Lazar hatte das auch bemerkt aber er lächelte nur weiter und atmete tief durch.
"Ich gebe mein Bestes, dass kann ich dir versprechen."
Er streichelte ihre Wange, wischte ihre Tränen weg und küsste ihre Schläfe.
"Bitte komm einfach zurück, ich liebe dich" schluchzte sie an seine Brust gedrückt und seine Gesichtszüge entglitten ihm für eine Sekunde.
"Ich liebe dich auch Nina und jetzt geh, du musst. Tomislav und Kristina werden dich begleiten und sie alle bleiben bei euch. Geh!" Doch sie löste sich nicht von ihm und das ging mir auf den Sack.
"Trag sie in das verdammte Auto, betäube sie wenn nötig aber schaff sie hier weg. Wir haben zu tun Lazo und keine Zeit für dieses Liebesgedusel!" zischte ich, denn ich wusste, wenn sie es jetzt endlich kapieren würde, dann würde er sie packen, die Kinder holen und für immer verschwinden.
Das ging nur leider nicht, wir hatten Wichtigeres zu tun.
Und mir tat sie nicht mehr leid, sie war alt genug, um ihre Gefühle zu begreifen.
"Bogi es reicht. Das meine ich ernst" sagte Lazar ruhig.
Na gut, dachte ich, dann mach doch!
"Ich bringe dich zum Wagen, du musst gehen. Deine Söhne warten auf dich."
Sie klammerte sich mit ihren Beinen um ihn und schluchzte laut.
Schade eigentlich, genau jetzt, könnte er sie haben.
Er könnte sie verschlingen, ihr zeigen wie sehr er sie liebte und sie bis zur Ohnmacht vögeln.
Nur würde er das nicht tun, dafür war er zu sehr unser Heiliger.
Ich würde, sofort!
Wäre das meine Nada, würde ich mit ihr in diesen Wagen steigen, die Security töten, sie verschleppen und mich an ihr laben.
Viel zu nett, Lazar, du bist viel zu nett, dachte ich nur.
Endlich trug er sie von mir weg und ich atmete erleichtert auf.
Meine Fresse, dieses ganze Theater nervte mich.
Sergej kam endlich, ähnlich angezogen, und sah gleichgültig auf seine Uhr.
"Bald geht es los. Hast du alles?"
Ich nickte nur.
Er grinste teuflisch, er freute sich richtig.
Genau diesen Sergej brauchte ich jetzt und ich grinste zurück.
Das würde ein Spass werden!

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Hope Hoffnung Nada
RomansaKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...