Kapitel 52

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Lazar:
Ich war gerade ein schlechter Vater aber ich musste dieses Buch finden. Bogi war hier nicht der einzige Dumme wie er dachte.
Meine Güte, ich wusste ja wie schlau meine Nina gewesen war, aber was sie sich alles einfallen liess?
Sie konnte also auch fünf Sprachen, hat das aber verheimlicht.
Das war schlau von ihr, sie hatte es vor Sergej verborgen und hatte sicher viele Informationen so belauscht.
Wäre sie jetzt am Leben, hier neben mir,dann würde ich sie auffressen, sie verschlingen verdammt!
Diese Intelligenz, ihre Liebe zu mir und meinen Kindern...
Hätte ich das alles vor Griechenland erfahren, dann hätte mich nichts aufhalten können.
Sergej abknallen, mich von Sonja trennen und Nina einen Monat verschleppen.
Das hätte ich getan aber sie wollte nicht, dass ich ihn umbringe.
Ich würde ihre Wünsche respektieren aber die Vorstellung, er tot und ich mit ihr vereint, war einfach schön.
Ich war überzeugt, dass Nina etwas in diesem Buch hinterlassen hatte. Oder ich hoffte es einfach, hoffte es so sehr.
Sobald ich daraus schlau werden würde, würde ich wieder Vater sein aber ich brauchte...
Ah, da.
Schuld und Sühne auf Russisch.
Schwerer Roman, wieso ausgerechnet dieser Klassiker?
Als ich die Seiten durchblätterte, fiel nichts raus. Der Einband war auch komplett intakt, ein Original.
Keine Seite war zerknittert, keine Eselsohren sichtbar.
Das wäre auch zu auffällig und einfach gewesen, natürlich. Wie war sie nur auf all diese Einfälle gekommen? Das war ein verdammt schweres Stück Arbeit gewesen, noch mit Sergej dauernd im Nacken. Sie musste mit grösster Vorsicht handeln, deshalb war auch klar, dass in diesem Buch kein Brief versteckt war.
Also atmete ich tief durch und schlug die erste Seite auf.
Was ich dann kurz vor dem letzten Satz bemerkte, machte mich stutzig.
Zwei Buchstaben waren dicker, wie eingedrückt und ich fuhr mit meinem Zeigefinger darüber.
Ja, eindeutig.
Auf der nächsten Seite auch, und immer so weiter.
Fast 800 Seiten mit eingedrückten Buchstaben.
Alles auf Russisch aber ich wusste, dass sie wieder etwas anderes bedeuteten.
Es wäre zu einfach, wenn ich nur die Buchstaben abschreiben müsste.
Wieso ausgerechnet Russisch?
Sergej sprach, genau wie ich, fliessend Russisch.
Jovan!
Morgen war Samstag...
Durfte ich meinen 11 Jährigen Sohn um Rat fragen, ihn bitten mir zu helfen?
"Nina, was soll ich tun?" flüsterte ich in die Stille.
War es etwas Böses, dass ich herausfinden würde?
War es schmerzhaft?
Durfte Jovan mir helfen, die Buchstaben abzuschreiben?
Würde ihn das hier verletzen?
Meine Gedanken wurden durch einen Hauch von Erdbeerduft unterbrochen.
Das reichte mir, Jovan durfte mir helfen.
Nina hätte den Kindern nie geschadet.



Ich brachte zuerst meine drei Jüngeren ins Bett und gesellte mich dann zu meinem Jovan.
Er war der liebste und empfindlichste von meinen Jungs.
Viel zu still und zu ernst für sein Alter, viel zu Pflichtbewusst und zu lieb.
Mir war klar, dass er etwas mitbekommen hatte, dass ihn so geformt hatte.
Sonja hatte mich deshalb als Paranoid hingestellt, Jovan hatte nichts erzählt aber jetzt...
Sein Schweigen erinnerte mich zu sehr an Nina. Ich musste herausfinden, was mit ihm los war.
"Jovane bist du müde?"
Er lächelte mich lieb an und schüttelte den Kopf.
"Nina hat mir ein sehr aufwändiges Rätsel hinterlassen, ich muss sehr viele Buchstaben abschreiben und dann herausfinden, was es genau bedeutet. Es ist wirklich sehr viel, fast 800 Seiten aus einem Buch" erklärte ich ihm und er grinste tatsächlich.
Wieso grinste er denn? Das sah ihm gar nicht ähnlich.
"Schuld und Sühne auf Russisch?" fragte er grinsend und mir Idiot klaffte der Mund auf.
"Nina und ich haben zusammen die Buchstaben dicker gemacht Tata. Letztes Jahr, als sie mir bei meinem Aufsatz half. Ich war schnell fertig und sah, wie sie über die Buchstaben fuhr. Sie wollte meine Hilfe zuerst nicht, aber ich habe sie angebettelt und so habe ich das ganze russische Alphabet gelernt. Es sind sehr, sehr viele Buchstaben Tata. Du brauchst meine Hilfe" sagte er lächelnd und seine unschuldigen Augen leuchteten.
Es war nicht zu beschreiben, wie sehr ich meine Kinder liebte. Sie waren alle einfach grossartig und so lieb. Aber Jovan, er war anders. Er litt immer still, machte nie Krach und beschwerte sich nicht.
Irgendwie fing ich an zu glauben, dass es am Geburtsmonat lag.
Ob alle Märzkinder so waren?
So anders, so liebevoll und so sensibel?
Vielleicht, langsam aber sicher glaubte ich einfach an Alles.
"Ich danke dir mein Sohn, ohne dich wäre ich aufgeschmissen" sagte ich warm aber er schüttelte den Kopf.
"Das ist lieb gemeint Tata aber das stimmt nicht. Es würde nur viel länger dauern doch du würdest das schaffen. Du musst mir keine Komplimente machen, ich helfe dir gerne" flüsterte er fast und ich fühlte mich, als hätte er mir einen Tritt in den Magen verpasst.
So war das doch gar nicht, ich meinte was ich sagte.
"Das sind keine Komplimente, das ist mein Ernst. Du bist wahnsinnig schlau und hast die nötige Geduld. Du willst nicht deine Neugier stillen, du willst helfen. Du bist der Liebste von deinen Brüdern, dein Charakter macht dich besonders Jovane. Du wirst mal ein wundervoller Arzt werden mein Sohn."
Seine lieben Augen wurden riesig bei meinen Worten und ich sah ein, dass ich bei ihm einen Fehler gemacht hatte.
Er war sehr empfindlich und er brauchte Worte, er brauchte Gewissheit und er nahm sich sehr viel zu Herzen.
Nina war so gewesen, Nada war so und der kleine Jason auch.
Das musste ich wieder gut machen, sein kleines Herz durfte nicht leiden.
"Danke Tata. Ich dachte immer, du würdest nur etwas mit deinen anderen Jungs anfangen können. Sie sind viel fröhlicher und sportlicher als ich. Das tut mir leid aber Onkel Bogi wird mit mir trainieren, damit ich auch meine Brüder beschützen kann. Ich will kein Weichei sein, ehrlich Tata. Ich mag dieses ganze Training eigentlich nicht aber ich weiss wie Sergej...nichts. Onkel Bogi wird aus mir eine Maschine machen, wie er sagt, und zum Lesen werde ich auch genug Zeit haben. Das hat er versprochen."
Jetzt hatte er mir einen verbalen Tritt in die Eier verpasst und ich fühlte mich wie der schlechteste Vater auf der Welt.
"Mein Sohn, Jovane" sagte ich erstickt und musste mich räuspern.
"Du bist doch kein Weichei, das bist du nicht! Du musst keine Maschine werden, du musst auch nicht trainieren wenn du nicht willst. Wenn du den ganzen Tag deine Nase in die Bücher vergraben willst, dann tu das mein Kleiner. Du bist sehr gross für dein Alter, das habt ihr alle geerbt und deshalb verlangt man vielleicht zu viel von euch. Aber du musst nicht wie Nikola oder Stefan sein, sei du. Ich liebe dich so wie du bist, deine sanfte und ruhige ist schön Jovane. Sei einfach du, denn dich liebe ich."
Mein Jovan hatte plötzlich Tränen in den Augen, seine Augen schwammen darin, aber er schluckte und lächelte mich an. Dann nickte er und knetete seine Finger.
"Was wolltest du über Sergej sagen? Ich bitte dich, sag mir was dich bedrückt. Ich bitte dich, du darfst nicht schweigen. Was wolltest du wegen Sergej sagen?"
Er setzte sich wieder und atmete tief ein. Ich setzte mich neben meinen Sohn und als ich seinen traurigen Blick sah, bekam ich Magenschmerzen.
Ich umarmte seine noch so schmalen Schultern und konnte seinen schnellen Herzschlag spüren.
Er hatte Angst, mein Junge war verängstigt.
"Ich habe früher gerne gelauscht..." fing er an zu erzählen.
Zuhören Lazare, schrie Nina's Stimme in meinem Kopf.
Mein Sohn erzählte ohne Unterbrechung, seine Stimme zitterte nie, er wischte sich die Tränen weg aber er erzählte all seine Beobachtungen und Erlebnisse. Mir wurde speiübel.
"Onkel Bogi hat versprochen, dass Sergej mir nie wieder Angst machen wird und ich vertraue ihm. Er ist nicht wie der Teufel. Mama Nina, er hat ihr so oft weh getan und ich konnte nichts tun. Es tut mir leid, ich konnte nichts tun und die Fotos von den abgetrennten Köpfen...ich hatte Angst" weinte er leise und ich zog ihn noch fester an mich.
Eine verdammte Katastrophe, das war das alles.
Er dachte er wäre ein Weichei?
Mutig, das war er!
"Jovane, dass du das alles mitbekommen und gesehen hast, ist meine Schuld. Das haben ich und Sonja zu verantworten. Du hast seit Jahren Angst und das darf nicht sein mein Sohn. Du bist so mutig Jovane, so stark! Nicht viele hätten das verdauen können, die Meisten wären vor Angst zusammengebrochen. Du hast dich Sergej, deiner Angst, täglich gestellt und du hast Nina geliebt" presste ich hervor und verbot es mir zornig zu werden.
"Du konntest ihr nicht helfen, du bist doch noch ein Kind. Aber dass deine Mutter dich schlug, das hättest du mir sagen sollen. Verschweig mir bitte nie wieder so etwas. Niemand hat das Recht dir weh zu tun, niemand! Verstehst du das?"fragte ich erschöpft und wischte meinem Jungen die Tränen weg.
"Okay" sagte er leise und nickte ernst.
"Sie hat mich aber auch sehr geliebt.Nina hat mich geliebt. Sie teilte ihre Bücher und ihre Geschichten mit mir, sie las mir so oft vor. Nie habe ich sie gestört, sie war so lieb. Ich vermisse sie. Es tut mir leid, dass ich nicht so bin wie die Anderen. Das wäre viel leichter für dich" flüsterte er und mir brach das Herz, die Tränen stahlen sich aus meinen Augenwinkeln und ich atmete zittrig aus. Das hatte ich vor vielen Jahren von Nina gehört. Genau so etwas hatte auch sie gesagt.
"Du mein Sohn bist perfekt, genau so. Du bist wahnsinnig mutig, liebevoll und sehr intelligent. Du sollst auch nicht so sein wie die Anderen, denn dann wärst du nichts Besonderes. So wie du bist, so wie du fühlst und denkst, das zeichnet dich aus und macht dich um so kostbarer. Wenn das jemand an dir nicht schätzt, dann soll er zum Teufel gehen! Und genau aus diesen Gründen, wirst du mal ein wundervoller Arzt und der beste Vater auf der Welt werden. Davon bin ich überzeugt Jovane" sagte ich eindringlich und konnte sehen, wie seine Augen zu strahlen anfingen. Er lächelte wunderschön und umarmte mich fest.
"Jovane ich muss dich das fragen, denn ich habe vielleicht zu schnell gehandelt. Willst du noch ein Geschwisterchen oder ist das für dich zu viel?" fragte ich ernst.
Er runzelte die Stirn und sah mir dann wieder direkt in die Augen.
"Wieso sollte ich nicht wollen? So wie ich das verstanden habe, wäre es zu 50% von Mama Nina. Also hätten wir ein Baby von ihr und das ist doch sehr schön. Ausserdem wirst du dich zur Ruhe setzen und immer da sein, dann haben wir viel Zeit für das Baby und für uns alle. Was soll denn daran falsch sein? Ich finde das grossartig und bin jetzt ganz sicher, ich werde Kiderarzt" sagte er selbstbewusster und tiefe Dankbarkeit durchströmte mich für sein Verständnis.
"Abgemacht, danke mein Sohn. Jetzt aber gehen wir ins Bett, wir werden Morgen auf Buchstabenfang gehen. Willst du bei mir schlafen? Wir sehen uns einen Film an und essen Popcorn."
Er nickte eifrig aber runzelte dann die Stirn.
"Was ist mit den Zähnen? Das sollte ich doch nicht" murmelte er leise.
"Ach Zähne, die werden überbewertet. Ausserdem sind sie versichert und wenn es sein muss, bekommst du ein künstliches Gebiss. Wir sollten Veljko dazu überreden Zahnarzt zu werden, dann hätten wir gleich Einen im Haus" schlug ich vor und mein Jovan lachte.
"Das ist keine so schlechte Idee, bei der Menge an Schokolade die Stefan verdrückt" meinte er lachend und lief in Richtung meines Schlafzimmers. Ich liess ihn machen, ging in die Küche und legte das Popcorn in die Mikrowelle.
"Weisst du Stefane, wenn du schon lauschen willst, dann brauchst du etwas mehr Übung im dich Unsichtbar machen."
Stefan kam lächelnd auf mich zu und setzte sich.
"Was er gesehen und gehört hat, hätte nicht passieren dürfen. Das ist nicht richtig und es ist auch meine und Nikola's Schuld. Wir hatten immer uns Zwei, Danijela war auch immer um mich und deshalb, ist Jovan irgendwie der älteste Bruder. Das ist nicht richtig, wir haben ihn vernachlässigt und es nicht mal bemerkt" sagte er ruhig und ernst. "Niko komm endlich. Ich weiss du fühlst dich mies aber komm jetzt her!"rief er in Richtung der Treppe.
Nikola kam mit einem sehr traurigen Gesichtsausdruck zu uns und setzte sich neben Stefan.
"Wir sind Idioten Tata. Jovan war, trotz so vielen Menschen um sich, alleine. Das ist abscheulich und dürfte nicht so sein. Wir sind seine älteren Brüder und doch denkt er, er müsse die Kleinen beschützen. Er hat auch recht wegen Nela, sie hat nur Stefan im Kopf und unser Jovan hat, so gesehen, niemanden. Er hat niemanden der seine Liebe zu Büchern, zur Kunst und zum Träumen teilt. Nicht seit unsere Mutter gestorben ist. Das muss sich ändern und das werde ich ändern. Ich bin der Ältere und es wird Zeit, dass ich die Verantwortung übernehme" sagte mein Nikola streng und seine Worte erfüllten mich mit Stolz.
"Er hat mich nicht mal gefragt, ob ich mit ihm lernen will. Er ist gar nicht auf den Gedanken gekommen und das zeigt mir, dass er denkt, er wäre mir nicht wichtig. Das muss ich in Ordnung bringen und Nela auch. Er ist noch so klein und er ist sehr empfindlich. Wir waren zu sehr mit uns beschäftigt und das ist nicht in Ordnung" sagte nun Stefan.
"Ich habe dir nie in etwas mit Nela reingeredet Stef, das weisst du. Doch jetzt muss ich. Bevor du sie schwängerst, sollte sie einsehen, dass auch andere Menschen auf dieser Welt existieren. Sie ist die grosse Schwester und sollte sich auch so verhalten."
Das klang nicht so gut, Nikola sah Stefan sehr ernst an.
"Ich gehe zu meinem Bruder und frage ihn, ob ich mir auch den Film mit euch ansehen darf" sagte er noch und erhob sich.
"Nikola was ist los?"
Etwas stimmte nicht, das sah ich ihm an.
"Dort Oben ist der Mensch, mit dem ich reden kann Tata. Verstehst du das nicht? Wer könnte mich besser verstehen als er? Wer könnte ihn besser verstehen als ich? Bei ihm kann ich traurig sein und er bei mir auch. Ich kann auch mit ihm lernen wenn er will, ich kann mit ihm trainieren, denn das schulde ich ihm. Ich war egoistisch und hatte immer Stefan aber ich habe übersehen, dass mein kleiner Bruder leidet. Das werde ich in Ordnung bringen und der Bruder sein, den dieser Junge verdient. Er soll so bleiben wie er ist, er hat genug Angst gehabt. Und du Stefane, sieh zu dass Danijela nicht wie ihre Mutter wird" zischte er und eilte nach Oben.
"Er ist in letzter Zeit nicht so gut auf Nela zu sprechen. Meine Nela redet viel von unserer Zukunft und er trauert noch. Das wird schon in Ordnung kommen und ich glaube, das mit Jovan ist seine Heilung. Sie können füreinander da sein und Nikola fühlt sich dann gebraucht. Das ist gut" erklärte er sachlich.
"Nela ist nicht wie Sonja und wird es nie sein. Das weiss auch Nikola, nur nervt ihn ihre Fröhlichkeit und auch, dass wir so aufeinander fixiert sind. Es ist für uns alle schwer, Mamas Tod hat uns schwer getroffen und wir trauern alle auf unsere Weise."
Das war so und Danijela wollte absichtlich Fröhlichkeit verbreiten. Sie wollte die Kleinen nicht traurig sehen aber bei Nikola und Jovan funktionierte das nicht. Die zwei Jungs waren sich irgendwie sehr ähnlich.
"Stefane, Danijela ist Minderjährig und meine Tochter. Mir ist egal dass ihr verlobt seid, ich werde Morgen mit meiner Tochter reden und sie bitten, einen Gang runter zu schalten. Sie will nur das Beste für alle,das weiss ich, aber sie muss sich bremsen. Nicht jeder erträgt permanente Fröhlichkeit,wenn er einen geliebten Menschen verloren hat. Das muss sie akzeptieren, so leid es mir tut."
Er nickte verstehend und erhob sich.
"Das ist doch gut. Ich gehe zu den Beiden nach Oben und bettle sie an, dass wir uns keinen Trickfilm ansehen müssen" sagte er lächelnd und klopfte mir auf die Schulter.
Wieso eigentlich nicht?
Arielle würde ich mir sofort wieder ansehen und Peter Pan auch. Erwachsen sein war verdammt anstrengend.
Wieso wollten Kinder nur so schnell erwachsen werden?
Kindheit, wie gerne hätte ich sie wieder. Wie gerne würde ich wieder auf meine Mutter zurennen, im Bett meiner Eltern schlafen, meinen Grosseltern auf den Weizenfeldern helfen und die Luft meiner Heimat einatmen.
Wie gerne hätte ich meine Nina dort geheiratet, in Frieden dort mit ihr gelebt und sie einfach nur geliebt.
Nur war das nicht möglich und deshalb sollten meine Kinder so lange wie möglich Kinder bleiben.
Der Ernst des Lebens, die ganze Verantwortung und so viel Schmerz. Und leider auch jede Menge Arschlöcher, die einem das Leben schwer machten.
So war das Leben, wenn man erwachsen war.
Nein, meine Kinder würden schnell genug erwachsen werden. Sie sollten ihre Kindheit  geniessen und Kinder sein dürfen.
Erwachsen sein war einfach scheisse. Es verdarb einem die gute Laune dachte ich schmunzelnd, als ich mein Schlafzimmer betrat.
Das Bild welches mir bot, berührte mich tief.
Jovan war an Nikola's Schulter eingeschlafen. Nikola hielt ihn fest und schlief friedlich mit seinem Bruder im Arm.
"Wir könnten uns Peter Pan ansehen und die Zwei schlafen lassen?" flüsterte Stefan und ich nickte lächelnd.
Ja, das könnten wir tun.
Egal wie intelligent und erwachsen Stefan schon war, auch er brauchte Nähe und Trost.
"Ein Nimmerland hätte ich auch gerne Tata. Ein Land wo man immer ein Kind bleibt, die Menschen die man liebt nicht sterben und alles so einfach ist" flüsterte er mir zu.
Das hätte ich auch gerne dachte ich nickend.
Das Leben wäre viel leichter zu ertragen, wenn man so einen Zufluchtsort hätte.
Genau bei diesem Gedanken begriff ich, dass ich das doch hatte.
Ich hatte viele Kinder um mich und, so Gott will, würde es bald noch ein Baby geben.
Ich durfte also mit ihnen Allen noch einmal ein Kind sein.
Das war seltsam tröstlich und fühlte sich richtig an.



Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt