Nada,Nina
"Ich habe ja nicht viel Erfahrung mit Geisterhochzeiten, auch nicht mit Geistern, du bist mein erster Geist Nina, aber wieso ein schwarzes Kleid? Wieso willst du ausgerechnet ein schwarzes, fast durchsichtiges, Strandkleid?" Also das Kleid sah umwerfend aus, sehr weiblich, die Beine konnte man durch die Spitze sehen, die Schultern waren frei und es sass etwas lockerer. Es sah etwas nach Gothic, sexy und düster aber...bei Nina sah es aus, als würde ein Engel in einer anderen Epoche im Kleid stecken. Verruchter, unschuldiger Engel, das kam mir in den Sinn. Weisst du Nada, das ist ein Teil von mir. Ich mochte diesen Stil immer. Ich mochte Gothic und das Übersinnliche schon, mich faszinierte es immer, wie es zwischen den Welten aussah. Schwarz war für mich nie die Farbe der Trauer, im Gegenteil. Schwarz ist, wenigstens in meinen Augen, sehr elegant, sexy, anziehend und schmeichelnd. Ein Vorteil als Geist ist auch noch, dass ich Schwarz am Strand tragen kann, ohne u schwitzen. Das Wichtigste aber ist, dass ich etwas anziehen kann, was mir gefällt, verstehst du? Niemand schreibt mir vor, wie mein Hochzeitskleid aussehen soll oder wie meine Frisur sein soll. Ich kann alleine entscheiden und meinem Lazar gefällt alles, solange er es mir ausziehen darf.
Darüber dachte ich ein paar Sekunden und nach und seuftze dann bedrückt. "Weisst du Nina, wenn ein Aussenstehender dein früheres Leben beobachtet hat, dann sah er nur den Glamour, den Luxus und dein ruhiges Lächeln. Wie aber war es wirklich Nina?" Ich musste sie das fragen, denn es kam mir vor, als würde sie noch immer schweigen um andere nicht zu verletzen. Ganz ehrlich Nada, es war einfach nur anstrengend. Wahrscheinlich wäre, also der Teil mit dem Luxus, der Traum vieler junger Mädchen. Nur...diese verdammte Welt der Reichen und Schönen, die Politik, die Wohltätigkeitsbankette...Nada, ich fühlte mich eigentlich nur wie eine Schaufensterpuppe an der irgendeine Stylistin heruzupfte und klopfte. Die ersten paa Male gefiel es mir, doch dann...ich lebte eine Lüge, ich wurde für die Lüge ausstaffiert und das Lächeln musste auch für die Lüge standhalten. Das Make Up, die Haare, die Kleider, die Schuhe...alles gehörte zu einer Lüge aber es war auch eine gute Tarnung. Nach vielen Jahren aber konnte ich in diesen überteuerten Kleidern kaum mehr atmen, meine ganze Umgebung schnürte mir die Luft ab und mein Kopf wollte explodieren. Das erzählte sie sehr gedankenverloren während sie die schwarze Spitze ihres Kleides durch die Finger gleiten liess. Auch das brachte mich zum Nachdenken, denn wir hatten so viel Geld, dass ich nicht mal sagen könnte wieviel umd doch...Ja, du hast recht, du hast Glück. Egal wie vermögend ihr seid, ihr habt ein stinknormales Leben. Du wirst nie zu irgendwelchen Veranstaltungen gezwungen, du wirst nie der Politik und der Presse ausgesetzt und du kannst anziehen was du willst. Bogdan ist es egal ob du den ganzen Tag im Pyjama oder Jogginganzug herumläufst. Es ist schön zu sehen, dass du zu nichts gezwungen wirst. So sollte es in einer Ehe sein. Hm, da hatte sie recht. Obwohl wir, Maja, Amy und ich, mit sehr grossen und starken Männern verheiratet waren, benahmen sie sich uns gegenüber wie Softies. Nie ein böses Wort, nie wurden sie uns gegenüber Handgreiflich oder Bösartig. Für uns war das normal, unsere Ehen waren harmonisch und, trotz all dem Wahnsinn, normal. Unseren Männern war es egal ob wir ein paar Pfund mehr auf den Rippen hatten, es war egal ob wir uns schminkten oder nicht...sie liebten uns, nicht das Äussere. Wahrscheinlich waren wir uns gar nicht bewusst, wie selten das war. Die Magazine waren voll mit makellosen Körpern, faltenfreien Gesichtern und perfekten Haaren. Die ganze Schönheitsindustrie baute auf Makellosigkeit auf und doch waren Menschen voller Makel, niemand war perfekt. Wieso also, liessen wir Frauen zu, dass man uns mit Makellosigkeit köderte, obwohl wir es doch besser wussten? Weil viele Frauen nie mit sich selbst zufrieden sind. Wenn etwas, egal in welchem Bereich, nicht stimmt, dann suchen die meisten Frauen den Fehler bei sich. Ob es nun das Äussere betrifft oder schwerwiegende Probleme im Leben, Frauen suchen den Fehler immer bei sich. So ist die Psyche der Frau und daran sollten sehr viele Frauen arbeiten. Keine Brust Op oder Botoxbehandlung kann tief verwurzelte Probleme lösen. Denk doch nur an die Hollister sagte Nina ernst. "Nina, bei aller Liebe, aber für diese Frau bringe ich kein Mitleid auf! Sie ist und bleibt ein Miststück erster Klasse" erklärte ich im Brustton der Überzeugung. Dieser Frau hätte ich gerne noch einmal die Fresse poliert. Sie war nicht immer so Nada. Ich sagre dir doch, du solltest nie zu schnell urteilen. Wenn das alles hier...also wenn ich dann weg bin, wenn ihr alle die Trauer um Danijela einigermassen verarbeitet habt, dann solltest du mal mit der Hollister sprechen. "Spinnst du Nina? Vergiss es!" empörte ich mich. Geister waren wirklich komische Geschöpfe. Wieso nur wollte Nina, dass überall Frieden herrschte? Das will ich doch gar nicht, es ist deine Entscheidung was du im Leben machst, es ist dir überlassen. Allerdings solltest du ernsthaft aufhören andere vorschnell zu verurteilen. Denk mal daran zurück, wie gewisse Menschen über dich geurteilt haben. Mehr sagte sie nicht, sie lächelte einfach und drückte liebevoll meine Hand. Es war echt zum Kotzen, dass sie immer recht hatte. "Na gut Nina. Also, was stellen wir mit deinen Haaren an? Können wir überhaupt eine Frisur machen? Geht das mit...naja...Geisterhaaren?" fragte ich zweifelnd. Das brachte Nina zum Lachen und sie umarmte mich. Wir können es ja probieren. Willst du mir Korkenzieherlocken machen? Dann verwuscheln wir sie wild und falls es nicht hält, haben wir es wenigstens probiert. Naja, wieso nicht? Wir hatten noch Zeit, die Trauung würde bei Sonnenuntergang stattfinden. Eigentlich war es ja keine richtige Trauung. Lazar und Nina würden sich, vor uns Eingeweihten, ein Versprechen geben. Einen Priester konnten wir ja schlecht zuziehen. Das ist egal Nada, mir ist es egal. Ich möchte nur meinem Lazar ein Versprechen geben, dass ihm gut tut und ihm auch Trost spendet. Wenn ich nicht mehr hier bin, dann soll er sich an etwas festhalten können und die Gewissheit haben, dass ich auf ihn warte. "Das verstehe ich Nina und es ist wundervoll macht ihr das. Es ist nur...der Gedanke, dass du bald nicht mehr da bist und irgendwo alleine auf Lazar wartest...es ist ungerecht" sagte ich erstickt. Es war einfach unfair, so sah ich das. Ach ja? Eigentlich ist es mehr als fair Nada. Wie viele Verstorbene haben denn die Möglichkeit, so wie ich, noch einmal leben zu können? Ich habe die letzten Monate mehr gelebt als in den letzten 17 Jahren. Ich durfte meine Liebe zeigen, ich durfte meine Geschichte erzählen, ich habe noch ein Baby und ich durfte meinen Söhnen Trost spenden. Wenn ich also, irgendwo, alleine auf ihn, auf euch alle, warten muss, dann ist das ein kleiner Preis den ich bezahle. Irgendwann wirst du das verstehen aber jetzt, hol den Lockenstab und mach dich an die Arbeit sagte sie entschieden. Aha, also dürfte sie mir nicht mehr über die Ewigkeit erzählen. Was plante Nina wohl für die "Hochzeitsnacht"? Immerhin waren wir ja auf Kuba und sie würden sich das Versprechen am Strand geben. Wo würden sie wohl die Nacht verbringen? Das würde sie mir bestimmt nicht verraten dachte ich seufzend. Etwas Gutes hatte Nina's Geheimniskrämerei, wenn man es so nennen könnte. Weil sie so verschwiegen war und Geheimnisse hüten konnte, hatte sie mich tatsächlich etwas vor meiner Neugier kuriert. Ich hatte eingesehen, dass es nichts brachte, wegen meiner Neugier zu spinnen. Ich hatte gelernt, dass ich manchmal einfach abwarten muss, bis man sich mir anvertraute. Gerngeschehen Nada schmunzelte Nina mich an und ich machte mich lächelnd an die Arbeit."Wir hätten viele Wörter für unsere Versprechen nehmen können, wir hätten auch aus Büchern zitieren können, nur wollten wir es kurz aber vollkommen verständlich ausdrücken. Das ist keine normale Trauung, nichts an dem Ganzen ist normal, ausser unseren Gefühlen. Da unsere Liebe immer da war und immer da sein wird, haben wir etwas Kurzes aber äusserst Zutreffendes von Beethoven gefunden" eröffnete Lazar, ohne Scham oder auf uns zu achten, seine Rede. Er stellte sich dann vor den wunderschön, mit Lilien, dekorierten weissen Tisch. Wir sassen auf weissen Stühlen mit Spitze am Strand, die Sonne war am Untergehen und fast sah es aus, als würde alles in ein leuchtendes Rot getaucht. Die Meeresluft roch wundervoll, das leise Rauschen des Meeres verlieh dem Ganzen etwas Friedliches. Stefan hatte für seine Mutter einen Weg aus Muscheln arrangiert und jetzt fing Nikola an auf seiner Violine zu spielen. Als ich das Stück erkannte, bekam ich einen Kloss im Hals. Es war wirklich zutreffend und uns allen kamen die Tränen. Tousend Years von Christina Perri auf der Violine gespielt, voller Liebe und Gefühl. Hatte Nikola sich das ausgedacht? Meine Gedanken wurden von meinem Bogdan durchbrochen, als ich hörte wie er fest die Luft einzog. Ich folgte seinem Blick und mir stockte der Atem. Nina bestritt an Stefans Arm den Weg. Die Meeresbrise wehte ihre Lockenpracht nach Links. Mit der rechten Hand hielt sie eine lange rosa Lilie, das Kleid wurde auch von der Brise um ihre Beine geweht und durch die letzten Strahlen der Abendsonne sah sie aus, als würde sie läuchten. Sie sah aus, als würde ihre weisse Haut golden glitzern. Als ich zu Lazar blickte, konnte ich sehen wie er schluckte und dann seufzte. Die Liebe in seinem Blick brachte das Fass zum Überlaufen, ich fing an zu weinen. Er war so wunderschön, dass es fast nicht echt erschien.
"Ich übergebe dir meine Mutter mit dem Wisssen, dass ihr füreinander bestimmt seid und, wie in diesem Stück, eure Liebe mehr als 1000 Jahre anhalten wird" ertönte Stefans Stimme, als er Ninas Hand in Lazars legte. Nikola stellte sich hinter Lazar, Stefan hinter Nina und sie lächelten von ganzem Herzen. Diese Szene allein hätte genügt um uns alle zum Weinen zu bringen! Die Vier so zusammen zu sehen, diese Liebe zu spüren und doch...es war wunderschön und doch so abgrundtief traurig, dass Nina erst sterben musste, um ihren Lazar heiraten zu können. Lieber Gott, dachte ich, bitte lass ihr noch etwas Zeit. Bitte, bitte! Sie haben doch genug gelitten, bitte lass Nina noch etwas hier bleiben.Ich mochte es nie, wenn ich im Mittelpunkt eines Geschehens stand. Zu oft wusste ich nicht, was ich sagen soll. Jetzt aber, ist es mir eine Freude, laut und vor den Menschen die wir lieben, zu sagen, dass ich unglaublich dankbar und glücklich bin. Ich habe, und ich werde, dich Lazare ewig lieben. Ich danke dir für deine Liebe und für deine wunderschöne Seele, danke darf ich das hier mit dir erleben sagte Nina klar mit weicher Stimme. Es war noch immer unglaublich, dass wir sie sehen und hören können.
EWIG DEIN, EWIG MEIN, EWIG UNS zitierten sie dann Beide Beethoven. Lazar steckte Nina den Ring an den Finger und zum ersten Mal sah ich, dass seine Finger zitterten. Mein Gott, das musste ihm so viel bedeuten und wahrscheinlich schmolz er in seinem Inneren vor Dankbarkeit und Liebe. Als Nina ihm den Ring ansteckte und ihn liebevoll anlächelte, sah ich wie ihm eine Träne aus dem Augenwinkel kullerte. Als sie sich küssten, als er sie hochhob und küsste, erschien es mir, als hätten sie alles um sich herum ausgeblendet. Wir klatschten mit Freudentränen in den Augen, Nikola und Stefan sahen sich glücklich an, doch Nina und Lazar...sie verschmolzen ihre Blicke ineinander als wäre niemand da und diese Blicke..."sieh nur wie sie sich ansehen Nado moja" flüsterte mein Bogdan gerührt "ich kann fast nicht hinsehen, dieser Blick ist so intim und voller Liebe. Sie reden in Gedanken miteinander" murmelte er noch, bevor er mir die Tränen wegwischte und mich liebevoll küste. Ja, Nina umd Lazar teilten ihre Gedanken gerade, liebkosten sich mit Blicken und lächelten, als wären sie die glücklichsten Menschen auf Erden. Wie viel Zeit würden sie noch haben? Bitte Gott, flehte ich wieder, lass sie noch eine Weile glücklich sein.

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Hope Hoffnung Nada
RomanceKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...