Als am nächsten Tag Sonja mit Maja und Amy ging, alle Kinder draussen waren und sich beschäftigten, holte ich den Umschlag.
Zittrig ging ich in die Küche, wo Lazar verloren aus dem Fenster sah und rauchte.
In der anderen Hand hielt er eine Tasse Kaffee.
"Lazar ich möchte dich nicht stören aber jetzt sind wir alleine. Ich muss dir das geben, das war ihr letzter Wunsch an mich."
Stirnrunzelnd blickte er mich dann an, als begreife er einen Moment nicht, wer vor ihm steht.
Er blinzelte und lächelte dann wieder.
"Setz dich und lies zuerst was sie mir geschrieben hat" bat ich ihn und natürlich tat er, was ich verlangte.
Er las den kurzen Brief und runzelte wieder die Stirn.
Dann öffnete er den Umschlag und nahm drei Fotos raus.
Sie waren laminiert, damit sie immer so blieben.
Nina hatten diese Fotos viel bedeutet.
Auf dem ersten Foto war Nina in einem langen altrosa Kleid, da war sie erst 17. Sie war an Lazar gedrückt beim Tanzen. Ihr Gesicht lag auf seiner Brust und sie lachte glücklich. Lazar hatte ein Schmunzeln auf den Lippen und es sah aus, als würde er ihren Scheitel küssen.
Er hielt sie fest in seiner Umarmung, sie verschwand fast in seinen Armen. Er trug einen wunderschönen, grauen Anzug und ein Einstecktuck in der Farbe ihres Kleides.
Das war bei Tamara's Hochzeit, solche Fotos hatte ich in den anderen Alben gesehen, aber auf Diesem, lachte sie von ganzem Herzen.
Lazar lächelte zärtlich und sah sich dann das zweite Foto an.
Es zeigte Lazar wie er schlief.
Er hatte kein Shirt an, sein Nikola schlief auf seiner Brust. Nikola war da vielleicht einen Monat alt gewesen. Lazar hielt ihn mit der linken Hand auf seiner Brust und im rechten Arm, schlief Stefan fest an ihn gekuschelt. Es war so ein schönes, so liebevolles Bild, wie die Drei so schliefen.
Dieses Foto hatte sie in Kanada gemacht.
Lazar seufzte und lächelte weiter.
Dann sah er sich das letzte Foto an und er schluckte schwer.
Auf diesem Foto war Lazar in einer azurblauen Badehose.
Er hatte die Augen geschlossen und seine Wange auf Nina's Scheitel gelegt. Er hielt sie in seinen Armen und sie sah aus, als würde sie sich an ihn klammern.
Sie hatte einen königsblauen Bikini an, ihre Haare waren nass und man sah ihrem Gesicht die Liebe zu Lazar an.
Das ganze Bild zeigte, wie tief sie füreinander empfanden. Es sah so aus, als wollten sie sich nie wieder loslassen.
Es war herzzerreissend schön.
Das war bestimmt nach dem Haitauchen gewesen und der Tauchbegleiter hatte dieses Foto von ihnen gemacht.
Lazar schloss die Augen und atmete tief durch, dann nahm er die Briefseiten und streichelte vorsichtig darüber.
Als er anfing zu lesen, wandte ich mich ab und nahm eine Zigarette. Ich konnte ihm nicht mehr zusehen, er sah so traurig aus.Lazar:
Das waren also die letzten Worte, die ich je lesen würde von meiner Erdbeere.
Sie hatte es geschafft, ein Versteck zu finden und ich bewunderte sie sehr dafür.
Sergej war immer sehr neugierig gewesen und sie durfte nie Geheimnisse haben.
Das Datum überraschte mich etwas, denn sie hatte es im April geschrieben, als Sergej hier bei Bogi war.
Ich nahm all meine Kraft zusammen und fing an, die Worte der Liebe meines Lebens zu lesen.Mein Lieblingsmensch, du mein Leben
Endlich erlaube ich mir, diese Worte aufzuschreiben, ohne Angst jemanden zu verletzten.
Seit unsere Jungs abgereist sind, beschleicht mich eine unangenehme Vorahnung.
Ich glaube, mein Leben wird bald vorbei sein, mein schöner Lazar.
Das ist auch der Grund, weshalb ich dir diesen Brief schreibe, denn ich möchte nicht sterben, ohne dir alles gesagt zu haben und ich bedauere nur, dass ich es nicht schon vor so vielen Jahren getan habe.
Als Erstes möchte ich dich um Verzeihung bitten. Ich habe dir lange weh getan und das wollte ich wirklich nicht. Nie wollte ich dich verletzen, denn du bist mein Leben, mein Lieblingsmensch und die Liebe meines Lebens.
Nur durfte ich dir das nie sagen, denn ich hatte Angst, was danach passieren würde.
In Kanada fing ich an zu begreifen, was mit mir los war. Ich verstand, dass mich das Kaputte in Sergej angezogen hat und verstand auch, dass ich ihn nicht so liebte wie er es dachte. Auch er liebte mich nicht richtig, er war von mir besessen und ich liess das geschehen. Ich verstand auch, dass ich mich von ihm anhängig machen liess und das ist alleine meine Schuld. Ich habe Anziehungskraft und eine kaputte Psyche für Liebe gehalten, aber damit bin ich klar gekommen. Nur ich alleine trage die Schuld daran, nicht du mein Schöner!
Ich begriff dann endlich, wann ich mich in dich verliebt habe aber ich habe es damals nicht verstanden. Nichts verstand ich, denn ich dachte ich wäre nicht liebenswert. Das bin ich wahrscheinlich auch nicht. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was Dejan, Bogi , Neven und Maja über mich denken. Aber das macht nicht's, das habe ich verdient.
Als du am 20.03.2002 auf mich zukamst, in einem schwarzen Anzug und ich neben Sergej am Gartentisch sass, blieb mein Herz für ein paar Sekunden stehen.
Ich dachte für mich, dass ich noch nie so einen schönen Mann gesehen habe. Und das bist du Lazar, du bist für mich das Schönste auf dieser Welt!
Ich verwarf den Gedanken sofort, denn nie im Leben hätte so ein Mann wie du, Interesse an mir gehabt. So dachte ich und liess mich von Sergej bezirzen. Es war schön gewollt zu werden, es war schön gebraucht zu werden und ich hielt das für Liebe. Es war auch schön begehrt zu werden, denn ich kannte all das nicht. Aber ich habe das alles mit Liebe verwechselt und das tut mir unendlich leid.
Ich wusste, dass Sergej gefährlich war, ich wusste es könnte meinen Tod bedeuten aber eben, ich war einfach dumm, unerfahren und blind. Ich war lange blind Lazar und verdrängte all meine Gefühle zu dir. Ich sage nicht, dass ich nichts für Sergej empfinde, denn das tue ich aber auch das verdanke ich dir. Alle seine Eigenschaften, die er von dir übernommen hat, habe ich an ihm geliebt. Das wurde mir klar, als du mich zu den Haien gebracht hast.
Als ich dich stürmisch umarmte und in die schönsten Augen, deine Augen, auf der Welt blickte, traf es mich wie ein Bitz. Ich wollte weinen, ich wollte dich an die Hand nehmen und für immer mit dir verschwinden. Aber das ging nicht, meine Söhne brauchten mich und was wäre das für ein Leben für dich gewesen? Immer auf der Flucht vor Sergej's Rache? Was wäre dein Leben mit mir gewesen? Nichts. Ich war Deiner nie würdig Lazar und wusste nie, auf welche Art und Weise du mich liebst. So etwas Schönes, so etwas Perfektes wie dich, hatte ich nicht verdient, denn ich war kaputt und etwas so Beschädigtes wie mich, hattest du nicht verdient.
Ich hatte mein Schicksal besiegelt, an dem Abend, als ich Sergej's Hand nahm und mit ihm ging. Das war mein 17 Geburtstag...
Das war mir klar und das verdiene ich. Ich habe all die Angst, all die Bilder der Toten in meinem Kopf und den Schmerz verdient.
Dennoch würde ich alles noch einmal durchmachen wollen, nur um dich in meiner Nähe zu haben. Ich würde wieder meine Seele verschenken, nur für eine Umarmung von dir und einen Atemzug deines Geruchs.
Als ich Sonja kennenlernte und sie mir ihre Geschichte erzählte, dachte ich wie mutig sie doch ist.
Ich überlegte lange und beschloss, dir die Wahrheit zu sagen, egal was geschieht. Ich wollte mutig sein und dir sagen, wie sehr ich dich liebe, wie dankbar ich dir bin, dass du all seinen Jähzorn lenkst und nie zugelassen hast, dass er mir richtig weh tut.
Dann allerdings wurdest du kurz wütend auf mich und Sergej erzählte mir, dass du Sonja liebst.
Das schockierte mich einen Moment lang aber ich riss mich sofort zusammen, denn Sonja war perfekt für dich. Sie hat eine gesunde Psyche, ist nicht mit Narben entstellt, sie ist mutig und sie konnte dir vier Söhne schenken. Das hätte ich nicht gekonnt, nichts hätte ich gekonnt, denn ich war nie gut genug für dich Lazar. Ich war nur eine kranke Frau, die dir nie Kinder hätte schenken können und das wäre nicht fair gewesen, denn du wolltest immer viele Kinder.
Ich habe mich so gefreut als ihr zueinander fandet, ich habe es geliebt, dich glücklich zu sehen. Nie war ich eifersüchtig, denn ich wollte immer nur, dass du glücklich bist.
Als sie dir deine Söhne gebar, war ich überglücklich und liebte sie als wären es Meine. Wie hätte ich sie nicht lieben können? Es waren deine Söhne, ein Teil von dir.
So liebenswert und schön wie du.
Ich bin so froh, konntest du Vater von so wundervollen Jungs werden und ich bin dir so dankbar, durfte ich Nikola's Mutter sein.
Ich danke dir dafür, danke, dass ich diesen wundervollen Jungen meinen Sohn nennen darf.
Viele Jahre habe ich zugesehen wie du strahlst und glücklich bist und ich war es auch, denn so lange es dir gut ging, so lange ging es mir gut und ich konnte Sergej glücklich machen. Das hoffe ich zumindest.
Auch ihn wollte ich glücklich machen, denn er hat so viel Grausames erlebt.
Dann kam der Tag, an dem du mit Bogi und Sergej nach Russland musstest. Ich bin 1000 Tode gestorben, aus Angst, dass du nicht zurück kommst. Das ist jetzt etwas mehr als vier Jahre her.
Du hast mir damals nichts versprochen und das hat mich erschüttert. Ich konnte meine Gefühle an dem Morgen, vor Bogi, nicht verbergen. Ich habe mich an dich geklammert und wollte dich nie wieder loslassen. Ich sagte dir, dass ich dich liebe und als du mir das Gleiche sagtest, klang es anders als sonst.
Da wusste ich, dass du mich irgendwo, tief in deinem Inneren, liebst.
Da konnte ich auch nicht andauernd meine Maske aufsetzen und ging dir aus dem Weg, so gut ich konnte.
Oft liess ich diese Maske fallen und Nada hat das schnell bemerkt. Nur konnte ich es dir nicht sagen. Du hast vier Kinder mit Sonja und Sergej hätte einen Weg gefunden, uns alle zu töten. Oder er hätte mich, Sonja und alle Kinder getötet und dich leiden lassen.
Das durfte nicht geschehen, denn du hast genug gelitten und an zu vielen Gräbern gestanden.
Also schwieg ich weiter und träumte von einem Leben mit dir.
Jetzt, da ich merke, dass mein Leben bald dahin ist, möchte ich dir aber alles sagen.
Wenn du das liest, bin ich tot und Sergej kann dir nichts tun.
Ich liebe dich Lazar, ich liebe dich seit dem 20.03.02. Ich liebe dich so sehr, dass deine Augen immer wieder durch meinen Kopf blitzen, ich stelle mir so oft vor, wie es wäre als deine Frau neben dir zu liegen und immer in deinen Armen einzuschlafen.
Ich liebe dich so sehr, dass ich es mit Worten nicht beschreiben kann und ich bin so dankbar, hatte ich das Glück, dich so viele Jahre um mich zu haben. Du bist das Beste, Schönste und Herrlichste, was mir je begegnet ist.
Ich liebe deine reine Seele und dein Lächeln, verschlägt mir immer den Atem. Du Lazar, bist meine Perfektion, das sollst du wissen.
Ich weiss auch, von wem der ganze Schmuck, die Kleider und all das ist. Nur du kanntest mich gut genug, um mir all das zu schenken. Ich weiss auch, wie oft du dich zu mir gelegt hast und mich ins Bett getragen hast, als Sergej ausser Kontrolle war. Ich habe dich immer an deinem Geruch erkannt und fühlte mich geborgen und sicher in deinen Armen. Nie hatte ich Angst vor dir, nie hatte ich Angst wenn du da warst und nie hatte ich Alpträume, wenn ich neben dir schlief.
Danke mein Liebster, du hast mein Leben perfekt gemacht, mit deiner Anwesenheit.
Bitte, bitte fühle dich nicht schuldig wenn ich sterbe, denn dank dir hatte ich ein so schönes Leben.
Ich bitte dich nur, meine Asche zu unseren Haien zu bringen. Du weisst wie mich die Dunkelheit ängstigt, du weisst wie sehr ich die Kälte hasse. Bitte lass nicht zu, dass ich auf Ewig in der kalten Erde liege. Nur das wünsche ich mir.
Ich werde wohl nie im Himmel sein, denn dafür habe ich dich zu sehr verletzt, aber das ist in Ordnung denn du warst immer mein Licht in der Dunkelheit und du warst mein Himmel. Mehr brauche ich nicht.
Mit deinem Lächeln, hatte ich alles im Leben.
Ich hatte alles mit dir an meiner Seite. Du warst mein bester Freund, mein Beschützer und du wirst immer die Liebe meines Lebens sein. Auch nach meinem Tod werde ich dich lieben, ich kann gar nicht anders, denn dich kann man doch nur lieben!
Du bist das liebenswerteste und wundervollste Geschöpf auf Erden Lazar und verdienst nur das Beste.
Bitte, lebe und sei glücklich. Lebe und lächle das schönste Lächeln, welches es gibt.
Das schenkt mir Frieden, wenn ich weiss, dass es dir gut geht.
Sei unseren Jungs weiterhin ein guter Vater und lebe in dem Wissen, dass ich dich immer geliebt habe und immer lieben werde.
Die Fotos gehören nur dir, denn du kennst ihre Bedeutung und wirst sie in Ehren halten.
So bist du, mein wunderschöner Offizier.
Ich sage dir jetzt Lebewohl du Liebe meines Lebens und hoffe, in einem anderen Leben, darf ich deine Frau sein.
Bitte verzeih mir, ich wollte dich nie verletzen.

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Hope Hoffnung Nada
RomanceKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...