Kapitel 30.1

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Dejan:
Am nächsten Morgen wachte ich auf und mein Kopf lag auf Maja's Bauch.
Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, dass ich mit dem Rücken zwischen ihren Beinen lag und sie eine Hand auf meiner Stirn hielt.
Was zum Henker?
Vorsichtig regte ich mich und weckte sie natürlich.
"Hey, bleib liegen. Ich hole dir die Medikamente und etwas zu essen."
Bevor ich auch nur reagieren konnte, schwang sie sich verschlafen aus dem Bett und eilte davon.
Scheisse, ich musste unbedingt Lazar ablösen!
Ich wollte aufstehen aber alles drehte sich in meinem Kopf.
"Oh nein! Du bleibst liegen, hier das nimmst du brav und isst etwas Obst."
Etwas verwirrt sah ich sie an, nahm dann die widerlichen Tabletten und ass die Kiwistücke.
Alles schmeckte etwas eklig aber ich tat was sie wollte.
"Majo, wieso lag ich vorhin auf deinem Bauch?" fragte ich müde und sie lächelte traurig.
"Gegen vier Uhr hast du wieder Fieber bekommen und von deiner Schwester geredet. Du warst sehr traurig, da hab ich deinen Kopf so gebettet und deine Stirn gekühlt. So bin ich dann auch wieder eingeschlafen. Du hast noch immer Fieber aber das wird bald vorbei sein. Lazar kannst du nicht ablösen, das wird Sergej tun wenn nötig."
Sie sah sehr müde aus und das tat mir leid.
"Es tut mir leid, ich habe dich wach gehalten. Danke aber für alles."
Das Antibiotika von gestern wirkte schon, mein Hals tat kaum weh und meine Stimme war fast wieder normal.
"Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Ich mache dir einen Tee und dann schläfst du wieder. Dann werfe ich Sergej aus dem Bett, er soll sich mal um etwas kümmern!"
Sie rauschte wieder ab und ich ging ins Bad.
Kaum hatte ich mich gewaschen und die Zähne geputzt, hörte ich diese nervige Stimme.
"Du weckst mich, damit ich Lazar anrufe?" Rief er aus und ich stöhnte frustriert.
Das Bild, dass sich mir bot, war aber köstlich!
Maja stand vor dem halbnackten Sergej mit geballten Fäusten und funkelte ihn an!
"Natürlich! Bist du jetzt auch noch schwerhörig? Ruf ihn an, frag ihn ob du ihn ablösen sollst und sag ihm, dass Dejan krank ist. Wenn er bei Sonja bleiben will, dann kümmerst du dich weiter um die Jungs. Ich kümmere mich hier um die Kinder und um Dejan. Was verstehst du eigentlich nicht?" Zischte sie und ich lachte leise.
"Was will sie eigentlich von mir? Ich hatte das doch sowieso vor!" Knurrte er in meine Richtung.
"Nein, lass ihn in Ruhe und mach was man dir sagt. Du hattest es vor aber WANN? Am Nachmittag? Los, mach endlich und weck die Kinder nicht auf!"
Damit drehte sie ihm den Rücken zu und blickte mich, irgendwie zärtlich, an.
"Leg dich hin, ich bringe dir gleich den Tee. Ich muss nur diese Warze hier loswerden!"
Ich lachte wieder und Sergej stöhnte genervt.
"Warze? Du bist nur ein sehr nerviger Giftzwerg! Weckt mich um mich anzuscheissen! Meine Fresse!" grollte der Herr und ging.
Sie grinste stolz und ich verliebte mich noch mehr.
Ich würde sterben, wenn sie wieder ging, dachte ich nur und seufzte schwer.
"Alles okay? Leg dich hin, ich komme hier klar. Sobald die Kinder gefrühstückt haben, mache ich uns allen einen Eintopf. Das Abendessen kann das Phantom der Oper dann besorgen!"
Sie war echt erfinderisch, dachte ich amüsiert.
"Und wenn du dich ansteckst? Das wäre nicht gut, Sergej ist schon nervig und wenn er dich dann noch mehr nervt...dann müsste ich ihm den Kiefer brechen."
Daran hätte ich tatsächlich Spass, dachte ich nur.
"Ich werde schon nicht krank. Ich bin ziemlich abgehärtet, habe oft viele kranke Kinder um mich aber du darfst gerne Sergej verprügeln, sobald du gesund bist!" Lachte sie dann und ihr Augen funkelten wie Bernsteine.
Ich lächelte nur und ging dann ins Bett, musste weg von diesem schönen Gesicht, denn es tat so weh!

Tatsächlich verschlief ich den ganzen Tag und hörte die Zwei wieder streiten.
"Giftzwerg, Lazar bleibt bei Sonja und schläft dort! Die Kinder nehme ich alle zu mir nur um dich nicht mehr hören zu müssen! Da! Diese Suppe mag Dejan am Liebsten, sauer scharf und das Rind Satay ebenfalls! Frag ihn doch du Nervensäge!"
"Das weiss ich doch schon von meiner Cousine du Genitalwarze! Ich fragte dich, ob du LAZAR was zu Essen gebracht hast?! Brauchst du ein Hörgerät?"
Für ihre Grösse, konnte sie echt schreien.
Und sie schrie nur, weil die Kinder nicht da waren.
"LAZAR WILL NICHTS DU GNOM! ER HAT IN DER CAFETERIA GEGESSEN! WIE OFT SOLL ICH DIR DAS NOCH SAGEN!"
Ich amüsierte mich köstlich!
"Darum geht es doch nicht du Fleischberg! Egal was er sagt, bring ihm trotzdem etwas! Du hast doch eh nichts zu tun ausser mir auf die Nerven zu gehen! Das gehört sich so Sergej! Meine Güte muss man dir alles Dreifach erklären?! Bring ihm und Sonja trotzdem etwas, das gehört sich so!" Sie drehte sich zu mir um und sah mich verzweifelt an.
"Und er soll mal DER ERBE gewesen sein? Das ist doch lächerlich! Er ist strohdumm!" Rief sie aus und stampfte in die Küche.
Sergej lachte in sich hinein und sah mich belustigt an.
"Dejo du musst sie heiraten! Endlich habe ich jemanden zum Streiten! Sie ist sehr einfallsreich!"
Irritiert über seine Worte, sah ich ihn prüfend an.
Er wirkte tatsächlich ausgeglichener und fröhlicher.
"Das wird wohl nicht geschehen Sergej aber ich freue mich, dass du dich amüsierst!" Sagte ich bissig "Danke für das Essen. Wie geht es den Anderen?"
Er blinzelte ein paar Mal und kam auf mich zu.
"Es geht ihnen gut, Sonja kann morgen nach Hause. Meiner Nina geht es viel besser und die Kinder sind wie neu. Das verdanke ich dir und diesem Giftzwerg. Du liebst sie doch, weshalb denkst du, sie will dich nicht?" fragte er aufrichtig und war wieder der Sergej, den ich gemocht hatte.
Leider mochte ich ihn nicht mehr und das tat irgendwie weh.
"Das ist unwichtig Sergej. Ich danke dir, hast du auch Hunger?" Fragte ich neutral und er schloss die Augen kurz.
"Du kannst mich nicht mehr ausstehen Dejo, oder?" Fragte er offen.
Ich kreiste mit meinem steifen Nacken und sah ihm in die Augen.
"Das stimmt. Ich ertrage deine Launen nicht mehr und finde es zum Kotzen, wie du dich verhältst. Aber das geht mich bald nichts mehr an, sobald Sonja ganz gesund ist, fliege ich zurück" erklärte ich ihm ruhig und wollte mich anziehen gehen.
"Ich weiss ich bin ein Arschloch wenn sie nicht da ist. Ich kann es nicht abstellen..." sagte er frustriert.
"Dann mach eine Therapie Sergej, such dir ein Hobby oder was weiss ich was, nur hör auf meinem Bruder das Leben zu versauen! Er hält seit fast 20 Jahren den Kopf für dich hin und verteidigt dich immer. Du aber benimmst dich wie ein Mistkerl! Er beschwert sich nicht mal, so ist er, aber ich habe genug gesehen. Ich will meinen Bruder irgendwann gesund in meiner Nähe haben und nicht ein psychisches Wrack ansehen müssen wegen dir" sagte ich ruhig und er schluckte hart.
"Ich danke dir für das Essen Sergej. Falls etwas mit den Kindern ist, ruf mich bitte."
Er nickte nur traurig und ging.
Ich zog mir den Pulli an und ging zu Maja an den Esstisch.
"Du siehst schon viel besser aus. Hier, die Medikamente. Ich habe gelauscht und finde es grossartig was du gesagt hast. Und so ruhig!" Sagte sie anerkennend und lächelte so wunderschön, dass sich mein Herz überschlug.
"Du wirst gut mit ihm fertig Majo, gratuliere!" sagte ich nur und freute mich auf die Suppe.
"Das bin ich gewohnt, ich wurde dauernd geärgert und habe ein loses Mundwerk. Ist die Suppe heiss genug?"
"Ja, danke. Wieso wurdest du oft geärgert?"
Wie konnte man nur so etwas Perfektes ärgern?
"Ich bin 1.64, habe überall Sommersprossen und naja, bin blass wie ein Vampir. Meine Augen fanden alle in der Schule komisch und mich zu fett. Das ist mir allerdings egal, ich kann es nicht ändern und esse gerne. Es liegt aber auch in den Genen, wir sind alle irgendwie so." Sie zuckte mit den Schultern und betrachtete argwöhnisch ihre Frühlingsrollen.
"Meinst du Sergej hat etwas Ekliges rein getan?"
Fragte sie mich dann und brachte mich zum Lachen.
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Nein. Er geniesst es mit dir zu Streiten, er ist richtig entspannt."
Ich konnte sie nicht mehr ansehen, deshalb konzentrierte ich mich auf die Suppe.
"Mit Essen kennt er sich aber aus, das ist köstlich!" Sagte sie mit verträumter Stimme.
Ja das stimmte, mit solchen Sachen kannte er sich aus.



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