Kapitel 18.1

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"Es ist November und wir sind eingeschneit. Das finde ich grossartig, es ist wie in Zlatibor."
Mein Bogdan sah Lazar's Bruder komisch an und verdrehte die Augen.
"Sag mal liegt das an den Genen? Ihr seid echt immer gut gelaunt. Das kotzt mich an!"
Ich lächelte leicht und wandte mich dann ab, mein Magen nervte mich und ich wollte die Zwei nicht stören.
"Das hoffe ich doch! Warum stört dich das? Es ist leichter im Leben, wenn man fröhlich ist...hey wo ist Nada hin?"
Das hörte ich noch bevor ich die Treppe raufging.
Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, wegen Doc und Eli.
Wir kamen kaum zu den Ställen, so fest schneite es und ich konnte nicht zur Arbeit.
Hoffentlich wird der Doc nicht sauer.
Deshalb hatte ich sicher auch Magenschmerzen.
Ich verkroch mich mit einem Buch in der schönen Bibliothek und liebte den Geruch des Kaminfeuers hier.
Bogdan hatte das toll gemacht.
Der Schnee sah so schön aus, ich mochte es durch die Fenster dem Schnee zuzusehen.
Es hatte etwas Märchenhaftes!
Es sah sehr romantisch aus...
Ja ich mochte diesen Ort hier, stellte ich erstaunt fest.
Ich spürte plötzlich ein angenehmes Prikeln im Nacken und lächelte.
"Versteckst du dich vor Dejan' s abartig guter Laune?"
Ich lächelte meinen Bogdan an und schüttelte den Kopf.
"Nado moja, erklär mir nur WIE er immer so fröhlich sein kann!" Brummte nun mein Mann und ich musste lachen.
"Er ist so, das ist seine Natur mein Schöner! Er sieht in Allem das Gute."
Dejan war immer sehr fröhlich, er liess sich von Nichts die Laune verderben.
"Ja er ist ein echter Sonnenschein!" knurrte mein Bogdan und legte sich zu mir auf das hellblaue Sofa.
"Du siehst müde aus mein Schöner. Kann ich etwas für dich tun?" Er wirkte sehr erschöpft.
"Ich bin müde. Durch den ganzen Schnee, sind viele Arbeiter ausgefallen. Fünf von ihnen fehlen und deshalb bin ich so dankbar, bleibt Dejan seit Tagen hier und höre mir seinen Blödsinn an.
Wir haben die Pferde alle zu Zweit in die Ställe gebracht, so wärmen sie sich gegenseitig und die Heizlüfter mussten wir heute anbringen." Er erzählte das schon im Halbschlaf.
"Ich kann euch helfen mein Mann" sagte ich und lehnte mich an seine Brust.
"Nein mein Engel, da ist sehr viel Schnee! Dir reicht er etwa bis unter deinen schönen Hintern. Du kommst nicht durch, tut mir leid!" Er lächelte mit geschlossenen Augen und ich kicherte vergnügt.
"Ich liebe dich mein Schöner" murmelte ich an seiner Brust und war auch schon fast im Land der Träume, als mein Magen protestierte und ich aufsprang.
Ich konnte wahnsinnig schnell sein, stellte ich fest!
Tür zusperren und los...
Ich hatte so lange nicht mehr brechen müssen.
Mein Magen tat mir abartig weh, brannte wie Feuer.
Nicht mal das Übergeben half!
Das lag wohl doch nicht an den Schuldgefühlen wegen dem Doc...
"Denkst du wirklich eine abgeschlossene Tür könnte mich aufhalten?" Donnerte mein Mann vor der Tür und seufzte nur ergeben.
"Nur einen Moment, bitte Bogdan. Nur zwei Minuten!"
Flehte ich und raffte mich auf.
Ich nahm die Zahnbürste und...
Scheisse!
"Nein keine zwei Minuten. Was hast du?"
Die Zahnbürste hängte mir aus dem Mund und ich sah meinen Mann dümmlich an.
"Du hast die Tür eingetreten weil ich mich Übergeben musste? Nein nicht eingetreten, sie ist ja ganz aus den Angeln! Die schöne Tür!"
Fassungslos sah ich mir die Tür auf dem Boden an und kicherte dann belustigt.
"Du hättest nicht abschliessen sollen mein Engel. Was ist los? Hattest du..."
"Was ist hier...wieso hast du die Tür zertrümmert Bogi?" fragte Dejan argwöhnisch und schaute etwas verwirrt auf meine Zahnbürste.
"Darf sie sich nicht mal alleine die Zähne putzen?" fragte er schockiert und sah, gerade jetzt, wie Lazar aus.
Er war sein exaktes Ebenbild.
"Sie musste sich Übergeben" antwortete mein Bogdan, als wäre damit alles erklärt.
"Du hast die Tür zertrümmert weil sie kotzen musste? Was ist denn mit dir los?"
Dejan runzelte die Stirn und sah mich nur verwirrt an.
"Ich hatte abgeschlossen Dejo."
Meine Erklärung war kein Stück besser als Bogdan's!
"Ich fasse zusammen: sie rannte also ins Bad, schloss die Tür ab, damit du ihr nicht beim Reiern zusiehst und du machst die Tür kaputt?" fragte er nüchtern.
"Genau" bestätigte Bogdan nickend.
"Lass dich untersuchen Bogi, du spinnst doch! Liebes alles okay?"
fragte er mich und zeigte dann Bogdan den Vogel.
"Mein Magen spinnt, das ist alles."
Dejan nickte nur und lächelte so schön.
"Dann ab ins Bett Liebes, du bist krank. Und du Bogi, anstatt die Tür einzutreten, hättest du klopfen können. Meine Güte du verdirbst mir meine gute Laune! Du könntest auch deiner Frau eine Suppe machen aber nein, du machst die massive Holztür kaputt! Idiot!"
Blaffte er meinen Bogdan an und wandte sich dann mir zu.
"Ich mache dir eine Rinderbrühe Liebes, danach wird es dir besser gehen. Und du Bogdan könntest dich nützlich machen und dieses Chaos beseitigen!" Er schüttelte wieder den Kopf und drehte sich um.
"Tretet die Tür ein weil die Frau kotzen muss. Alles Psychos!" Hörten wir ihn schimpfen und ich musste einfach lächeln.
Ja, er war wie sein Bruder.
"Du hast ihm die gute Laune verdorben mein Schöner" versuchte ich zu witzeln aber ich fühlte mich wirklich nicht gut.
"Gut, dann hält er jetzt die Klappe!" Bogdan nahm mein Gesicht in seine Hände und schaute mich forschend an.
"Du bist extrem blass Nado moja." sagte er Strinrunzelnd.
"Ich bin immer blass, naja fast schon durchsichtig." Ich versuchte wirklich zu Witzeln aber es ging nicht, mein Magen brannte wie die Hölle.
"Das stimmt nicht mein Engel, du  bist weiss wie Schneewittchen aber jetzt, sieht deine Gesichtsfarbe gar nicht gut aus." Analysierte er lächelnd meinen Zustand.
Ja, ich sah krank aus.
"Du hast recht, ich sehe gruselig aus." sagte ich matt lächelnd.
"Hör auf! Das meine ich ernst Nado moja, sonst...naja wenn du wieder gesund bist mache ich genau das, was ich dir schon mal versprochen habe! Du mein Engel hast dir wohl einen Virus eingefangen. Los ins Bett!" sagte er und hob mich hoch.
"Wieso trägst du mich? Ich weiss auch, dass ich mir etwas eingefangen habe. Einen Virus oder die Pest! So wie mein Magen brennt, könnte es locker die Pest sein. Hör auf mich zu tragen, du darfst dich nicht anstecken."
Und ausserdem wurde mir wieder übel.
"Die Pest ist es nicht, vetrau mir mein Engel!" lachte er und setzte sich aufs Bett "und wenn ich mich anstecke, dann kotzen wir zusammen. In Gesundheit und Krankheit, weisst du noch?" er sah so müde aus, er tat mir so leid.
Hier gab es immer viel Schnee aber schon ende November so eine Menge, war etwas unüblich und er arbeitete für fünf Leute. Dejan und er erledigten alles hier und fügten gerade die zwei Ranche's zusammen und bildeten mit Dejan's Land eine riesiges Dreieck. Dazu die Fohlen, die trächtigen Stuten, eine eingestürzte Scheune wegen dem Schnee und Dejan's neues Haus. Sie machten eigentlich alles alleine und jetzt kamen die Unmengen an Schnee dazu.
Natürlich wurde ich dumme Pute ausgerechnet jetzt krank!
"Weisst du mein Dämon, daran ist echt nichts romantisch. Tut mir leid, aber um die Wette zu Reiern stelle ich mich nicht so schön vor!"
Natürlich lachte er darüber und ich verdrehte nur die Augen.
"Weisst du was mein Dämon, du hast einen schlechten Einfluss auf mich. Ich habe einen furchtbaren Wortschschatz bekommen!" Murmelte ich nachdenklich und er grinste diabolisch.
"Mein Engel solange ich dich verderbe, finde ich es Göttlich!"
Mein Mann hatte echt einen Schaden!
"Und wenn wir um die Wette reiern, dann muss sich Dejan um alles kümmern! So verderbe ich ihm die Laune noch mehr."
Oder Lazar bricht dir ein paar Knochen, dachte ich aber ich hielt den Mund und seufzte nur.
"Ich habe heute mit unserem Psycho aus Hamburg gesprochen" hörte ich seine Stimme an meinem Ohr.
Er hielt mich in seiner Umarmung und streichelte meinen Rücken.
"Wie geht es meinem Schwager und Nina?" fragte ich ihn mit müder Stimme.
"Gut, sie fragen ob du sauer bist, weil du dich kaum meldest. Was lächerlich ist, das sagte ich auch! Sergej wird nie kapieren, was richtige Arbeit ist. Er versteht auch nicht, dass du beim Doc arbeitest. BRUDER DU HAST MEHR KOHLE ALS GATES, WAS SOLL DER SCHEISS? Er ist echt nervig!" sagte mein Bogdan genervt.
"Er ist dein Bruder, lass ihn doch."
Ich hatte keine Ahnung was ich dazu sagen sollte.
Nina könnte gar nicht arbeiten, Sergej drehte durch wenn sie nicht dauernd um ihn war!
"Lazar lässt dich grüssen, bei Sonja geht es bald los und er ist stolz wie ein Pfau! Sonja hat gesagt, ich soll dir einen Kuss geben. Sie vermisst dich."
Er küsste meine Schläfe.
"Danke. Das freut mich für Sonja" Murmelte ich verschlafen.
Dann hörten wir ein Klopfen.
"Siehst du Bogi, so macht man das.Man klopft!" Dejan grinste und kam mit einem Tablett rein.
Ich versteifte mich automatisch, wartete Bogdan's Reaktion ab.
Er runzelte die Stirn und sah mich kurz an.
"Danke mein Freund, das wird ihr gut tun." Sagte mein Mann nur lieb.
"Das wird es. Die Brühe ist kräftig, danach wird es ihr besser gehen. Ich kämpfe mich jetzt durch den Schnee und sehe nach den Fohlen und ihren Mamas. Bis nachher Liebes!" sagte Dejan mit diesem schönen Lächeln.
Er war so lieb!
Nur hatte er unrecht, es wurde nicht besser.
Es wurde viel, viel schlimmer!
Über 40 Stunden hängte ich nur über der Kloschlüssel.
Ich bekam nichts runter. Nicht mal einen Schluck Wasser und war immer in einem Dämmerzustand.
"Bogdane wenn das so weiter geht, muss sie ins Krankenhaus! Der Doc hat die Grippe, er kann nicht kommen und bei diesen Schneemassen würde er auch nicht durchkommen. Wenn es so weiter geht, wird sie komplett dehydrieren!"
Irgendwie brachte ich die Stimmen durcheinander.
War das Lazar oder Dejan?
Sie hatten fast die gleiche Stimme.
Nein, das war Dejan. Lazar war in Hamburg.
"Das weiss ich. Der Helikopter ist bereit." Diese Stimme würde ich überall erkennen!
"Aber bei diesem Wind...ich weiss nicht ob das gehen wird. Ich werde mein Bestes geben Bogi, aber bei diesem Wind kann ich für nichts garantieren."
Ein Gespräch mit Bogdan kam mir wieder in den Sinn.
Dejan war Kampfpilot gewesen, danach in einer Rettungseinheit...Orden bekommen mit 30...genau so war das.
Ich konnte meine Augen nicht öffnen, alles drehte sich.
Leider kam wieder diese ekelhafte Übelkeit und ich wollte aufstehen.
Irgendwie fiel ich aus dem Bett.
Super, fall doch aus dem Bett du Schwächling! beschimpfte ich mich selbst.
"Nado moja! Scheisse! Dejan hol den Eimer!" Nur sein Geruch bereitete mir keine Übelkeit und dafür war ich dankbar.
Trotz meines Zustandes schämte ich mich furchtbar!
Er hielt meinen Kopf damit ich nicht an meinem Erbrochenem erstickte und ich würgte nur noch Gallensaft rauf.
Mein Magen war komplett leer und diese Gallenflüssigkeit machte mich fertig.
Meine Zähne taten mir weh, mein Hals brannte und ich hatte fast keine Stimme mehr.
Und das Schlimmste war, mein Bogdan musste sich alles ansehen.
"Wir warten noch ein paar Stunden Bogi. Das sieht nicht gut aus, sie ist wie weggetreten. Hört das nicht auf, fliege ich euch ins Krankenhaus. Egal wie es draussen aussieht!"
Ja, er war wie sein Bruder.
Halt die Klappe du blöde Kuh, willst du wieder...
Ich merkte nur wie mich mein Mann wieder aufs Bett legte.
Ich war nicht richtig bei mir, war so erschöpft, dass ich unzusammenhängend etwas murmelte und dann einfach abdriftete.
Nur vage hörte ich Stimmen, könnte auch sein, dass ich mir das einbildete.
"Sie isst seit Wochen nicht richtig Bogi. Ihr Magen macht ihr echt lange Probleme. Heute ist der 30.11 mein Freund. Seit Oktober isst sie kaum, stellt es nur hin für uns oder nimmt minimale Mengen. Etwas stimmt nicht!"
"Das weiss ich. Sie sagte, sie hätte einfach keinen Appetit. Scheisse, vielleicht hat sie sich etwas in Kuba eingefangen und verschleppt das seit zwei Monaten."
Diese Stimme war so schön!
"Bogi ich mische mich nicht gerne ein, das weisst du. Aber ihr Verhalten hat sich doch komplett geändert! Siehst du das nicht? Sie geht nur zur Arbeit und sonst ist sie im Haus oder spät am Abend bei Luna und Max. Klar, du bist da aber sonst...etwas stimmt nicht mit ihr! Sie geht mir komplett aus dem Weg und ich weiss nicht wieso. Ich habe sie so lieb Bogi, sie ist wie unsere Dijana es war.
Etwas stimmt nicht und du wirst herausfinden was los ist oder ich werde es tun!"
Traurig, ja diese Stimme klang traurig.
Dann hörte ich lange gar nichts, roch nur diesen wundervollen Geruch und spürte eine heisse Hand an meiner Wange.
"Ich weiss wieso sie so ist" sagte dann plötzlich die schönste Stimme auf der Welt.


Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt