#1 Tom: Gefroren

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„Daran könnte ich mich gewöhnen..."sagt der Junge neben mir auf dem Bett, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe.

Aus großen Kulleraugen schaut er mich an, sie spiegeln eine Mischung aus Hoffnung und Angst vor meiner Antwort wider.
Er sieht niedlich aus und ihn zu ficken war wirklich nicht schlecht.
Aber dass seine Frage nicht nur auf den Sex abzielt ist sogar mir klar.

Und mehr kommt fürmich nicht in Frage.

Nicht nach Adriano.

Ich will nicht die Verantwortung für jemanden haben noch Gefühle die über ein rein sexuelles Begehren hinausgehen.

Ich will nicht nochmal, dass sich mein Herz anfühlt als werde es gerade schockgefrostet worden.
Mal abgesehen davon, dass es seitdem eh nicht wieder aufgetaut ist.

Von daher fällt es mir nicht schwer mich mit einem süffisanten Grinsen an den Jungen zuwenden und ihm kalt zu sagen: „Das kann ich dir leider nicht bieten".

Als ich sehe wieder Glanz in seinem Blick erlischt fühle ich mich schlecht. Aber ich kann es nicht.

Rasch raffe ich meine Sachen zusammen, ziehe mich an, verlasse seine Wohnung undlaufe hinaus in die Nacht zu meinem Auto.

Ich bin Tom, 21 Jahre, Jura-Student an der hiesigen Universität einer Hansestadt in Norddeutschland.

Mit meinen blonden Haaren und meinem schlanken Körper sehe ich aus wie ein 16-Jähriger, ich mag mich nicht besonders.

Und ich habe  beschlossen, dass mich nicht mehr interessiert was andere über mich denken oder für mich empfinden und dass ich niemals wieder für einen anderen Menschen etwas empfinden werde.

Also vögele ich mich durch die jüngeren Männer in meiner Region und schrecke auchvor den Älteren nicht zurück, wenn ich daraus Vorteile ziehen kann– oder die jeweiligen Herren für mich tief in ihr Portmonaie greifen.

Zu Letzterem sind erstaunlich viele bereit, offenbar wirke ich niedlich auf Ältere.
Und obwohl mich das zu einer Nutte macht, schmeichelt es mir auch, dass meine Gesellschaft anderen soviel wert ist.
Damit das nicht nachlässt habe ich mich auch auf so einer Escort-Website angemeldet.

Auch wenn einem alles egal ist, ist jung sein mit Geld einfach viel schöner. Außerdem bin ich so nicht auf meiner Eltern Geld für das Studium angewiesen – und denen somit auch keine Rechenschaft schuldig.

Auf dem Weg nach Hause passiere ich einen Streifenwagen und werde prompt rausgewunken. Ich sagte schon, dass ich mein Babyface nicht mag oder?

Am nächsten Morgen bin ich sogar schon zur Vorlesung um 8:15 Uhr anwesend, na ja zumindestens körperlich, denn erst während der Vorlesung fällt mirauf, dass schon wieder der Lyrssen-Junge neben mir sitzt.
Marco Lyrssen, ein Kommilitone . Sehr wohlhabendes Elternhaus, sehr konservativ, er kommt immer im Jackett in die Vorlesungen und prahlt mit seiner Mercedes G-Klasse und seinem Audi TT. Ein schnöseliger Snob.

Und dann seine Freunde, alles solche Typen, die man sich später als schmierige Advokaten und korrupte Politiker sehr gut jetzt schon vorstellen kann.

Dabei sieht ernicht schlecht aus, im Gegenteil. Braunes Haar, strahlend blaue Augen, süßes Stupsnässchen, volle Lippen. Nur wie gesagt, nicht meine gesellschaftliche Klasse, geschweige denn schlägt mein Gaydar bei ihm aus.

Da der Professor mal wieder den Begriff Vorlesung sehr wörtlich nimmt und aus seinem Buch vorliest (genaugenommen rezitiert er es auswendig...) und Marco sich offenbar mit mir unterhalten möchte gehe ich darauf ein....

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt