#4 Marco: Erwartungen

623 74 20
                                    

Ein wenig war ich schon enttäuscht, dass ich Tom nun fast sieben Wochen nicht mehr sehen werde. Aber was hatte ich mir gedacht? Auch ich musste natürlich so ein Praktikum machen und das selbstverständlich nirgendwo anders als in der Rechtsabteilung der Lyrssen GmbH & Co. KG. Selbst wenn Tom jetzt nicht in Thailand wäre, wo hätte ich ihn denn sehen oder treffen sollen? Ich kann ihn ja nicht einfach bei meinem Vater anschleppen und sagen, dass er ihn auch hier ein Praktikum machen lassen soll.

Erstens schon, weil mein Vater dann Fragen gestellt hätte.

Zweitens, weil auch Tom dann Fragen gestellt hätte.

Beide hätte ich nicht wirklich richtig beantworten können.

Und Drittens, weil mein Vater den zweiten Praktikumsplatz schon an den Sohn eines Geschäftsfreundes vergeben hat, Vergil Noltenius, ein selbstverliebter Typ mit dem ich nach dem Willen meines Vaters aber dringend befreundet sein sollte.

Unsere Väter schicken uns auch regelmäßig zum Golfen, etwas, dass ich mit gespielter Nonchalance über mich ergehen lasse, Vergil hingegen scheint es Spaß zu machen und er stolziert jedes Mal vor den aufgetakelten Weibern unserer Gruppe auf und ab wie ein balzender Pfau.

Aber was soll auch dabei herauskommen, wenn jemand seinen Sohn schon Vergil nennt? Eben!

Das Praktikum läuft auf jeden Fall furchtbar. Und langweilig. Von den meisten Themen die hier in der Rechtsabteilung dran kommen habe ich kaum eine Ahnung und es will auch keiner wirklich was von mir, weil keiner möchte es sich mit dem zukünftigen Chef verscherzen. Also zieht sich die Zeit quälend langsam dahin und ich muss die ganze Zeit den Schein waren, dass ich ganz eifrig bei der Sache bin.

Vergil hingegen hat sich beliebt gemacht in dem er für alle Kaffee holt und mit den Weibern in der Rechtsabteilung flirtet. Außerdem ist er in Jura einfach besser als ich und kann hier auch ab und zu was sinnvolles machen. Ich hasse ihn dafür.

Aber zumindestens habe ich in der langweiligen Zeit hier etwas über Tom im Internet gefunden. Damit werde ich ihn konfrontieren sobald ich die Gelegenheit habe. Und ich bin mir sicher, dieses Mal wird er mir nicht ausweichen oder abhauen können. Er wird zumindestens mit mir reden müssen.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt