#121 Tom & João: Alto Mar

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Tom

Gerade sind wir - also Ricero, mein Verlobter und ich - mit einem verdammten Hubschrauber auf eine fucking Megayacht geflogen und während ich João hinterher stolpere und gleichzeitig bemüht bin mich zu kneifen um sicher zu gehen, dass das kein verrückter Traum ist, begrüßt mich ein sympathischer aber auch eleganter mittelalter Herr: "Du musst Tom sein, Willkommen auf der Espírito do Brasil!"
Mein Gehirn ist zu verblüfft darüber, dass ich in nahezu akzentfreiem Deutsch angesprochen wurde, um zeitnah eine Antwort zu formulieren. Da prustet João schon los: "Oh my god Tom, you should see your face..."
Und dann kommt sie, die Krönung meiner Denkleistung in einem Satz: "He speaks German!"
Ja toll Tom, hast du schnell erkannt, facepalm!
"His name is Eike and he puts this yacht at our disposal" grinst João und redet mit mir als wäre ich ein Kleinkind.

Mit einem nun flammendem Gesicht wende ich mich wieder dem Herren zu: "Sehr erfreut Eike, es war nur etwas unerwartet auf Deutsch angesprochen zu werden, ich bitte meine Reaktion zu entschuldigen!'
Sieze ich Eike oder Duze ich ihn? Umständliches Deutsch, bei Englisch oder Portugiesisch hätte ich das Problem jetzt nicht...

"Ach, das muss dir nicht peinlich sein" erwidert der nun jovial und beantwortet nebenbei auch die Frage des Siezens oder Duzens.
"Und du leihst uns einfach mal so dieses atemberaubende Schiff?" erkundige ich mich.
"Einfach mal so würde ich es nicht nennen, ich und João und dessen Vater haben viele gemeinsame Interessen" erklärt mir Eike. "Und solche Beziehungen muss man pflegen.
Außerdem verabscheue ich nichts mehr als Paparazzi und deswegen bin ich gerne behilflich euch eine schöne Zeit ohne solche Schmeißfliegen um euch herum zu ermöglichen."
"Dann sage ich mal Danke für diesen imposanten Insektenschutz?" erwidere ich mit einem leicht verlegenen Grinsen.
Er lacht und meint dann auf Englisch: "I know what the Duke sees in you."
Der meint nur "Told ya" dazu.
"Como minha esposa!*" entgegnet der Yachteigner nachdenklich.
Was immer mir das jetzt sagen soll.

Angesichts dessen, dass uns dieser Eike einen gute 60m langen schwimmenden Traum in Weiß samt Besatzung zur Verfügung stellt, ist mir auch egal ob mir das etwas sagen soll, der Typ ist cool.
Oder vielleicht auch einfach nur gerissen oder korrupt und vermutlich sowas von reich, dass ich ihn bei Forbes finden würde wenn ich seinen Nachnamen wüsste. Aber das ist mir gerade sowas von egal.

"Und wo fährst du jetzt mit uns hin?" erkundige ich mich neugierig.
"Oh, ich verlasse euch nach dem Abendessen" erwidert Eike, "wo ihr dann hinsegelt ist eure Sache."

Inzwischen hat das Schiff schon Fahrt aufgenommen und preschte nachdem es die Insel Moela passiert hat mit atemberaubendem Tempo Richtung Norden.

"Du gehst demnach nicht hier in Santos von Bord?" verbinde ich das Offensichtliche mit einer Frage.
"Oh nein, erst in Rio" erwidert er, "das sind etwa 275 Seemeilen von hier" nimmt er meine nächste Frage schon vorweg, "bei einem Travelspeed von 47 Knoten sind wir in 6 Stunden da." Aus den letzten Worten spricht deutlich der Stolz auf sein Schiff.

Ein junger Filipino tritt auf mich zu: "Hello, my name is Alab and I am your personal steward here on board.
Would you like me to show you your sleeping quarters and the ship?"
Ich linse unauffällig zu João herüber, aber bei dem steht auch so einer.

Personal Steward meint also wirklich, dass ich hier meinen ganz persönlichen Schiffsjungen habe den ich rund um die Uhr mit meinen Wünschen behelligen kann? Hach, ich wusste warum ich schon immer ein Fan des Kapitalismus war.

Mein Gepäck ist auch schon weg, Alab war also schon fleißig.
Mit seinem Stewart im Schlepptau kommt mein Verlobter nun auf mich zu und meint: "Then we'll let the cabin boys show us around".

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt