Tom
Gegen Mittag werde ich erst wieder wach. Aufzustehen verspüre ich dennoch wenig Lust. Also kommt der unvermeidliche Griff zum Smartphone.
Joao: >"Hi my sunshine! Du klingst bedrückt, ist alles okay bei dir? Ich denke an dich!"
Es tut gut seine Stimme zu hören.
Mirko: >Kann ich heute vorbeikommen?<
Mirko: >Lebst du noch?<
Mirko: >Hallo?<
Ich>Mirko: >Ja lebe noch...<
Mirko: >Kann ich was von den Klamotten holen?<
Ich>Mirko: >Jederzeit<
Mirko: >Bin so vier Uhr da<
Ich>Mirko: >Ok<
Marco: >Was machst du heute?<
Ich>Marco: >"Ich glaube garnichts, ich bleib im Bett"<
Marco: >"Hey was los, du klingst depri, bist du krank?"<
Ich>Marco: >"Ne war gestern mit dem Kind in so'ner LGBTQ Jugendgruppe, der Leiter da hat mir gleich mal klargemacht, dass Nutten wie ich nicht willkommen sind. Hat mich echt mehr runtergezogen als gedacht."<
Marco: >"Bitte was? Du verarscht mich doch?"<
Ich>Marco: >"Du bist wohl nicht der einzige jüngere, der das Profil mal gefunden hat"<
Marco: >"Willst du zu mir kommen?"<
Ich>Marco: >"Danke für das Angebot, aber ich fühl mich im Moment einfach nur schmutzig und das würde nicht besser wenn ich jetzt zu dir komme..."<
Marco: >Verstehe, melde dich wenn ich was tun kann<
Ich>Joao: >"Was in a gay group for young people yesterday. The leader told me I should better go cuz they don't like whores. Has brought me really down. I wish it would be summer already."<
In mir kommt dieses grässliche Gefühl aus der Schulzeit wieder hoch. Ich bin allein. Ich bin nicht gut genug für irgendjemanden. Ich bin eine Enttäuschung. Ich werde es nie schaffen. Ich bin dumm und hässlich und feige.
Und ich verstehe es nicht. Eigentlich will ich doch einfach nur nett sein zu anderen Menschen. Und dass die mich vielleicht ein bisschen mögen. Aber warum komme ich mir dann immer wieder vor wie jemand, der mit der weißen Flagge in der Hand vor einer Alienarmee steht und mit denen verhandeln soll, ohne dass er sie versteht und die überhaupt verhandeln wollen? Wahrscheinlich wissen die Aliens nicht mal, was die weiße Flagge bedeutet.
Ich könnte zu meiner Familie fahren. Wäre nur eine halbe Stunde mit dem Auto. Und dann? Mache ich da mein Coming-Out, erzähle dass ich ein Callboy war und das ich Probleme habe? Alleine die Tatsache, dass niemand aus meiner Familie scheinbar mitbekommen hat, dass ich nicht auf Weibsvolk abfahre sagt doch schon alles... Meine Mutter wird enttäuscht sein und keine Lust auf meine Probleme haben, ich habe noch vier jüngere Geschwister und die machen mehr Probleme als genug - Probleme von denen meine Eltern auch mitbekommen. Das war schon früher so. So lange ich gute Noten hatte, war alles egal. Und mein Vater ist eh mit seiner neuen Freundin beschäftigt.
Also bleibe ich in meinem Bett und höre traurige Musik. Mich unter der Bettdecke verstecken und mit geschlossenen Augen in eine andere Realität abtauchen, das kann ich schon immer gut.
Mirko
Das mit der Jugendgruppe warschon mal eine gute Idee. Die waren da wirklich voll nett und dieser Lucas hat sich ziemlich um mich bemüht. Und ich kann nicht behaupten, dass mir das nicht gefallen hat. Auch dass er mich kaum das ich daheim war schon angeschrieben hat. Und mit Fotos von ihm bombardiert. Naww, er ist aber auch cute! Eines kam zum anderen und jetzt bin ich heute Abend mit ihm fürs Kino verabredet.
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomanceDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...