Mirko
Selbstverständlich bin ich zu der von Tom genannten Zeit mit seinem Wagen am Flughafen.
Praktisch, dass ich einen Schlüssel zu seiner Wohnung habe und auch weiß wo der des Autos bei ihm liegt.Die Maschine ist auch pünktlich gelandet und überraschend schnell erscheint Tom mit seinem Koffer am Ausgang.
Allerdings ist das nicht mehr der Tom, der er war, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.
Dieser Tom hier ist nur noch ein Schatten seiner selbst, blass mit großen Ringen unter den Augen und als mich sein Blick trifft erschaudere ich.
Er ist auf unheimliche Weise leer, so wie wenn alles in seinem Dasein jeglichen Sinn verloren hätte und dabei gleichzeitig so, als wäre er beim Anblick von etwas unaussprechlich furchtbarem einfach eingefroren.Mühsam zwingt er sich zu einem schmalen Lächeln als er mich begrüßt: "Hi Mirko, danke dass du mich abholst."
Ich ziehe ihn in meine Arme und stelle dabei fest, dass ich inzwischen größer bin als er, ich umarme ihn fest, er erwidert meine Unarmung schwach. "Hallo Tom, das war doch selbstverständlich" entgegne ich ihm.
"Was ist schon selbstverständlich" erwidert er resigniert, "wer weiß wann mir der Tod den Nächsten raubt..."
"Also ich mache mir da jetzt keine Sorgen was das angeht" kontere ich zuversichtlich.
"Die hat sich João auch nicht gemacht, Adriano nicht und ebensowenig Renato..." kommt es resigniert von ihm.Adriano und Renato? Wer bitte sind die - oder waren die?
Nach kurzem Überlegen beschließe ich, jetzt besser nicht nachzufragen.Tom sagt aber auch nichts mehr und trottet mit hängenden Schultern hinter mir her zu seinem Wagen.
Ohne ein Wort zu verlieren packt er sein Gepäck in den Kofferraum und setzt sich auf den Beifahrersitz.
Also fahre ich ihn jetzt nach Hause.Auch auf der Fahrt durch die Stadt spricht er kein Wort, schaut auch nicht auf sein Handy sondern starrt einfach nur geistesabwesend nach draußen.
Als wir dann bei ihm zu Hause angekommen sind, nimmt er seinen Koffer aus dem Auto, dann meint er: "Schließt du auf?"
Ich schaue ihn überrascht an und er meint: "Hab' keinen Schlüssel mit..."Warum bitte hat er keinen Schlüssel mit? Wie ist er überhaupt zum Flughafen gekommen? Junge, der Tom ist echt ganz schön durch den Wind.
Nachdem ich aufgeschlossen habe folgt er mir weiterhin still die Treppe hinauf und in seine Wohnung.
Kommentarlos stellt er seinen Koffer ab und geht ins Badezimmer.
Ich höre Wasser rauschen und kurz darauf kommt er frisch geduscht und nackt aus dem Bad, läuft ohne Worte an mir vorbei und legt sich in sein Bett.
"Kann ich noch etwas für dich tun?" erkundige ich mich leicht besorgt.
"Wenn du die Rollläden zu machen könntest..." sagt er nur.
Seinen Wunsch folgend schließe ich die Rollläden und frage dann: "Noch etwas?"
"Nein" erwidert er, "danke fürs Abholen, ich geh jetzt schlafen..."Mit diesen Worten rollt er sich zu Seite, so dass ich nur noch seinen Hinterkopf sehe.
Einerseits habe ich bedenken ihn jetzt allein zu lassen, andererseits hat er mir gerade sehr deutlich bedeutet, dass ich gehen soll.
Und so entschließe ich mich letztendlich seinem Wunsch, ihn allein zu lassen, zu folgen und zu gehen.Während ich den Weg zu mir nach Hause einschlage schicke ich Lucas eine Nachricht: >Gerade Tom vom Airport heimgebracht. Zeit für Tel?<
Kurz darauf klingelt mein Handy und mein Freund ist dran.
"Hey na, erzähl, wie wars?" fällt er auch gleich mit der Tür ins Haus.
"Weißt noch wie wir uns unterhalten haben, dass wir nie erleben möchten wenn João Tom verlässt?" frage ich.
"Klar doch" meint er sofort.
"Was war die schlimmste deiner Vorstellungen was dann passiert?" will ich wissen.
"Hmmm..." überlegt Lucas, "eigentlich Suizid, aber da er João ja geschworen hat..." er verstummt kurz bevor er meint: "Das klingt vielleicht absurd, aber ich hab mir immer vorgestellt, dass Tom sich wie ein verletztes Tier alleine irgendwo verkriecht und dann an sowas wie gebrochenem Herzen stirbt."
"Das klingt nur absurd wenn du Tom vorhin nicht gesehen hast" kontere ich bedrückt.
Lucas zieht heftig die Luft ein, dann fragt er ein wenig alarmiert: "So schlimm?"
"Kein Scheiß, er wirkte als wäre er innerlich schon tot" berichte ich.
"Was willst du tun?" fragt mein Freund.
"Ich weiß nicht..." gebe ich zu, "ich hab' schon versucht mir vorzustellen wie es wäre wenn dir so etwas passiert, aber der Gedanke war so irreal, dass ich da keinen Zugang gefunden hab'."
"Manche Dinge kann man sich einfach nicht vorstellen bevor sie einem passieren" meint Lucas dazu.
"Du meinst die Dinge die gefühlt immer nur anderen passieren bis sie einem selbst passieren?" merke ich an.
"Japp, genau die!" bestätigt er.
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomanceDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...