#118 João & Tom: I am no longer

275 27 75
                                    

João

Zwei Stunden, ungelogen, zwei Stunden habe ich mit Tom bei Segis & Mascarini zugebracht.
Und das obwohl Senhor Mascarini kein Englisch spricht und Toms Portugiesisch auch begrenzt ist.
Aber die leuchtenden Augen meines Verlobten und die Begeisterung der Beiden für ihr gemeinsames Interesse war es mir allemal Wert, auch wenn ich zwei Stunden lang Dolmetscher spielen durfte.

Am Ende hat sich Tom eine Lokomotive namens Russa bestellt die nun für ihn mittels Funkenerosion aus Aluminium gefertigt wird.
Nicht, dass ich viel Ahnung davon habe, aber Tom hat mir den ganzen Heimweg vorgeschwärmt, dass sowas der Rolls-Royce des Modellbaus ist.
Und dass sich so etwas in meiner Heimat findet macht mich tatsächlich ein bisschen stolz.

Aber das war vorgestern und heute Abend ist wieder einmal Sommerparty bei Ricardo.

Mit einem Cocktail in der Hand sitze ich auf einem Sessel und genieße den Anblick von Cicero und Tom wie sie mit Eifer diverse Vorbereitungen von der Deko bis zur Musikanlage in Angriff nehmen.
Sowohl bei meinem Verlobten als auch bei Cicero verdichtet sich mein Eindruck, dass sie ADHS haben: Beide sind zwar total motiviert und sehr aktiv, aber immer wieder hqabe ich den Eindruck, dass beide mitten im Tun vergessen was sie tun wollten oder wo sie etwas hingelegt haben was sie nun brauchen.
Und dann rennen sie hin und her und durcheinander wie ein Haufen aufgeschreckter Ameisen.
Ob ihnen das so bewusst ist? Ich hoffe nicht, denn ich stelle mir das, wenn man es bewusst durchmacht, als sehr belastend vor.
Zweifelsohne kostet es viel Energie und während ich so zuschaue, wird mir plötzlich klar, warum sowohl Tom als auch Cicero sich vor Stress so sehr fürchten: Weil so auch vermeintlich einfache Sachen in ziemlichen Stress ausarten können, ohne dass für die Beiden eine Ursache dafür greifbar wäre.
Aber solange sie dabei so gut gelaunt und euphorisch sind wie im Moment denke ich nicht, dass ich da eingreifen muss.

Als beide aber kurz darauf durch zwei unterschiedliche Türen gerannt kommen, in der Mitte des Raumes zusammenprallen und Tom im Fall nur noch Ciceros Shorts zu fassen bekommt, so dass dieser entblößt da steht während mein Verlobter der Länge nach zwischen dessen Füßen landet, kann ich mich vor Lachen kaum mehr halten.
Dann hält sich Cici als erste Reaktion die Augen zu, während Tom puterrot anläuft und versucht seinen Kopf im Boden zu verstecken wie ein Strauß.
Es ist urkomisch und niedlich zugleich, das Gesicht von Ricardo der, von meinem Gelächter angelockt, nun auch hereinkommt, toppt aber alles.

"Wenn es nicht DIE Beiden wären würde ich ja jetzt sonstwas vermuten" meint er dann nur zu mir, "aber so...."
"Rennt deiner auch morgens irgendwo gegen wenn er noch nicht richtig wach ist?" will ich wissen, denn ich habe Tom schon des Öfteren dabei beobachtet. Vor allem mit seiner linken Körperseite eckt er dann gerne irgendwo an.
"Oh ja" seufzt Rico, "manchmal hat er soviel blaue Flecke davon, dass ich Angst habe, die Leute denken ich schlage ihn..."
"So schlimm ist es bei Tom nicht" erwidere ich, "aber der bleibt auch am liebsten mit der Schulter hängen oder mit den Zehen..."
Schon der Gedanke an Letzteres lässt Rico den Schmerz mitempfinden und scharf die Luft einziehend meint er: "Autsch, das tut doch richtig weh!"
"Tut es, Tom springt dann immer jammernd auf und ab..." erzähle ich.
"Das glaube ich sofort" meint Ricardo.

In der Zwischenzeit hat sich Tom wieder aufgerappelt und Cici seine Shorts wieder hochgezogen und nach gegenseitiger Versicherung ihres Bedauerns sind sie davongezischt wie zwei frisch aufgeladene Spielzeugautos.
"Sollten wir sie einfangen?" gibt Ricardo zu bedenken.
"Später" beruhige ich ihn, "es ist noch zu lustig gerade..."
"Halte sie bloß von Messern, Scheren, Tackern und sowas fern" bittet Ricardo mich bevor er sich weiter den Getränkebeständen widmet.

Trotzdem die beiden Subs weiterhin wie zwei überdrehte Kreisel durcheinander wirbeln, passiert nichts mehr, weder etwas besonders lustiges noch etwas, dass deren körperliche Unversehrtheit bedroht.
Bis dann plötzlich Tom vor mir steht und meint: "So, now it's your turn!"
Ich, was, warum?
Verwirrt gucke ich zu ihm auf.
"Du bestimmst was ich anziehe?" sagt er in einem Tonfall, als spräche er mit einem lernunwilligen Kind.
"Und wenn ich nicht nackig gehen soll wäre es jetzt an der Zeit...."
Ach ja...
"Ja dann komm' mit..." meine ich und erhebe mich.
Brav folgt Tom mir als ich mich auf den Weg zu unseren Räumen mache.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt