Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)

#21 Tom & Joao: Rules

Tom

Mit hohem Tempo lenke ich meinen Wagen über die Autobahn gen Hamburg. Ich bin sehr aufgeregt und glücklich zu gleich, das Gefühl ist wohl gemeint bei Schmetterlinge im Bauch.

Joao und sein Vater sind heute Nachmittag bereits in Hamburg angekommen, Joao hat es mir per Messenger mitgeteilt und ich bin sofort aufgebrochen.

War ja auch nicht schwer nachdem ich schon zwei Stunden hibbelig auf meinem Sofa sass, das Auto vollgetankt und meine Übernachtungstasche gepackt darinne.

Aus den Boxen dröhnt zu meinem Fahrstil passende (bei mir natürlich klassische) Musik als ich mir mit mit hohem Tempo die linke Spur räume und förmlich durch den Verkehr pflüge.

Ich denke ich muss hier einmal ein paar Worte über mein Automobil verlieren. Es ist eine schwarze BMW-Limousine mit großem Motor, ein 545i um genau zu sein. Ich habe ihn auf einer Versteigerung alter Polizeifahrzeuge erworben, er war auch als Polizeifahrzeug im Einsatz und ist entsprechend ausgestattet. Prinzipiell hätte die Polizei vor einem Verkauf an einen Zivilisten wie mich natürlich die Sirene und die Blaulichter hinter dem Kühler und in den Stoßstangen ausbauen müssen, samt den Schaltern für diese im Amaturenbrett. Tatsächlich haben die aber nur die Sicherungen entfernt. Und die wieder einzubauen war für Liam, meinem schwulen Kumpel für Technik und Autos, ein Leichtes. Liam besorgte mir auch noch ein Blaulicht welches man aufs Dach setzen kann.  Als Jurastudent habe ich natürlich recherchiert, was passiert, wenn man mit Blaulicht und Sirene fährt und zu meiner Überraschung ist das preiswerter als rechts überholen, drängeln oder auf der Standspur fahren. Und wer hält schon einen fetten BMW an der mit Blaulicht fährt? Eben....

Insofern fahre ich nun also mit über 220km/h über die Autobahn und wer nicht schnell genug an das Rechtsfahrgebot denkt, bekommt eine kleine Erinnerung mit blauem Blitzlicht und Sirene aus der Nase meines BMW.

Diese Fahren gepaart mit den Schmetterlingen in meinem Bauch versetzt mich schon fast in einen Rausch an Euphorie.  Meine Gedanken springen zwischen Joao, Joao ich komme und Jetzt verpiss dich mit deiner Schrottmühle von meiner Spur!  wild hin und her.

Da ich mich in Hamburg doch einigermaßen auskenne, fahre ich direkt in die Parkgarage des Hotel 'Vier Jahreszeiten'. Ich greife meine Tasche, springe aus meinem Wagen und laufe zum Aufzug. Im Empfangsbereich des Hotels zücke ich mein Smartphone und schicke Joao eine Nachricht: >I'm here, kommst du zur Rezeption und holst mich ab?<  Dann warte ich, während ich mich fühle wie ein kleiner Junge vor der Zeugnisvergabe in der Schule. Die Zeit scheint nur noch zu kriechen, doch weder antwortet mir Joao noch erblicke ich ihn irgendwo.

Joao

Eigentlich sind wir schon am frühen Morgen gelandet, aber wegen des Jetlags und weil ich mich erst noch einmal hinlegen wollte, habe ich Tom erst am Nachmittag geschrieben, dass wir angekommen sind.

Es sind noch keine 50min vergangen seitdem, als ich von Tom die Nachricht bekomme, dass er da wäre.

120km in 50min? Ist der geflogen oder was? denke ich, während ich mir hastig etwas anziehe.

Dann mache ich mich auf den Weg zur Rezeption, der dann leider etwas längert dauert, da die Fahrstühle überlastet sind. Als ich um die letzte Ecke haste, erblicke ich auch schon Tom. Er steht da, eine Tasche neben sich auf dem Böden, tippelt nervös von einem Bein auf das andere während er auf seiner Unterlippe kaut und seine Umgebung mit erwartungsvoll-ängstlichem Blick scannt. So merkt er auch nicht, dass ich mich ihm von hinten nähere, erst als ich ihm auf die Schulter tippe fährt er angespannt herum und sieht mich an. Kurz braucht er, bis er mich erkennt und sein Gesicht vor Freude zu strahlen beginnt. "Joao..!" jauchzt er und fällt mir um den Hals. Ich umarme ihn ebenfalls, dann greife ich mir seine Tasche und fordere ihn auf mitzukommen. Mit einem beinahe seeligen Gesichtsausdruck läuft er hinter mir her während ich mein Hotelzimmer ansteuere.