#90 Mirko & João: Helpless Kitten

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Mirko

"Du watschelst wie ein Pinguin!" spottet Lucas.
"Zieh du erst mal deine Schwimmflossen an, dann sehen wir ja mit welcher Eleganz du dann ins Wasser kommst!" kontere ich, bin aber froh als ich soweit bin, dass ich mich rückwärts ins Wasser gleiten lassen kann.
Tom und sein Latino sind schon im Wasser und als Lucas nun auch mühsam die Treppe hinabwatschelt, frotzelt letzterer: "With the elegance of a manatee..."
"What's a manatee?" fragt Lucas während er mühsam schwankend verhindert wie ein Pinguin bäuchlings ins Meer zu rutschen.
"Eine Seekuh!" lacht Tom.

Als wir alle im Wasser sind, kommen noch ein paar Erklärungen von Tom: "Also, die interessantesten Dinge sieht man direkt an den Felsen, passt aber auf, dass euch die Wellen nicht gegen die Felsen drücken.
Und wenn ihr mehr Fische sehen wollt, einfach einen der Seeigel zertrümmern, das lockt Scharen an. Ansonsten von den Seeigeln fern halten."
Lucas und ich nicken, dann tauchen wir ab in die wirklich faszinierende Unterwasserwelt.

Es läuft auch alles gut, solange bis Tom und João Tintenfische entdecken.
Zuerst unterhalten sich beide darüber, dass man die hier Angeln oder mit dem Speer jagen kann.
Dann meint Tom, man könne die sicher mit der Hand fangen.
João amüsiert sich und meint: "Also, wenn du einen fängst, dann brate ich den zum Dinner!"
Obwohl Lucas noch Bedenken äußert: "Don't know if that's a good idea..." fühlt Tom sich nun richtig angespornt.

Elegant taucht er zum Grund und schafft es im zweiten Anlauf zu unser aller Überraschung einen der sich im Sand verbergenden Kopffüßer zu packen.
Nur dann stellt sich heraus, dass der Tintenfisch mit seinem Strahlantrieb wesentlich mehr Schub entwickelt als Tom mit seinen Flossen.
Eh sich dieser versieht hat der Mini-Kraken ihn vom Kurs abgebracht und als Tom nun loslässt um seinen Weg zu korrigieren, ist es bereits zu spät, die Brandung erfasst ihn und drückt ihn gegen die Felsen.
In seiner Drehung rammt er mit der rechten Schulter und seinem Oberarm an den Felsen.
Und dieser ist über und über bedeckt mit Seeigeln.

Es muss ein irrsinniger Schmerz sein, denn Tom krümmt sich und der betroffene Arm schleift wie abgestorben hinter ihm her durch das Wasser.
Hektisch strampelt er mit den Füssen um von dem Felsen wegzukommen, aber mit nur noch einem einsatzfähigem Arm ist das plötzlich gar nicht mehr so einfach.
Verzweifelt versucht Tom weiter abzutauchen, da die Wirkung der Wellen dort nicht so stark ist.

Nun kommt Leben in seinen Freund:
"He needs help! We have to pull him out of there! Don't touch his arm!"
Lucas folgt sofort seinen Kommandos und beide tauchen ab.
Mein Freund packt Tom an den Füßen und sein Freund an den Hüften, dann ziehen sie ihn mit heftigem Flossenschlägen rückwärts von dem Felsen weg und wenig später tauchen alle drei auf.

Man sieht Tom sofort an, dass er massive Schmerzen hat, mit seinem intakten Arm hält er sich an der Schulter seines Freundes fest, der ihn schwimmend zurück ans Ufer schleppt.
Während Lucas und ich Tom die Flossen ausziehen, streift dessen Freund seine ab und hilft dann Tom aus dem Wasser zu kommen.
Dieser ist kreidebleich, zittert vor Schmerzen und hat die Zähne fest zusammengepresst, leicht schwankend kommt er mit Joãos Hilfe die Treppe hoch.
Über das Haustelefon im Strandhaus ruft der Hausherr jemanden an und kurz darauf kommt Cédric mit einem Golfkarren angefahren.
Vorsichtig platzieren wir Tom auf diesen und bringen ihn zurück zum Haupthaus.

Cédric beredet hektisch etwas mit dem Latino während Lucas und ich Tom auf einen der Terassensessel platzieren.
Sein Atem geht flach und erste Tränen laufen über seine Wange.
"Scheiße tut das weh" zischt er durch die Zähne und es ist ihm anzumerken wie schwer es ihm fällt nicht die Fassung zu verlieren.

Während Cédric auf und davon eilt kommt Toms Freund - "wie heißt der noch mal?" frage ich Lucas und der antwortet: "João" - kommt also João zu uns und meint im akzentfreien Englisch zu uns: "Die Stacheln müssen alle raus. Cédric holt gerade ein Schmerzmittel, Antibiotika und Desinfektion und ich besorge Pinzetten und ein Skalpell..."
Tom hat die Augen halb geschlossen und wimmert inzwischen leise vor sich hin.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt