Tom
Ein hässliches, lautes Piepen dringt in meinen Traum vor und zwingt mich aus Morpheus Reich zurück in die Realität. Mit geschlossene Augen schlage ich in Richtung meines Weckers, der mit einem lauten Plong zu Boden fällt, ein klackerndes Geräusch verrät mir das mindestens eine Batterie rausgefallen ist. Gut so, jetzt ist das Scheißteil wenigstens ruhig. Aber dennoch, ich muss aufstehen.
Kaum, dass ich meine Augen einigermaßen aufbekomme, greife ich nach meinem Smartphone und finde eine Sprachnachricht von Joao, die er mir in der Nacht geschickt hat. Noch nicht richtig wach, spiele ich sie dennoch ab und lausche seiner sehnsuchtsvoll-traurigen Stimme die mir erzählt wie sehr er mich vermisst und dass er im Sommer alles wieder gut machen wird.
Ich spüre ein schmerzvolles Ziehen in meinem Herzen und in mir macht sich das Gefühl von Sehnsucht breit. Es ist mir so, als wenn jeder der 10.000 Kilometer zwischen mir und ihm eine kleine Markierung in mein Innerstes brennt. Nie hätte ich gedacht, dass sich eine Tatsache der Geographie so anfühlen könnte. Warum nur bin ich fürs Beamen 200 Jahre zu früh auf die Welt gekommen?
Mit der traurigen Empfindung, dass ein Teil meines Herzens auf der anderen Halbkugel der Erde ist und dieses mir ein Gefühl der Leere und der Unvollständigkeit verusacht, tapse ich schlaftrunken ins Bad, die Melodie in meinem Kopf klingt nach Sehnsucht, Traurigkeit und Liebe.
Wasser über den Kopf macht mich wacher und mein Hirn fängt an hochzufahren - weswegen mir auch rasch einfällt, dass ich Mirko zur Schule fahren will und ein Blick auf die Uhr lässt mich jetzt Fahrt aufnehmen. Schnell wuschele ich meine Haare hin, zieh mir etwas an, greife mir im Abgang einen Apfel und springe zu meinem Auto.
Und schon bin ich mit einer Hand den Apfel essend auf dem Weg zu Mirko.
Er steht schon an der Ecke und als er meinen Wagen sieht hellt sich sein Gesicht sichtbar auf. Schwungvoll springt er in mein Auto und schmettert mir eine fröhliches "Moin Tom!" entgegen.
"So gut drauf am Morgen?" erwidere ich und verziehe mein Gesicht "Das sollte echt verboten werden!" "Alles nur deine Schuld!" quiekt Mirko und grinst mich vielsagend an. Moment mal, versucht der gerade mit mir zu flirten? "Ja, ja, ich bin immer Schuld" grummele ich "erzähl' mir was neues!" Erschrocken reißt er seine Auge auf: "So hab' ich das nicht gemeint!" "Schon gut Kleiner" beruhige ich ihn, "lass dich nicht von mir verarschen."
Ich halte vor seiner Schule: "Heute ohne großen Auftritt, kann nicht jeden Tag zu spät in die Uni". "Dankeschön" sagt er und lächelt mich lieb an "bis heute Nachmittag!" Heute Nachmittag? Bevor ich dazu komme nachzufragen, ist er aus dem Auto raus und hat die Tür hinter sich zugeschlagen. Kurz folgen meine Augen ihm auf seinem Weg Richtung Schulgebäude, dann setze ich meinen Wagen wieder in Bewegung und mache mich auf den Weg zur Uni. Und dann fällt es mir wieder ein: Er will ja nach der Schule eine Quizrunde mit mir veranstalten!
Und da ich auf dem Weg durch den Stadtwald die erlaubten 50km/h mal sehr großzügig interpretiere, bin ich sogar um 10 nach am Eingang der Uni. Zur Frühvorlesung und das noch pünktlich. Juhu!
***
Da ich schon zu Mittag mit der Uni fertig bin, habe ich Mirko eine Nachricht geschickt, dass er einfach zu mir herlaufen und dann klingeln soll. Wieder daheim habe ich mich zu einem Mittags-Nickerchen hingelegt. Das war zumindest der Plan, denn aus diesem dann doch recht ausgedehntem Nickerchen schreckt mit die Haustürklingel unsanft auf. Ach ja, Mirko! Ich ziehe mir schnell Shorts und ein T-Shirt über und taumele zur Tür und öffne. Mirko steht davor und schaut mich überrascht an: "Bist du allein?" Hä, wieso fragt er jetzt das? Dann fällt mein Blick auf den Garderobenspiegel und mir ist klar, warum er das fragt, denn meine Haare stehen zu Bergen und meine Augen haben einen filmreifen Schlafzimmerblick drauf. Oder anders: Ich sehe aus wie ein frisch durchgeficktes Eichhörnchen auf Ecstasy. "Hab nur bisschen gepennt" nuschele ich erklärend "bin allein, komm 'rein." Er kommt durch die Wohnungstür und ich sage "Geh' schon mal ins Wohnzimmer" und bevor ich dann zur Küche laufe frage ich noch mal lautstark: "Möchtest du etwas trinken?""Was hast du denn da?" ruft Mirko zurück und anstatt jetzt zurückzuschreien, gehe ich zur Wohnzimmertür und zähle auf: "Cola light, Sprite, Wasser, Bier, Wein...." "Bier?" kommt es gedehnt von ihm "Könnte ich eins haben?" "Klar" erwidere ich und lache: "Du bist doch alt genug." Zurück in der Küche hole ich ein Bier aus dem Kühlschrank und bringe es ihm mit ins Wohnzimmer.
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomanceDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...