Wieder zurück an der Uni, Hausarbeit schreiben steht an. Und ich muss ja nicht nur meine schreiben, sondern die für Marco noch so halb mit.
Schon auf dem Rückflug hatte Joao mir die ersten Nachrichten geschickt. Als ich nach der Landung diese las, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass mein erfrorenes Herz doch wieder ganz auftauen könnte.
Joao: > I already miss you very much!<
Joao: > Ich will dich unbedingt wiedersehen <
Joao: > Ich will dich umarmen und küssen und viele andere Dinge mit dir machen ;) <
Joao: > Wie lange dauert der blöde Flug denn? <
Joao: > Ich will dich wieder meinen Namen stöhnen hören <
Joao: > Melde dich bitte wenn du angekommen bist<
Ich antwortete ihm natürlich sofort nachdem ich wieder bei mir zu Hause war: >Ich vermisse dich auch schon. Der Flug hat 12 Stunden gedauert. Will dich auch so gerne wiedersehen, habe ganz viel an dich gedacht auf dem Flug. Denke eigentlich die ganze Zeit an dich. Kann garnicht glauben, dass so jemand wie du mich mag. <
Joao: > Wie kann jemand dich nicht mögen? <
Tom: > Bin ich der Mann aus deinen Träumen ;) <
Joao: > Kann man so sagen <
Tom: > Träumst du seit zwei Jahren von mir? <
Joao: > Nicht nur das, so lange suche ich dich schon<
Tom: > Dann hast du mich ja jetzt gefunden. Ich hoffe ich bin der, denn du gesucht hast...<
Joao: > Hast du daran Zweifel?<
Tom: > Ja<
Joao: > Musst du nicht. Ich bin mir sicher, so sicher, dass es für zwei reicht <
Mein Freund ist 10.000 km weit weg und trotzdem fühle ich mich..... Ja wie eigentlich? Ich fühle mich glücklich. Nur wegen ein paar Wörtern in Textnachrichten.
Weil meine Laune so gut ist, beschließe ich in meine Stammkneipe, das Leos, zu gehen, da sind am ehesten die Leute die ich als Bekannte und Freunde bezeichnen würde. Ich schicke meinem Freund Manuel eine Textnachricht und frage, ob ich ihn und seine Freundin abholen soll fürs Leos. Er antwortet sofort: > Na logo, können wir beide saufen <.
Also parke ich kurz vor 22.00 Uhr mein Auto vor dem Wohnblock in dem Manuel und seine Freundin Meri wohnen. Gut gelaunt klingele ich sturm und warte, dass die beiden mit dem Aufzug herunter kommen.
Manuel ist ein Jahr älter als ich und studiert ebenfalls Jura, Meri, seine Freundin ist genau so alt wie er, kommt aus Finnland und studiert gleichfalls Jura. Meri war für ein Auslandssemester hier, hat sich unsterblich in Manuel verliebt und ist bei ihm geblieben. Beide sind ein wenig wie große Geschwister für mich. Von daher freue ich mich als Meri euphorisch auf mich zustürmt, während Manuel mich freundlich anlächelt und dann die Augen verdreht als Meri mich knuddelt.
Ich verfrachte beide in mein Auto und wir fahren die 1,5km in Leos. Das Leos ist eine Studentenkneipe die von Studenten für Studenten im Gebäudekomplex eines Studentenwohnheims betrieben wird. Oder anders gesagt: Da kann man für wenig Geld viel trinken.
Wir stürmen den Laden und lassen uns in unserer Stammsitzecke nieder. Nachdem alle mit einem Getränk versorgt sind, betrachtet Meri mich eingehend. Dann sagt sie: "Was ist los bei dir Tom?" "Was, warum?" lache ich. "Du bist so aufgekratzt, so habe ich dich noch nie erlebt" erwidert sie. Ich werde leicht rot und erwidere verlegen: "Ich habe mich verliebt." "Wurde ja auch mal Zeit, wer ist die Glückliche?" mischt Manuel sich ein. Verlegen antworte ich leise: "Es ist ein er...." Meri lacht: "Schatz du schuldest mir 10 Euro..." Ich gucke verdutzt. Sie sagt: "Ich habe das schon immer gewusst, aber Manuel wollte es nicht glauben." "Ihr habt gewettet, ernsthaft?" schmolle ich. "Ich will alles wissen" hebt Meri an "ist er süss, hattet ihr schon Sex? Ist es Marco?" "Er ist süss, hatten wir schon und nein es ist nicht Marco, wegen dem wäre es mir lieb, wenn es nicht die ganz große Runde macht" sage ich. "Ach, Marco kann dir doch egal sein, lernst du halt mit uns" sagt Manuel. Ich gucke in an, lache spöttisch und meine: "Ihr bezahlt mich aber nicht dafür, dass ich mit euch lerne oder?" Meri guckt überrascht: "Er bezahlt dich dafür?" "Jepp - und ich kann das Geld schon gebrauchen. Und ich will nicht, dass er seinen Freunden oder Eltern erkären muss warum er ausgerechnet mit so 'ner Schwuchtel lernt" erwidere ich. "Bei diesen Freunden von ihm verständlich" murmelt Manuel.
"Zurück zum Thema, wer ist der Glückliche jetzt?" lässt Meri nicht locker. "Er heißt Joao, er ist wow super hot und er ist Brasilianer" schwärme ich. "Wo hast du einen Brasilianer kennengelernt?" will Manuel wissen. "In Brasilien, wo sonst?" kichere ich und alle fangen an zu lachen. "Wann warst du in Brasilien. Und wie, weshalb?" will Meri wissen. "Lange Geschichte" sage ich "am Anfang dieser Semesterferien, Details erzähle ich euch irgendwan mal, aber nicht heute." "Hast du ein Bild von ihm?" fragt Meri. Und da fällt mir ein, ich habe keins. "Muss ich mir unbedingt schicken lassen" murmele ich. Dann erzähle ich alles über Joao und mich. Nur von Marcos Anteil an allem erzähle ich nichts.
Weitere Leute stoßen zu uns dazu, aber mit meinem Outing hat zum Glück keiner ein Problem. Zu einem peinlichen Moment kommt es aber als Niklas zu uns stößt. Niklas ist auf eine gewisse Art schön, mit seiner hellen Haut, seinen grünen Augen und seinem strohblonden Haar. Vom Typ her ist er mir ganz ähnlich. Wir teilen einen Hang zu nerdigen Interessen und unnützem Detailwissen bei abwegigen Themen und wir beide sind schüchtern und haben Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen.
"Niklas, Tom ist schwuuul" begrüsst Meri ihn ausgerechnet als Niklas sich auf die Lehne des Sessels setzt in dem ich sitze. "Aber er hat schon einen Freund" fährt Meri unbekümmert fort "schade, denn eigentlich wollte ich euch verkuppeln." Wir werden beide rot im Gesicht und dann kippt Niklas rückwärts von der Lehne. "Na, so schlimm ist es jetzt nicht" lache ich ihn an während ich ihn wieder hochziehe. Er guckt verlegen. Dann grinst er und meint: "Ich leider nicht, sonst könnte ich mich auch erobern lassen, statt am Erobern von Weibsvolk kläglich zu scheitern." Ich schaue ihn an, ich weiß was er meint. "Ich verstehe was du meinst Bro" flüstere ich ihm zu, wenn mich nicht andere ansprechen und anbaggern würden, ich wäre noch immer Single. Wenn ich auf eine Party gehe wo ich niemanden kenne, dann komme ich mir vor wie auf einer diplomatischen Mission zu Aliens, deren Sprache ich nicht spreche und deren Kultur ich nicht kenne, bei der ich aber in kein Fettnäpchen treten darf. Und ich bin mir sicher, Niklas geht es genauso wie mir.
Erst zum Sonnenaufgang endet unser Beisammensein, ich fahre die gut betrunkenen Manuel und Meri nach Hause bevor ich mich müde, aber gut gelaunt, auf den Heimweg mache.
Ich habe anderen erzählt, dass ich auf Männer stehe. Es hat sich keiner von mir abgewendet. Es ist nichts Schlimmes passiert. Und jetzt fällt mir erst auf, wieviel Angst ich davor im Unterbewußtsein hatte. Angst, die jetzt von mir abfällt. Ich fühle mich befreit, als wäre eine Last von meinen Schultern genommen. Ist das vielleicht das Gefühl von glücklich Sein?
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomantizmDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...