Penibel steckt Lucas mir mein Einstecktuch in die Brusttasche meines Jacketts.
Marco hat mich und Lucas nach Hamburg ins Ballet eingeladen.
So sind wir beide nun am Nachmittag des zweiten Weihnachtstages damit beschäftigt uns entsprechend anzuziehen.
"So hat der Anzug für deinen Abiball doch noch eine Verwendung" freue ich mich und Lucas meint grinsend: "Immerhin geht es ja auch in die Staatsoper!"
Dann ist Marco da und klingelt.
Während wir beide zur Haustür eilen und en passant Lucas Mutter noch schnell beurteilt ob sie uns so gehen lässt, öffnet sein Vater die Tür.
"Guten Abend Professor Groh" begrüßt Marco, der in einem Anzug samt Weste aus perlgrauem Jacquardstoff mit silbernen Stickereien und einen Spitzenhalstuch bekleidet ist, sehr förmlich Lucas' Vater, dann deutet er eine Verbeugung in Richtung von dessen Mutter an und grüßt sie mit "Die Dame" bevor er sich an uns wendet: "Seid ihr fertig? Dann ab ins Auto!"Ein schwarzer, edel glänzender Audi A8 in der Langversion wartet auf uns. "Kinder nach hinten" ruft Marco uns noch zu, während er die Haustür hinter uns schließt.
"Wo ist denn Tom?" will ich wissen, kaum das wir im Auto sind.
"Den holen wir jetzt ab" erklärt Marco lachend.
"Hat sich der auch so aufgebrezelt wie du?" fragt Lucas unverblümt.
"Das weiß ich nicht" erwidert er.
"Dein Anzug, der war doch bestimmt sauteuer?" frage ich, "ich mein, was Tom schon für meinen hingeblättert hat war krass, aber das ist ja echt eine andere Liga."
Schmunzelnd erklärt mir Marco daraufhin: "Der ist von Mario Moyano und kostet etwa Two-Kay"
2000 Euro, heilige Scheiße!Vor Toms Haustür angelangt hupt Marco nur kräftig.
Und dann kommt Tom. Oder besser gesagt, er tritt auf.
Er ist der einzige von uns, der heute keinen Anzug tragen wird.
Sein Oberteil besteht aus Bahnen eines schimmernden schwarzen Stoffes, welche über seine Schultern laufend sich vor seiner Brust kreuzen und so für einen tiefen V-Ausschnitt sorgen, in welchem man ein mattsilbernes Shirt erkennen kann.
Über seine rechte Schulter läuft eine Reihe silberfarbener Blätter, die sich dann zu einem aus ebensolchen Blättern gewirkten Ärmel entfalten.
Der linke Ärmel besteht aus demselben Stoff wie sein Oberteil, ist aber am Oberarm gerafft und hat mit feiner Stickerei ebenfalls in Silber die Umrisse der Blätter des rechten Ärmel aufgebracht.
Dazu trägt er eine tiefschwarze Smokinghose mit einem mattsilbernem Seitenstreifen und mattsilberne Budapester.
Seine wohl immernoch beschädigten Finger stecken in schwarzen Lederhandschuhen.
"Das ist mal abgefahren..." murmelt Lucas und selbst Marco scheint damit nicht gerechnet haben, denn er starrt Tom mit geöffneten Mund ziemlich überrascht an.Kaum sitzt Tom im Auto meint er auch gleich zu Marco: "Mund zu und Abfahrt!"
"Dein Outfit" meine ich anerkennend, "das ist echt..."
"Schwul?" unterbricht mich Tom feixend. "Na klar ist es das, wir fahren in den Nussknacker von John Neumeyer inszeniert und der ist auch..."
"Schwul?" unterbricht Lucas ihn, er aber fährt unbeirrt fort: "Eben, da ist heute Abend das Who-is-who der schönen und reichen Gays von Hamburg."
"Reiche ich dir nicht mehr?" schmollt Marco augenblicklich.
Tom zwinkert ihm zu und entgegnet: "Drum' prüfe wer sich ewig bindet, ob er nicht was besseres findet!"
"Autsch" sagt Marco nun und fast sich theatralisch ans Herz.
"Konzentriere dich aufs Fahren, sonst wirklich Autsch" mahnt Tom ihn nun sofort.Tom und Marco können ihr Glück kaum fassen, als sie in der Dammstraße einen kostenlosen Parkplatz ergattern.
Und dann stehen wir im Foyer der Staatsoper.
Für Tom und Marco ist das sicherlich nichts besonderes mehr und auch Lucas war dank seiner Eltern schon das eine oder andere Mal hier oder in vergleichbaren Orten.
Nur ich nicht.
Ja, die Oper ist auf jeden Fall der Ort für die höhere Gesellschaft.
Damen und Herren in Abendgarderobe, so wie wir auch. Außer Tom. Erst in dem Moment wird mir so richtig klar, dass hier Marcos Outfit zumindest extravagant ist, das von Tom aber schon provokant.
"Wir sitzen Parkett erste Reihe, Plätze 12, 13, 14 und 13" verkündet Marco nachdem er auf den langen Streifen unserer Tickets geschaut hat. "Zweimal 13?" wundert sich Lucas.
"Genaugenommen Plätze 12, 13 Parkett rechts und 13, 14 Parkett links" belehrt ihn Marco daraufhin.
"Keine Sorge die sind alle nebeneinander!" erklärt Tom daraufhin.
"Warum hast du die genommen?" will ich wissen.
"Waren noch frei" erklärt Marco und Tom meint grinsend dazu: "Sind ja auch die teuersten Plätze im Haus..."
Oh.... ich glaube ich frag jetzt besser nicht weiter.
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomantizmDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...