Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)

#110 João & Tom: Im Garten

João

"Was hältst du davon, wenn wir bei dem kalten Wetter schön in eine Sauna gehen?" schlage ich Tom vor.
"Hier im Hotel?" nuschelt der mit vollem Mund.
"Neee.... ich dachte eher an eine mit heißen Boys und Kerlen..." erwidere ich.
"Du willst in eine Gay-Sauna" konstatiert Tom nüchtern.
Mist, ertappt denke ich und gucke wohl auch so, denn er grinst und meint: "Glaubst du wirklich, das hätte ich erst gemerkt wenn wir drinnen sind?"
"Kommst du mit?" frage ich.
"Wenn du dahin willst, klar komm' ich mit" erwidert er und setzt süffisant hinzu: "Aber ich kann nichts dafür wenn mir da zuviele Typen Avancen machen..."
Die werde ich schon zu händeln wissen!
"Schon klar..." antworte ich gedehnt..
"Und" fragt er, "hast du dir schon eine ausgesucht?"
"Ja klar, in die 'Le Riad' will ich" erwidere ich.
Tom grinst und meint dann süffisant: "Sieh an, sieh an, der Herr schaut Pornos von Cadinot..."
"Woher...." will ich mich empören, doch er unterbricht mich: "Das ist die Sauna aus 'Hammam', hab' den auch gesehen..."
"Ja, hast Recht..." murmel ich.

"Nicht nur das, ich weiß auch wie wie da hinkommen" merkt Tom an.
"Ach ja?" frage ich nach?
"Jepp, wir laufen nach Opera vor und von da mit der Metro 3 bis Gambetta und dann ist es nur ein kurzes Stück die Rue des Pyrénées runter" rattert er runter.
"Mit der Metro?" Ehrlich, ich sehe mich noch nicht in der U-Bahn...
"Ja klar, mit dem Taxi dauert das doppelt so lang" erklärt er, "und du hast ja jetzt warme Kleidung...."
"Also...." versuche ich einen Einwand aber Tom unterbricht mich: "Also? Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du noch nie mit einer U-Bahn gefahren bist?"
"Ähhhhhhh.... Doch?" entgegne ich beschämt.
Tom lacht, dann meint er: "Ich zeig dir wie es geht...."
Und irgendwie ist es mir gerade sehr peinlich, wie abgehoben und elitär diese Tatsache wohl auf ihn wirken muss...

Als wir dann endlich in der Metro sitzen muss ich zugeben, dass die schon ein Tempo vorlegt, das an der Oberfläche nicht machbar wäre.
Und insgeheim muss ich auch zugeben, dass ich ohne Tom in der Station Opera weder die richtige Linie noch den richtigen Bahnsteig gefunden hätte und wahrscheinlich auch nicht mehr den Ausgang...
Ein wenig was hat die Pariser Metro von einer Achterbahn, ziemlich enge Kurven und ganz ordentliche Steigungen und Gefälle nimmt sie ziemlich sportlich. Man hat den Eindruck, es gehe gegen die Ehre des Fahrers für etwas anderes als eine Station zu bremsen.
Die Fahrzeit von 14 Minuten von Opera nach Gambetta ist daher beeindruckend, für mich zumindest, denn ich hatte mit mindestens 45 Minuten Taxifahrt gerechnet und so sind wir, Fußwege inklusive, vielleicht 25 Minuten unterwegs, von den Kosten die wir sparen garnicht zu reden.
Man sieht also, viel Geld zu haben alleine führt einen auch nicht immer zu besten Lösung.

'Le Riad' ist ganz im arabisierenden Stil gehalten und ein größerer Teil des Publikums ist es ganz offensichtlich auch.
Sofort wird mir klar, was Tom gemeint hat mit "vielen Typen die Avancen machen", denn unter den ganzen Rebeu und Franzosen sticht sein blondes Köpfchen und sein heller Teint hervor wie ein Leuchtturm bei Nacht.
Diese Sauna besitzt sogar einen Swimmingpool und so beschließen wir beide erst einmal eine Runde schwimmen zu gehen. Natürlich nackt, was schon ein ungewohntes Gefühl ist.

Danach ist mir nach Trockensauna und Tom folgt mir sofort.
Nun ja, das Publikum hier zeigt sein Interesse ziemlich ungefiltert und insofern verstehe ich, dass er meine Nähe sucht.
Und obwohl eigentlich selbst einem Blinden auffallen müsste, dass er zu mir gehört, setzt sich ein junger Typ sehr dicht neben ihn. Er sieht gut aus, keine Frage, so würde ich mir den jungen Saladin vorstellen.
Verstohlen legt er wie zufällig seine Hand auf Toms Knie. Aus halbgeschlossenen Augen beobachte ich beide, Tom wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu, wehrt den jungen Maghrebiner aber auch nicht ab. Dieser lässt dadurch ermutigt seine Hand über dessen Oberschenkel nach oben wandern bis er an das Handtuch stößt auf dem Tom sitzt, dessen Enden er aber über seinen Schoß drapiert hat.
Erneut trifft mich ein flehender Blick meines Freundes.
Der junge Rebeu lehnt sich nun direkt an Tom und stützt sich mit einer Hand hinter dessen Rücken ab, während er mit der anderen Hand über seine Flanke streicht.