Tom
"Leise rieselt der Schnee..." singen meine Geschwister und draußen vor den Fenstern macht er das tatsächlich.
Es ist eine der raren weißen Weihnachten in meiner norddeutschen Heimat. So weiß, dass ich gestern meine Mutter nach Hannover zum Bahnhof fahren musste, da hier kein Zug mehr fuhr und trotz Taxigutschein der Bahn auch kein Taxi mehr zu finden war.
Es ist der zweite Weihnachtsfeiertag am Nachmittag und ich und meine Geschwister sind bei meinem Vater und dessen Freundin, am Heiligabend waren wir bei unserer Mutter, aber die ist nun bei ihrer Mutter am Chiemsee.Plötzlich bekomme ich eine Nachricht von João: >Bin in Paris, magst du kommen?<
>Ja! Wohin?< antworte ich.
>Ritz, Place Vendôme< lautet seine knappe Erwiderung.Das Ritz, ja klar, wohin auch sonst...
Ich schaue von meinem Smartphone auf: "Ich muss dann auch mal los..."
Mein Vater schaut mich irritiert an: "Jetzt? Wohin denn?"
"Ja jetzt, hab' noch eine Verabredung" erwidere ich.
"Bestimmt will er seinen Freund treffen" haut die ältere meiner Schwestern raus.
"Seinen Freund?" kommt es unisono von meiner jüngeren Schwester, meinem Vater und meinem Bruder.
"Ja Freund" erwidere ich "fragt Kristin die erzählt euch alles."
Und bevor sie noch weitere Fragen stellen können mache ich mich aus dem Staub.
Zugegeben, es ist nicht die feine Art mein Coming-Out bei meinem Vater an meine Schwester zu delegieren, aber sie hätte ja auch einfach mal ihre Klappe halten können.Bei mir daheim angekommen raffe ich alles an sauberen Klamotten zusammen was mir brauchbar erscheint, stopfe es in meinen Koffer, werfe den in mein Auto und mache mich auf dem Weg.
Nur an Mirko schreibe ich noch kurz: >Bin weg vermutlich bis keine Ahnung, gucke nach der Wohnung, Auto ist mit mir<Durch das Schneetreiben jage ich meinen Wagen südwärts über die Autobahn, es ist zum Glück so wenig los, dass ich beide Fahrspuren gleichzeitig benutzen kann und so einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Leitplanken halten kann.
Der Nachteil davon, dass so wenig los ist, ist, dass ich streckenweise durch eine geschlossene Schneedecke fahre.
Wenn ich nach hinten sehe, sehe ich nur die Wolke aufgewirbelten Schnees die wie eine Schleppe meinem Wagen folgt.
Nach einiger Zeit liegt der Schnee so hoch, dass die Schürze meines Wagens nun durch den Schnee kommt und diesen aufwirbelt, dass er zu beiden Seite gegen die Rückspiegel klatscht und dann im hohen Bogen nach hinten verschwindet.
Für die Fahrer der wenigen Kleinwagen die unterwegs sind und langsam über die rechte Spur kriechen muss es ein beeindruckender, wenn nicht beängstigender Anblick sein, wenn sich meine Scheinwerfer schnell von hinten durch die Flocken nähern und ich dann in einer Wolke aus Schnee, gleich einem Schnee speienden Drachen, an ihnen vorbeirausche.
Möglicherweise fahre ich auch einfach viel zu schnell.
Aber wie könnte ich nicht schnell fahren, wenn mein João auf mich wartet?Als ich in die Niederlande komme, hat sich das Wetter zum Glück geändert, statt Schnee und Kälte ist es nun trocken und für Weihnachten ziemlich warm.
Aber umso besser komme ich voran und erreiche sehr schnell die Grenze zu Belgien.Hinter Gent passiert es dann und ein belgisches Polizeiauto hält mich an.
"Sie wissen wie schnell man in Belgien fahren darf?" werde ich gefragt, nachden sie meine Papiere kontrolliert haben.
Zerknirscht antworte ich: "Ja weiß ich...."
"Warum haben Sie es denn so eilig?" fragt der ältere Beamte weiter.
"Mein petit-ami, er wartet auf mich in Paris" erwidere ich und bemühe mich traurig zu gucken.
"Sie haben sich länger nicht mehr gesehen?" will der Polizist wissen.
"Ja, seit dem Sommer nicht mehr" seufze ich.
"Na gut, weil Weihnachten ist und ihr Freund wartet, belasse ich es mal bei einer mündlichen Verwarnung. Aber auch wenn die Autobahnen leer sind, belassen Sie es bei 130, 140 - bei 160 können wir nicht noch einmal wegsehen" teilt der Beamte mir mit und reicht mir meine Papiere.
"Oh, vielen herzlichen Dank" plappere ich überrascht, "ich wünsche Ihnen eine ruhige Nacht und frohe Feiertage!"
"Viel Spass mit ihrem Freund in Paris..." bekomme ich noch zu hören, dann bin ich wieder - wenn auch etwas langsamer - unterwegs Richtung Paris.
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomanceDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...