#137 Mirko & Tom: Movies

181 25 43
                                    

Mirko

"Ich weiß nicht, meinst du ich bin 'ne Schlampe nur weil ich es jetzt schon mit Marco treibe und so gerne bei ihm geschlafen hätte?"
Tom schaut mich fragend an und ich weiß echt nicht was ich antworten soll.
Aber er wartet auch keine Antwort von mir ab und fährt fort: "Weißt du, es geht mir ja garnicht um den Sex, aber ich kann einfach nicht alleine schlafen im Moment - und bei Marco bin ich mir sicher, dass er wenigstens etwas mehr für mich empfindet als nur 'Geiler Arsch - will ficken'. Ist es berechnend wenn ich darauf spekuliert habe, dass, wenn ich ihm den Sex gebe den er will, er mir die Nähe gibt, die ich will?"

Uffz, was soll ich darauf jetzt antworten? Natürlich ist das irgendwie berechnend, aber das kann ich jetzt doch nicht sagen!

Ich rette mich in eine Gegenfrage: "Warum kannst du denn nicht alleine schlafen?"
"Ich träume dann Sachen..." antwortet er.
"Was denn für.... Sachen?" frage ich.
"Hast du je Titanic gesehen?" will er wissen?
"Den mit di Caprio und... ...und dieser Tussi?" Hey, ich bin schwul, muss ich wissen wie die heißt die diese Rose oder so gespielt hat?

"Genau den" bestätigt er, "erinnerst du dich an die Szene wo die Protagonistin gestorben ist und dann wieder in diesem Treppenhaus auf dem Schiff ist und ihr Geliebter und alle ihre verstorbenen Freunde begrüßen sie?"
"Jaaa?" Klar erinnere ich die Szene.
"Ich träume sowas, nur dass auf mich João wartet und Renato, mein einziger Freund in der Schulzeit, sowie Adriano, mein erster Freund, meine Oma und mein Opa...." erzählt er und verstummt dann plötzlich.
"Du hast soviele Freunde die schon tot sind?" erkundige ich mich betroffen.
"Ja" seufzt er bedrückt.
"Und was ist daran schlimm zu träumen, dass man wo ankommt und von den wichtigen Menschen erwartet wird?" frage ich vorsichtig.
"Ich wache dann auf" erzählt er und aus seinem Blick spricht ein gerütteltes Maß an Verzweiflung, "und dann wünsche ich mir zu sterben und ich darf doch nicht..."

Autsch, dass ist ein Dilemma, welches beschissener nicht sein kann!

"Und wenn du nicht alleine schläfst?" will ich wissen.
"Dann träume ich nicht - oder werde nicht wach und erinnere es..." lautet seine Antwort.

Auch wenn ich seine Gefühle ein Stück weit verstehen kann, mein Problem ist schon, dass er sich wünscht zu sterben.
Niemand der gesund ist sollte sich das wünschen.
Aber habe ich nicht selbst gemerkt wie schnell man durch Umstände an so einen Wunsch herangezogen wird?

"Soll ich mal bei dir schlafen?" biete ich an.
Wenn es ihm etwas hilft, mein Weg zur Schule ist dann ja zumindest kurz.
Er schaut mich mehr als überrascht an, dann meint er: "Das ist lieb von dir, aber selbst wenn Lucas versteht warum du das tust, meinst du nicht, er fühlt sich komisch wenn du mit mir in einem Bett schläfst?"

Wie würde ich mich fühlen wenn Lucas mit Tom...?
Selbst mit dem Wissen warum, so richtig cool wäre ich damit nicht.

"Hmm..." gebe ich zu, "so richtig geil wäre das nicht wenn Lucas das täte..."
"Mach' dir da mal keinen Stress, ich komm' schon klar" meint er dann, "außerdem denke ich, dass Marco das auch noch rafft - irgendwann!"

"Gut, ich kann dich also alleine lassen jetzt ohne mir Sorgen machen zu müssen?" erkundige ich mich, denn es ist Freitag und ich freue mich natürlich darauf Lucas zu treffen.
Immerhin ist der mit seinem Abitur so weit durch, dass er keinen Stress mehr hat.

"Ja klar" erwidert Tom, "ich muss eh nachher noch zu meinem Job..."
"Job, wofür?" frage ich etwas verwirrt.
"Job, für Geld?" erwidert er und grinst tatsächlich.
"Oh... Freitagabend?" will ich wissen.
"Japp, Dienstleistungsbranche" lautet seine knappe Antwort.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt