Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)

#120 Tom: Raw

Spätestens als die ausgelassene Horde die Refrains lautstark mitsingt weiß ich, dass sich meine Mühe mit dem Song gelohnt hat.
Ein kleines Risiko war schon dabei, denn der Song stammt ursprünglich aus der Ära der Vargas-Diktatur, ist aber wegen seinem unverfänglichem Text auch heute noch populär.
Ebenso wie Getulio Vargas. Zum Glück kann man immer auf die mangelnde geschichtliche Bildung Anderer bauen, denn eigentlich hätte auch João mit Vargas ein Problem haben sollen.
Vargas, der eine schillernde Figur war, war es, der die Eliten der alten Republik, der Vereinigten Staaten von Brasilien, welche im Prinzip identisch mit den Eliten des Kaiserreiches und die Großgrundbesitzer des Landes waren (wobei sie Letzteres auch immer noch sind) aus ihren angestammten Machtpositionen vertrieb.
Zu dieser alten Aristokratie gehört natürlich auch die Familie Caxias.
Vargas war es aber auch der den Sozialstaat in Brasilien einführte und als 'Vater der Armen' bis heute in der Bevölkerung einen guten Ruf hat.
Vargas endete als er sich, inzwischen als demokratisch gewählter Präsident im Amt, nach einem misslungenen Mordanschlag auf einen politischen Gegner im Präsidentenpalast selbst erschoss.
Eine Lebensgeschichte die zu Brasilien passt.

Beschwingt von meinem Erfolg kehre ich zu meinem Verlobten zurück bei dem auch Ricardo steht.
Von beiden ernte ich anerkennende Blicke und als ich neben João angelangt bin meint der spöttisch: "Wenn ich nach der Macht greifen würde, hättest du das Zeug zu einer superben Eva Peron."
"So lange ich keine Lady Macbeth werde, die nach der Macht giert, kannst du doch beruhigt sein." kontere ich schlagfertig.
Sekunden später ärgere ich mich, dass ich mich selbst mit Ehefrauen assoziiere.
Da spottet aber schon Ricardo leicht hämisch: "Nicht, dass er noch eine Katharina wird und du wie der arme Peter einfach beiseite geschafft wirst."
"Denkst du wirklich, mein Lieber, dass gerade DU in dem Fall noch viel zu lachen hättest?" frage ich ihn sardonisch.
Rico schluckt und meint dann: "Äh.... nee, so weit habe ich jetzt nicht gedacht..."
Cici stößt zu uns und ist gleich neugierig: "Worüber redet ihr?"
"Och nichts weiter" erklärt João süffisant, "nur darüber ob Tom durch mich oder ohne mich zum Alleinherrscher Brasiliens wird..."
"Also ich bin auf Toms Seite!" beeilt sich Cicero zu versichern.
Ricardo und João bedenken ihn mit gut geschauspielerten verächtlichen Blicken und grummeln unisono: "Verräter!"
Der hebt entschuldigend seine Hände und meint nur: "Hey, ich will nur weiterleben!"
"Keine Sorge" mische ich mich ein, "ich bin eh zu soft um mich so durchzusetzen, fürs Grobe bräuchte ich eh unsere Doms..." "...die du dafür auch gut instrumentalisieren kannst" fällt mir Cicero ins Wort.
"Hey, wer denkt hier nur an sein weiterleben?" stichele ich, "ich würde mich für João auch opfern."
"Nur leider ist João kein Kaiser und du wirst so auch kein Gott" bügelt mich das kleine Biest einfach so nieder.
"Sei froh, sonst landest du nachher noch auf den Proskriptionslisten wie dein berühmter Namensgeber" platziere ich meine Replik.
"Dann kannst du ja noch vom Balkon aus den brennenden Regenwald des Amazonas besingen" steigt nun auch Rico wieder in unseren verrückten Schlagabtausch ein.
"Oder er hetzt dir an St. Bartholomä seine Mignons auf den Hals" hält mein Verlobter sofort dagegen.
"Wäre nicht Cicero einer meiner Mignons?" wende ich ein und alle drei gucken mich verblüfft an bevor wir alle wie irre anfangen zu lachen.

"Okay, der kleine Henri Nero Antinous Peron e Macbeth de Russa möchte gerne ein Getränk von der Bar haben" kichere ich und ernte sofort die nächste Lachsalve.
Okay, die hatten schon Alkohol und dürfen albern sein. Aber ich? Ach, ich schieb es auf die Sahne von João...

"Hol ihm besser was, sonst saugt er uns alle noch leer!" kichert Cicero denn auch sofort.
"Als wenn du da nicht als Erster 'hier' schreien würdest" kommt es sofort von dessen Freund.
Und Cicero wird rot und ihm fehlen die Worte.
"Treffer, versenkt!" meint João nur trocken und fragt mich dann: "Und, was darf es denn sein?"
"Was süßes, so wie du my Love!" erwidere ich und bekomme, warum auch immer, rote Wangen.
João geht, raunt mir im Abgang aber noch zu: "Du.... mach mich nicht so wuschig..."