Nachdem Vergil den Brief von Marco fertig gelesen hat ist er sehr betroffen.
"Warum hat dich sein Vater denn so sehr gehasst?" will er wissen, "aus dem was Marco schreibt geht das ja nicht so direkt hervor, aber auf mich wirkt es, als habe das weniger mit der sexuellem Ausrichtung als mit dir persönlich zu tun..."
"Ich war zwar gut genug um konstruktiv veraltete Marineboote an den Prinzen zu bringen, aber nicht gut genug für seinen Sohn" erwidere ich sarkastisch, "da war er mit dir einer Meinung."
"Der Meinung war ich nie" haucht Vergil schuldbewusst, "ich wollte einfach nur deinen Platz bei Marco - und war zu feige mir oder gar ihm das einfach einzugestehen."
"Ich denke Marco hat das gewusst" meine ich dazu, "aber hilfreich war das nicht was du gemacht hast."
"Das weiß ich auch" seufzt er, "aber was machen wir jetzt?"
"Wir kopieren den Brief von Marco und dann ist es Zeit seinem Vater einen Besuch abzustatten" beschließe ich das weitere Vorgehen.Nachdem ich die Briefbögen eingescannt und dann wieder ausgedruckt habe, lege ich die Originale vorsichtig in den Safe in meinem Kleiderschrank.
"Hast du eine Idee wo wir den jetzt finden?" frage ich Vergil.
"Nein" erwidert der, "aber ich kann unter dem Vorwand Abschied nehmen zu wollen bei seiner Mutter anrufen, die wird mich sicher an den Vater verweisen und mir dann sagen wo wir den finden."
"Gute Idee, ich lass' dich mal alleine, dann kannst du anrufen" lobe ich ihn und verlasse den Raum.Etwa zehn Minuten später kommt Vergil zu mir in den Flur: "Er ist in Sankt Matthäi und spricht mit Pastor Baron von Dunkelflamm."
Natürlich in der Matthäi-Gemeinde, da passt der alte Lyrssen wunderbar herein denke ich, die nennen sich zwar evangelisch-reformiert, sind aber sowas von homophob, frauenfeindlich und intolerant, dass der Papst seine Freude daran hätte.
"Oh, die planen sicherlich die Trauerfeier, Zeit den Herren eine Aufwartung zu machen, da habe ich jetzt ein Wörtchen mitzureden" sage ich sehr bestimmt, "fahren wir!"Ich parke direkt auf dem Matthäikirchhof und kaum, dass wir aus dem Auto steigen, eilt schon so ein Gemeindemitarbeiter hektisch auf mich zu: "Sie können da nicht parken!"
"Sie sehen doch, dass ich das kann" erwidere ich spitz, "vielleicht meinen Sie ich solle da nicht parken oder ich dürfe da nicht parken?"
"Ja genau..." hebt der Heini an, aber ich falle ihm barsch ins Wort: "Ich möchte zu Herrn Lyrssen und Pastor Düsterhass, bringen Sie mich zu Ihnen!"
"Aber..." versucht er, aber ich werde ungehalten: "Nichts aber und jetzt dalli, sonst wird die Frage wo ich parke noch das kleinste Problem für Sie werden!"
"Erlauben Sie mal, das ist ein Haus Gottes und der Herr Lyrssen bespricht mit dem Pastor gerade die Trauerfeier für seinen von uns gegangenen Sohn, da können Sie nicht so einfach eindringen!" mokiert er sich.
Brüsk weise ich ihn ab: "Nein ich erlaube nicht und ich denke dass ich gute Gründe habe den Hassprediger und das Arschloch, das seinen Sohn in den Tod getrieben hat jetzt bei der Planung ihrer Vertuschungsversuche zu stören!"
"Das kann ich nicht zulassen" zickt der Dulli herum.
"Nun, wie Sie wollen, ich kann mich mit meinem Anliegen auch an die Presse und die Polizei wenden. Wenn Sie lieber einen handfesten Skandal zulassen als mich vorzulassen, Ihre Entscheidung. Ich werde allerdings Wege finden Ihren Vorgesetzten und den Lyrssen senior in Kenntnis zu setzen, dass sich der Skandal hätte verhindern lassen wenn Sie kooperiert hätten."
Verunsichert starrt der Typ nun von mir zu Vergil. Letzter wendet sich nun ebenfalls an ihn: "Mein Name ist Noltenius und ich an Ihrer Stelle würde tun was er von Ihnen verlangt!"
"Sind Sie mit Karin Noltenius verwandt?" erkundigt sich dieser daraufhin.
"Sie ist meine Großmutter" erwidert Vergil lapidar.
"Oh..." staunt der Dulli und dann rafft er sich auf, "folgen Sie mir, ich bringe Sie zum Pastor."Er bringt uns tatsächlich zu einem Raum in dem Gebäude was wohl das Pfarrhaus.
Vor einer Tür hält er an und meint "Bitte warten Sie, ich frage kurz..."
Wieder lass' ich ihn nicht aussprechen, schiebe ihn sanft beiseite und öffne die Tür.
Drinne sitzen tatsächlich zwei Männer von denen einer offensichtlich Lyrssen senior ist.
Beide starren mich überrascht an wobei die Miene von Marcos Vater sich sofort verdunkelt.
"Ja bitte?" meint der Pastor etwas pikiert.
"Ich habe gehört Sie planen hier die Trauerfeier und Beisetzung meines Verlobten Marco Lyrssen und ich denke, dass ich dabei nicht fehlen sollte!" stelle ich in einem fordernden Tonfall fest.
"Raus hier!" motzt der alte Lyrssen sofort los, "machen Sie, dass Sie wegkommen, sonst..."
"Sonst was?" falle ich ihm schneidend ins Wort, "wollen Sie mich noch einmal verprügeln oder Ihrem Sohn drohen mich zu beseitigen? Ach nein, das geht ja nicht mehr, den haben Sie ja bereits in den Tod getrieben!"
"Das sind aber harte Anschuldigungen junger Mann" mischt sich nun der Pastor ein.
"Sind Sie das?" kontere ich sarkastisch, "ich kann Ihnen die Hämatome auf meinem Körper gerne zeigen, seit Samstag Abend hat sich da wenig geändert!"
"Nun, das beweist allerdings wenig" erwidert der Geistliche und Marcos Vater meint triumphal "Eben, eben!"
"Das alleine vielleicht nicht" erwidere ich süffisant, "aber das Untersuchungsprotokoll der Gewaltschutzstelle des Zentralkrankenhaus in Verbindung mit der Erwähnung der Übergriffe und Drohungen seines Vaters mir gegenüber im Abschiedsbrief von Marco an mich dürfte zumindest der Presse und der öffentlichen Meinung völlig ausreichen..."
Mit den Worten reiche ich dem Pastor eine Kopie von beiden erwähnten Dokumenten.
"Du widerliche Kanaille, willst du mich hier erpressen oder was?" tobt Lyrssen sofort los.
"Das ist also das was man unter einem christlichen Verhalten getreu nach den Worten der Bibel versteht?" spotte ich, "aber um Ihre Frage zu beantworten: Sie sind mir scheißegal. Ich will mich nur nicht von Marcos Trauerfeier und Beerdigung ausschließen lassen!"
"Da kann ja jeder kommen und behaupten, dass er verlobt mit einem Toten sei, der sich nicht mehr wehren kann gegen solche Infamie!" poltert Marcos Vater weiter.
"Wenn Sie darauf bestehen, kann ich Ihnen eidesstattliche Versicherungen bringen von Personen denen gegenüber Marco sich als mein Verlobter bezeichnet hat. Ich kann Ihnen auch Unterlagen aus dem Zentralkrankenhaus beibringen, in denen Marco als mein Verlobter geführt wird" erwidere ich völlig ruhig.
"Das wird wohl kaum nötig sein" merkt dazu der Pastor an, "nach dem was Marco in seinem Brief schreibt wird das nur schwerlich zu bestreiten sein."
"Na, wenigstens einer der nicht total verblendet ist" merke ich ironisch an.
"Aber dennoch, dass Marco den Freitod gewählt hat, ist daraus auch nicht eindeutig zu entnehmen" widerspricht mir der Geistliche nun.
"Dann fragen Sie seinen Vater doch mal wie schnell der Wagen zum Zeitpunkt des Unfalleintritts war" entgegne ich lakonisch.
"Was tut das denn zur Sache?" geht der gleich wieder hoch, "aber um ihre Frage zu beantworten: Ganz genau weiß man das nicht, die Polizei sagt aber, dass es sicherlich über 200km/h waren."
Ihn völlig ignorierend wende ich mich an den Pastor und frage ihn: "Wie häufig fahren Sie denn aus Versehen mit 200km/h innerorts in eine Kurve in der Tempo 30 gilt?"
Der Geistliche erwidert nichts, meint dann aber zu Marcos Vater: "Vor dem Hintergrund von dem was Marco hier schreibt, fällt es wohl jedem vernünftigen Menschen schwer bei so einer Geschwindigkeit an einen Unfall zu glauben."
"Wer sagt denn, dass der Brief nicht gefälscht ist?" begehrt Lyrssen ein weiteres Mal auf.
Ich bedenke ihn mit einem verächtlichen Blick: "Wenn Sie nicht einmal die Handschrift Ihres eigenen Sohnes erkennen, ich überlasse das Original gerne der Polizei, die kann den dann nach Fingerabdrücken und DNA-Spuren untersuchen."
Jetzt explodiert er: "Dich mache ich fertig. Ich werde der ganzen Welt offenbaren was du bist. Du wirst keinen Job finden in dieser Stadt, ich werde dich vernichten!"
"Das Risiko bin ich bereit einzugehen" erwidere ich kühl, "aber was ist mit Ihnen? Wollen Sie ein Strafverfahren wegen schwerer Körperverletzung riskieren? Solche Verfahren sind meist öffentlich. Wollen Sie riskieren, dass ich der Presse von meiner Beziehung zu Marco erzähle? Oder von den Methoden mit denen Sie Ihre Produkte an den arabischen Mann bringen? Sowas zählt hierzulande doch als Korruption wenn ich mich nicht irre. Und wollen Sie in der Öffentlichkeit als der Mann dastehen, der sein einziges Kind aus Intoleranz in den Tod trieb?"
"Das wagen Sie nicht!" faucht er. Oh, plötzlich kann er mich Siezen.
"Ich habe nichts mehr zu verlieren" bedeute ich ihm eiskalt, "wie sieht das bei Ihnen aus? Möchten Sie das Marcos Mutter erklären müssen?"
Seine Mimik verrät seinen innerlichen Kampf, dann aber siegt seine Vernunft: "Was wollen Sie?"
DU LIEST GERADE
Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomanceDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...