Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)

#83 Mirko & Tom: Adler

Mirko

Osterferien - endlich!
Mal wieder hocken Lucas und ich Abends bei Tom herum.
Okay, eigentlich warten wir nur darauf, dass Tom zu seinen Saufkumpanen abrauscht, in dieses Leos, aus dem er vor Sonnenaufgang erfahrungsgemäß nicht zurückkehrt und wir endlich übereinander herfallen können.

Im Fernsehen läuft irgendeine Doku über... ach keine Ahnung, Lucas und ich sind vielleicht nicht mehr ganz nüchtern, auf jeden Fall wird gerade der Weißkopfseeadler thematisiert den man an seinem weißen Kopf erkennt und der das Wappentier der USA ist.
Was wiederum meinen genialen Freund zu der folgenden Aussage inspiriert: "Klar hat der Ami-Adler 'nen weißen Kopf, White Supremacy, weißte, alles Rassisten da, selbst der Vogel!"
Tom hebt kurz den Kopf von seinem Laptop und kommentiert das trocken: "Da ist der deutsche Adler ehrlicher, der ist einfach nur braun."
Ob ihm die eindeutige Doppeldeutigkeit bewusst ist oder sogar Absicht war, ich weiß es nicht, aber ich bekomme einen Lachflash erster Klasse bis mir vor Lachen die Luft weg bleibt.
"Okay, bevor meine Witzigkeit euch die Luft zum Atem raubt bin ich mal weg" Tom sagt es ohne eine Miene zu verziehen.
Aber kurz bevor er die Wohnung verlässt steckt er noch mal seinen Kopf durch die Tür: "Ach, eins noch, ich hab am 9. Mai Geburtstag und gebe eine Party, ihr seid eingeladen."
"Oh, echt jetzt?" rutscht es mir raus.
"Sicher jetzt, dass du das Baby des Abend bist sollte dir klar sein, dass am nächsten Morgen Schule ist, auch, also lässt euch was einfallen für eure Erzeugerfraktion..." mit diesen Worten verschwindet er endgültig.

"Was meint er mit 'Baby des Abends'?" frage ich in meiner Naivität meinen Freund.
"Er meint wohl, dass du der jüngste Mensch dort sein wirst" grinst Lucas.
"Du meinst..." mein Nachdenken produziert Ergebnisse, "das ist so eine richtig krasse Studentenparty?"
"Klar doch Babe, da sind nur Typen vor denen dich deine Mama immerschon gewarnt hat" erwidert er mit leisem Spott, "dazu Alkohol und Drogen in Strömen und wilder Sex in allen Ecken, dazu zig Möchtegern-Daddies die dich gerne als Babyboy hätten..."
"Meinst du?" ich weiß nicht so wirklich was ich glauben soll.
"Woher soll ich das wissen?" erwidert er ironisch, "aber bei Tom kann ich mir alles vorstellen, der ist nicht einmal ein Zehntel so unschuldig wie er wirkt."
"Dann hat Lars vielleicht doch Recht und ich sollte mich in Acht nehmen?" sinniere ich.
"Ach Quatsch" entgegnet Lucas, "du erinnerst Tom wie auch immer an sein jüngeres Ich, irgendwie hat der einen Narren an dir gefressen und versucht dir alles zu ermöglichen, was er sich in deinem Alter gewünscht hätte und gleichzeitig versucht er dich vor allem zu beschützen was ihn selbst hat leiden lassen."
Auch wenn ich es selber noch nicht so auf den Punkt gebracht habe, kann ich nicht abstreiten, dass mir das nicht auch schon aufgefallen wäre.
"Meinst du wirklich?" will ich wissen.
"Ja" bekräftigt Lucas, "ich will nicht wissen was er mit mir macht wenn ich je so dumm sein sollte mit dir Schluss zu machen."
"Aha, du bist also nur mit mir zusammen weil du Angst vor Tom hast?" stichele ich, kann dabei aber ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
"Das ganz sicher nicht" erwidert Lucas und er klingt plötzlich sehr ernst, "aber manchmal frage ich mich ob nur ich, dir auf Dauer genug ist?"
"Wie meinst du das jetzt?" frage ich alarmiert.
"Na ja" fängt Lucas etwas unsicher an, "ich hatte schon 'nen Freund und auch ein paar Ficks vor dir, ich weiß also wie Sex mit Anderen ist, aber du, du hast nur mich und ich habe manchmal Angst, dass du dich fragst wie das mit anderen so ist und ob du was verpasst..." Als er fertig ist, traut er sich nicht einmal mich anzuschauen.
"Also ehrlich, an sowas habe ich noch nie gedacht" beruhige ich ihn, "aber sollte ich irgendwann mal mehr wollen werde ich dich nicht betrügen, das verspreche ich dir. Dann müssen wir halt dann reden, Dreier machen oder 'ne Orgie besuchen." Bei den letzten Worten muss ich schon wieder anfangen breit zu grinsen. "Allerdings erwarte ich auch, dass du was das angeht ehrlich zu mir bist!" betone ich dennoch. Ein wenig schmeichelt es mir ja, dass er sich Sorgen macht, er wäre mir auf Dauer nicht genug.