#115 Tom: Dom Tôme

305 31 77
                                    

Es sind viele Besucher da und ich bin jedes Mal ein kleines bisschen glücklich, wenn ich in der festlich gekleideten Menge ein Gesicht sehe, das ich schonmal gesehen habe.
Joãos Vater trägt eine Militäruniform die nach einem hohen Rang aussieht und an der Brust mit mehreren Orden geschmückt ist und auch andere Anwesende tragen Uniform oder sind sehr elegant gekleidet, die Damen durchwegs im Abendkleid.
Was immer dieser Event bedeutet, es muss heute Abend ein wichtiges Ereignis für die Familie Caxias stattfinden.
João hat einen Arm um meine Schultern gelegt und führt mich so durch das Atrium in Richtung der mit Rosen bewachsenen Rotunde die gleichzeitig den Durchgang zu Terasse und Poolanlage bildet.
Auf meine leicht spöttische Frage, ob wir nicht ein wenig overdressed seien für eine Poolparty, meint mein Freund nur, dass eine solche auch nicht stattfände. Was stattdessen stattfindet verrät er mir aber auch nicht.

Als wir in der Rotunde sind und quasi unter den Rosen stehen, hält João mich plötzlich fest, so dass ich mich zu ihm drehe.
Er geht vor mir auf die Knie und präsentiert mir mit der Hand die nicht meine Hand hält eine kleine Schatulle mit einem sehr prächtigen Ring.
Erst bin ich verwirrt, aber dann begreife ich...

...er wird doch nicht... aber der Ring... er macht dir einen Antrag...

Dann sagt er etwas auf Portugiesisch.
Mühsam übersetzt mein von Emotionen und Gedanke aufgewühltes Hirn: "Mein geliebter Thomas Keran, du mir... zugestehen.. die Ehre und... die Fröhlichkeit und... das große Glück... mich zu machen...dein Ehemann?"
Kurz sortiere ich die Wörter in meinem Geist neu, dann habe ich es: "Mein geliebter Thomas Keran, würdest du mir die Ehre und die Freude und das große Glück gewähren mein Mann zu werden?"

Natürlich, selbstverständlich, was für eine Frage. Und ohne nachzudenken haut mein Mund die Antwort auf Portugiesisch raus: "Oh sim, claro!"

Zugeben, 'Oh ja, klar' war jetzt nicht die tollste Antwort auf so eine Frage, aber sie war ehrlich.
Und so ernte ich zwar Gelächter, aber kein Auslachen, sondern fröhliches Lachen.

Viel wichtiger ist aber das Glück was in Joãos Augen Einzug hält als er mir den Ring an meinen Ringfinger steckt während ich den Göttern für meine schmalen Finger herzlich Danke sage.
Denn der Ring passt mir erstaunlicherweise ziemlich gut.

João steht auf und wir beide drehen uns zum Atrium ohne unsere Hände loszulassen, dann ruft er mit einer Stimme voller Freude und Enthusiasmus: "Posso apresentá-lo ao meu noivo?*"

Und während er meinen Kopf mit seiner anderen Hand vorsichtig wieder zu sich dreht und mich küsst, erschallen vom Atrium her Rufe der Freude, Glückwünsche, Bravos und Beifall.

Während ich das Gefühl zu haben zu träumen, zu schweben und Wellen unfassbaren Glücks mich überrollen, führt nun mein Verlobter mich wieder hinunter ins Atrium.
Es ist passiert, der tollste, der schönste und der klügste Mann des Universums hat mich gefragt ob ich ihn heiraten werde!
Noch immer kann ich es kaum fassen obwohl ich gehofft habe,dass es passieren wird.

Oh mein Gott ich werde heiraten. Ich werde Dom Tôme, Thomas Keran e Alvarez de Soto e de Lima e Silva, Duque de Caxias.

"Ich muss dich im Mai dringend meinen Eltern vorstellen!" rutscht es mir raus, "du kommst doch zu meinem Geburtstag?"
"Na, du bist doch jetzt immerhin geoutet bei beiden" lacht mein Verlobter, "da dürfte sie eine Heirat ja nicht allzu sehr schocken."
"Ich hoffe es...." erwidere ich, "ich mein ich kann es ja selbst kaum fassen, ich kann mir kaum vorstellen, wie sie das aufnehmen..."
"Also meine Eltern nehmen das gut auf" erklärt er mir.
"Ach, angesichts dieses 'Events' in ihrem Haus wäre ich da jetzt nie drauf gekommen" spöttele ich.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt