Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)

#71 Tom & João: Unser Leben

Tom

So ein bisschen Touri-Programm mit drei gutausehenden Reiseführern, Auto und Fahrern, das hat schon was.
Und der Blick von der Christusstatue hinab auf Rio ist einfach etwas, das man gemacht haben muss. Interessant wird es allerdings, als wir auf dem Weg nach Petropolis durch eine Stadt namens 'Duque de Caxias' fahren.
"Hey, die Stadt hat denselben Namen wie du" verkünde ich lauthals, dass ich des Lesens von Verkehrsschildern mächtig bin. João allerdings schaut nicht so amüsiert, erklärt mir dann aber: "An diesem Ort wurde der erste Herzog von Caxias geboren, da gab es hier aber noch keine Stadt. Zu 'Ehren' meines Vorfahren," dabei betont er Ehren sehr zynisch-sarkastisch, "hat man die Stadt dann 'Duque de Caxias' genannt."
"Das ist doch toll, eine Stadt mit deinem Familiennamen!" begeistere ich mich.
"Du musst wissen Tom" erklärt mir Ricardo nun, "dieses Loch ist der gefährlichste der Vororte von Rio, hier gibt es die höchste Mordrate, hier handelt die Polizei mit Drogen. Niemand möchte diesen Ort mit dem eigenen Namen in Verbindung gebracht sehen."
Das kann ich allerdings nur zu gut verstehen und vergesse meine Idee von der Autobahn abzufahren um mir 'Joãos Stadt' anzugucken ganz schnell wieder.
In Petropolis angekommen stelle ich amüsiert fest, dass diese Stadt wohl von deutschen Einwanderern gegründet wurde, denn  die Stadtteile tragen Namen wie Bingen, Mainz, Mosel oder Ingelheim.
Waren wir in Rio noch auf Meereshöhe, liegt Petropolis mehr als 800m über dem Meer. Entsprechend spektakulär ist die Autobahn dorthin trassiert, allerdings fährt bergab Ricardo derart schwungvoll, dass ich froh bin, dass Cicero sich beschwert bevor ich den Wagen an meinem Mittagessen teilhaben lasse.
Immerhin habe ich nun die brasilianische Kaiserkrone gesehen und ein bisschen was über Land und Leute gelernt. Was ja durchaus sinnvoll ist, wenn man mit einem Brasilianer zusammen ist.

*****

Als ich mich am Sixth Floor Pool des Hotels auf die Liege setze, stehen mir noch immer die Tränen des Schmerzes in den Augen während Cicero sich vor Lachen weiterhin kaum einbekommt.
Dieser Fiesling hat mich zur Haarentfernung mittels Brazilian Waxing überredet. Und dann natürlich gleich Brazilian Hollywood Men inklusive Achseln.
Ja ich weiß, Schönheit muss Leiden und so, aber die Schmerzen sind echt die Hölle und dass sowohl Cicero als auch der Depiladoro sich über meine Schmerzensschreie amüsiert haben, hat es echt nicht besser gemacht.
João mault natürlich auch, weil 24 Stunden nach der Behandlung ist Sexverbot und meine Anmerkung, dass ich das vorher nicht gewusst habe, zieht auch nicht so wirklich.
Und da man danach auch nur weite Kleidung tragen soll, geht meine Badehose natürlich auch nicht, weil die ist alles möglich aber definitiv enganliegend.
An Joãos Blick erkenne ich, dass ihm die locker fallende Leinenhose und das überweite Shirt an mir nicht wirklich gefällt.
Währenddessen scheint Cicero die ganze Sache noch brühwarm an Ricardo weiterzutratschen, zumindest schnattert er dem lachend etwas vor während dessen Augen mich belustigt mustern.

Arghh, die können mich alle mal, erst werde ich gefoltert und anstatt Anteilnahme bekomme ich nur Gemaul und Gelächter! Aber so glatt, das gefällt mir irgendwie schon.

Zumindest darf Ricardo jetzt auch nicht bei Cicero ran bis Morgen Nachmittag.  Ich grinse ihn also maliziös an bevor ich mit lieblicher Stimme in seine Richtung raushaue: "No sex today poor Rici...." Und schon ist die Belustigung weg aus seinem Blick. Da ich auch kein Sonnenbad machen soll ziehe ich mich in unsere Suite zurück wo ich bei angenehmer Temperatur auf  dem Bett liegend sehr rasch einschlafe.

Ich werde wieder wach, weil João mich wachrüttelt. "Sphynxie, wachwerden, wir wollen was essen gehen!"
Sphynxie? Wieso bin ich nicht mehr sein Kitten? Und was habe ich mit dieser ägyptischen Chimäre zu tun? Ich blicke ihn ein wenig verwirrt an und er bemerkt meine Verwirrung. "Kitten, a cat without fur ist a Sphynx cat!" erklärt er mir. Ohne Fell? Instinktiv fasse ich an meinen Kopf, aber meine Haare sind noch da!
"Du hast jetzt nicht gedacht, dass wir dir im Schlaf die Haare abschneiden?" spöttelt João.
Zutrauen würde ich es euch.