#82 Tom & Mirko/Marco: Wer kümmert sich?

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Tom

Trotz meinem Rendezvouz mit einem Prinzen bin ich nun wohlbehalten wieder zurück in Norddeutschland und werde beglückt von Dauerregen, grauem Himmel und niedrigen Temperaturen.

João hatte es sich auch nicht nehmen lassen sich rührend um mich zu kümmern, bis ich wieder in der Lage war alleine aus einem Bett aufzustehen. Auch wenn das bedeutete, dass wir noch weitere zwei Wochen bei Ricardo zu Gast waren
Um "wenigstens ein bisschen etwas wiedergutzumachen" wie João es ausdrückte, hatte er mich tatsächlich gefragt, ob es irgendetwas gäbe, das ich in Brasilien unbedingt einmal ansehen wollte.
Amazonas oder Iguazu-Fälle, dazwischen musste ich mich entscheiden und am Ende wurden es die Wasserfälle. Und so kam es, dass João mit mir zu den Iguazu-Fällen geflogen ist.
Das Wasser was zwischen den Bäumen eines Regenwaldes hervorschießt und dröhnend in die Tiefe stürzt, die Nebelschwaden die aufsteigen, es war überwältigend. Der einzige größere Wasserfall den ich bis dahin gesehen hatte war der Rheinfall. Und der ist in etwa so wie wenn man Hamburg für eine Metropole hält und dann nach London oder Sao Paulo kommt.
Das ganze dann gepaart mit einem superben Hotel und dem aufmerksamsten aller Freunde den man sich vorstellen konnte, es war traumhaft - und ja, der Sex da auch.

Und dann musste ich wieder nach Hause wo mich nur Nieselregen und Lucas mit meinem Auto am Flughafen erwartete.
Dazu natürlich eine Hausarbeit zusammen mit Marco.

Ja verdammt, nach zwei Monaten mit João fühle ich mich in meinem Zuhause traurig, alleine und einsam.
Dagegen hilft auch weder der Anblick der zwei Turteltauben Mirko und Lucas etwas und auch Marco der mich mit traurig-sehnsuchtsvoll-begehrenden Blicken bedenkt, kaum das er meiner angesichtig wird, muntert mich nicht wirklich auf.

"Jetzt guck doch nicht die ganze Zeit so als hätte man dich zum Tode verurteilt" piesackt mich Mirko, der gerade mit Lucas bei mir ist, weil Lucas ihm das Kochen beibringt und wohl weder Lucas noch Mirkos Mutter dafür ihre Küche hergeben wollen.
"Du hast ja auch deinen Schatz hier in deiner Nähe" erwidere ich niedergeschlagen.
"Dafür bekochen wir dich ja jetzt auch" versucht er mich zu trösten, dann ruft Lucas aus der Küche und er rennt hinüber.
Der Vorteil für mich ist, dass, sofern die zwei es hinbekommen, es verdammt leckeres Essen gibt. Heute machen die beiden Chateaubriand mit Kartoffelgratin und zum Dessert dann Crepes.
Alles nicht ganz billig, denke ich.
"Wie könnt ihr euch das teure Zeug eigentlich leisten?" rufe ich in Richtung Küche. Ein grinsender Lucas streckt seinen Kopf aus der Küche: "Beiden unsren Müttern war es 100 € wert wenn wir das in der Küche der jeweils anderen machen."
"Ihr seid sowas von durchtrieben, ihr zwei!" stelle ich fest und diese Feststellung versetzt mich in eine bessere Stimmung.
"Wer hat es getrieben?" höre ich Mirko aus der Küche rufen. "Du offenbar nicht genug, wenn 'Sex' das einzige ist was du hörst" schreie ich zurück.
Ich ziehe mich erst einmal in mein Arbeitszimmer zurück, einen ersten Blick in die anstehende Hausarbeit werfen die ab heute abrufbar ist.
Sieht machbar aus...

Mit den Worten "Le diner est servi" reißt Mirko die Tür zu meinem Arbeitszimmer auf.
"Da bin ich jetzt aber mal gespannt" raune ich und folge ihm zum Esstisch.
Und was soll ich sagen, es schmeckt verdammt lecker!
Während ich mir die zweite Crepe in den Mund stopfe nuschele ich: "Also, bei eurer Begeisterung für die Haute Cuisine müsst ihr echt mal nach Frankreich."
Lucas nickt zustimmend: "Oh ja, das wäre super!" Auf Mirkos Gesicht hingegen legt sich ein trauriger Schatten und er murmelt betrübt: "Das ist bei uns nicht drin..."
"Das machen wir später, wenn wir Jobs haben, okay?" versucht Lucas ihn zu trösten und da habe ich eine Idee.

Vielleicht kann ich die beiden im Sommer mit nach Antibes nehmen? Also sofern João dem zustimmt und den Sommer auch mit mir da verbringen will.

"Habt ihr denn im Sommer schon was vor?" frage ich. "Wie meinst du das?" fragt Mirko. "Na, ob es schon irgendwelche Urlaubspläne bei euch oder euren Familien gibt?" erwidere ich.
"Sowas ist bei uns nicht drin" seufzt Mirko und Lucas erklärt: "Nö, nix geplant!"
"Hätte ihr den Lust nach Frankreich zu kommen?" erkundige ich mich. "Natürlich hätten wir Lust" betont Lucas. "Aber Lust bezahlt nichts" kommt es resignierend von Mirko.
"Sei nicht so depri" wende ich mich an Letzteren, "das ist meine Aufgabe." "Du hast gut reden, du warst ja schon auf drei Kontinenten" kommt es bitter von Mirko.
"Okay, ich kann euch nichts versprechen, aber eventuell kann ich euch im Sommer mit nach Südfrankreich nehmen" sage ich ihnen. Lucas schaut mich überrascht an, Mirko eher nachdenklich. "Wenn es klappt, wird es euch auch nichts kosten" bekräftige ich. "Also meine Eltern könnten schon was dazuschießen" erklärt Lucas. "Ich habe nichts dagegen, wenn ihr Taschengeld mitnehmt" sage ich.
"Ich weiß nicht" zögerlich erhebt Mirko seine Stimme, "ich hab kein gutes Gefühl wenn du so viel Geld für uns ausgibst."
"Das ehrt dich, dass du so denkst" bekunde ich, "aber wenn das klappt kostet es mich nichts als den Sprit für die Fahrt dahin - und den müsste ich auch bezahlen wenn ich alleine fahre. Also lasst mich mal schauen was sich machen lässt." Ich wende mich nochmals an Mirko: "Du kannst ja schon mal bei deinen Eltern vorsondieren ob du mit mir mitdarfst, immerhin bist du dann noch nicht volljährig!"
"Ich war noch nie im Urlaub" kommt es leise von Mirko, "wenn das klappt, das wäre großartig. Und ich dachte schon die letzten Sommerferien wären die besten meines ganzen Teenie-Daseins."
"Das erhöht jetzt aber garnicht den Druck auf mich" witzele ich, "nein, im Ernst, ich schaue was ich machen kann und geb euch Bescheid sobald ich was weiß. Und Mirko? Mach dir bitte keine Sorgen, ich gebe kein Geld aus, dass ich nicht habe, auch für dich nicht Schnuckelchen."
"Schnuckelchen?" echot Lucas. "Ja, sicher" sage ich süffisant, "oder findest du ihn nicht schnuckelig?" "Ähhhh... doch!" stottert Lucas. "Na siehste..." Versuch' es nicht, Kleiner, versuch es nicht!

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt