#58 Tom & Joao: Dance

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Tom

Früher Nachmittag. Es ist heiß da draußen, sehr heiß.
Aber das Domizil der Caxias ist erfreulicherweise voll klimatisiert.
Joao ist irgendwo, Cédric ist da auch - oder er ist irgendwo anders.
Ricardo und Cicero sind bereits nach Sao Paulo zurück und sonst ist niemand da in den Weiten des Anwesens - das nehme ich zumindestens an, denn nachgeschaut ob Cédric, João oder sonstwer sich irgendwo hier herumtreiben habe ich natürlich nicht.

So alleine sein,es löst bei mir ein Gefühl der Leere und der Langeweile aus. Gerade nachdem die letzten Tage so voll waren, so voller Menschen, voller Emotionen, voller Ereignisse, Sex und Liebe.
Dabei war Zeit für mich alleine früher doch so wichtig, dass mich deren Ermangelung sehr gestresst hat. Womöglich liegt es doch daran, von wem ich dabei Abstand brauche und von João brauche ich dabei weniger.

Ich habe mich gerade mit einem Sprache-Lernen-Hörbuch für Portugiesisch auf einem Sofa verschanzt als mein Freund hereinstürmt.

"Mach dich hübsch, ich habe ein Speedboat bestellt!" werde ich sofort aufgefordert. Da sich mir der tiefere Zusammenhang zwischen einem Speedboot und meinem Aussehen nicht sofort erschließt, frage ich nach: "Ein Speedboat, wofür?"
"Wir machen einen Ausflug nach St.-Tropez." lautet seine Antwort.
Ich soll mich also hübsch machen für Saint-Tropez und das Boot ist nur für den Weg dahin. Aber wozu brauchen wir dafür ein Boot? "Wir hätten doch mein Auto nehmen können?" stelle ich mehr fest als das ich frage.
"Hab kein Bock auf die ganzen Staus und da parken ist die Hölle!" erwidert João und wendet sich der Treppe zu.
Und ein Speedboat ist jetzt schneller? Ich mein warum dann nicht gleich...
"Warum nehmen wir nicht gleich einen Helikopter?" frage ich mit wirklich nur einem Hauch Sarkasmus in meiner Stimme.
Ein Hauch, den mein Geliebter offensichtlich überhört, denn er dreht sich auf der Treppe um und versichert mir allen Ernstes: "Mit denen habe ich schon heute morgen telefoniert, aber die können hier nirgends landen!"

Ab- und Anreise zum Domizil der Caxias mit Helikopter nicht möglich, ist notiert.

"Ja wenn das so ist, dann mache ich mich jetzt mal pretty." erwidere ich etwas lahm.
Ein wenig bin ich aber doch enttäuscht, dass hier kein Hubschrauber landen kann. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass in einer Beziehung mit João sicherlich noch genügend Gelegenheiten für einen Helikopterflug auftreten werden.

Falls meine vermaledeite Klasse jemals ein Klassentreffen macht, sollte ich João um einen Helikopter bitten! Diese Idee gefällt mir wirklich sehr.

Kaum habe ich mich hinreichend aufgebrezelt ist das Boot auch schon da. Wobei die Bezeichnung Boot für das Gefährt ein netter Euphemismus sind. Es sind fünf Sitze, ein Tank und ein 3000-PS-Antrieb um die man eine hydrodynamisch optimierte Verkleidung angebracht hat. Da das Mittelmeer doch auch ein paar Wellen aufweist sind mehr als 55 Knoten leider nicht machbar wie uns der Bootsführer bedauernd erklärt. Das Tempo reicht aber völlig aus um in einer Stunde in St.-Tropez anzulangen, eine Zeit, die zugegebenermaßen mit dem Auto selbst nachts legal nicht zu schaffen wäre.
Ich bin auch froh, dass es nicht schneller geht, denn die Schläge die der durch die Wellen pflügende Rumpf des Bootes direkt an meinen Körper weiterreicht, sind auch bei 55 Knoten schon heftig. Mit einem Boot auf dem Wasser herumzurasen wird definitiv keines meiner Hobbies.
Dennoch gelangen wir durchgerüttelt aber wohlbehalten in Saint-Tropez an. Nur das Herrichten der Haare hätte ich mir sparen können, denn die sehen jetzt so aus, als wäre ich frisch einem Hurrikan entstiegen.

Immerhin aber hat mein Lover im legendären Club 55 reserviert, ein Aushängeschild von Saint-Tropez. Was amüsant ist, denn eigentlich gehört der Pamplonne-Strand samt Club 55 zur Gemeinde Ramatuelle und garnicht zu Saint-Tropez. Aber wer kennt schon Ramatuelle, Saint-Tropez  hat eben mehr Klang, aber fast keinen Strand  und so "annektiert" man unter dem Klangvollen Namen halt die Strände der Nachbarorte.
Auf jeden Fall ist es nicht so einfach hier einen Tisch zu bekommen, wie Joao mir erzählt, auch weil der Inhaber für Prominente keine Ausnahmen macht, wer zuerst reserviert, bekommt auch zuerst einen Tisch. Die Einstellung macht mir den Laden sofort sympathisch. Nichtsdestotrotz ist der Club ein Magnet für Jetset, Haute Volée, Stars und Sternchen, Politiker und Wirtschaftsbosse.
Am Tisch neben uns hat sich so auch ein Öl-Scheich breitgemacht dessen Entourage von etwa einem Dutzend Leute zu meinem und Joãos Amusement nur aus gutaussehenden jungen Männern besteht. Das Trum von Yacht was in der Bucht vor Anker liegt scheint wohl seins zu sein wenn man das heftige Gestikulieren in diese Richtung richtig interpretiert.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt