#57 Tom & Joao: Flying Lobster

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Tom

"Ich bin verliebt
bin so verliebt,
ich weiß nicht wie mir geschah,
auf einmal war die Liebe da.

Ich bin verliebt
bin so verliebt,
das Wort klingt wie Melodie,
so glücklich war ich ja noch nie.

Was auch heut gescheh'n mag ist mir alles gleich,
ich weiß nur das eine und das macht mich reich:

Ich bin verliebt
bin so verliebt,
nie war das Glück mir so nah,
heut ist es da."

Mit einem glückselig-verstrahlten Dauerlächeln im Gesicht schwebe ich förmlich in der Villa der Caxias herum und trällere romantisch-schnulzige Operettenmelodien vor mich hin. Ich fühle mich als würde ich auf Wolken schweben, als wäre ich in einem Traum aus dem ich niemals wieder aufwachen will, denn Joao hat es mir gesagt.

Er liebt mich! Und er hat mit versprochen mich niemals mehr allein zu lassen!

Ich bin zweifelsohne der glücklichste Mensch auf Erden. So muss sich Cinderella gefühlt haben als der Prinz sie gefunden hat. Mein Leben taucht auf aus der Finsternis und tritt ins Licht einer strahlenden Zukunft an der Seite meines gutaussehenden, charmanten, sexy, intelligenten, liebevollen und erfolgreichen Lovers.

Cédric wirft mir amüsierte Blicke zu, aber er scheint sich ehrlich für mich zu freuen.
"Ich habe nach meinem Stern gegriffen und jetzt strahlt er für mich!" rufe ich ihm zu und er lacht.
"Aqueles que alcançam as estrelas podem cair fundo" sagt da plötzlich Ricardo hinter mir. Ich drehe mich um und schaue ihn fragend an. "Das ist ein brasilianisches Sprichwort" erklärt er mir. "Aha" erwidere ich, "und was bedeutet es?" Cicero taucht hinter Ricardo auf und übersetzt es: "Wer nach den Sternen greift, der kann tief stürzen."
Mit einem finsteren Blick mustere ich die beiden: "Gönnt ihr mir meine gute Laune nicht? Bin ich nicht gut genug für Joao?"
Erschrocken schauen die beiden mich an. "Nein, deine Bemerkung an Cèdric hat sich auf Joao bezogen?" will Ricardo überrascht wissen, "das war mir nicht klar, das tut mir leid!"
Cicero murmelt etwas zu Ricardo worauf der nochmals schuldbewusster guckt, dann kommt er zu mir und umarmt mich: "Wir freuen uns ganz ehrlich für Joao und dich." Dann grinst er: "Ich hätte nie gedacht, dass mal irgendwer Joao lieben kann. Und noch weniger hätte ich gedacht, dass ein Joao jemanden lieben kann!" Ricardo lächelt mich dabei verlegen an, dann fügt er hinzu: "Joao ist ein guter und loyaler Freund. Aber dass der mal Gefühle hat, darauf hätte ich nicht wetten wollen. Wir hatten die ganze Zeit echt Angst, dass er dir irgendwann ganz furchtbar weh tun wird." "Oh ja, das hatten wir" fällt Cicero ein, "denn dass du ihn sehr liebst, das war uns schon länger klar."
"War das so offensichtlich?" frage ich etwas verstört. "Du hast nie gesehen wie du ihn angeschaut hast" erwidert Cicero mir, "das war eindeutig."
"Du tust Joao gut" stellt Ricardo fest. "Und außerdem sind wir dann zu viert wenn wir was gemeinsam unternehmen. Das macht alles viel einfacher!" grinst er.
"Ihr wisst garnicht, was es mir bedeutet, dass ihr als seine Freunde mich mit so offenen Armen aufnehmt" sage ich und meine Stimme schwankt unter meinen Emotionen bedenklich.
Beide kommen auf mich zu und umarmen mich gemeinsam. Ohne Worte, aber die sind gerade auch ganz und garnicht nötig.

Das schrille Klingeln meines Telefons holt mich zurück auf den Boden und in die Realität. Wer bitte ruft mich um diese Uhrzeit an? Ein Blick aufs Display gibt Auskunft, es ist meine Mutter.
"Hallo Mama" nehme ich den Anruf an. Meine Mutter würde niemals anrufen wenn sie nicht irgendwas von mir will.
"Hallo Sohn!" begrüsst mich mein Mutter um dann gleich zur Sache zu kommen: "Kommst du zum Geburtstagskaffee deiner Schwester?" Stimmt, die älteste meiner drei jüngeren Schwestern hat ja am 11. August Geburtstag. "Nein, das ist eher unwahrscheinlich, dass ich es dahin schaffe" erwidere ich. "Warum, so weit ist dass doch nicht zu mir." insistiert meine Mutter natürlich. "Wie man es nimmt, Mama, im Moment sind das etwas über 1500 Kilometer, das würde ich schon als 'so weit' sehen." rechtfertige ich mich und ärgere mich gleichzeitig, dass ich mich schon wieder rechtfertige.
Die unvermeidliche Frage meiner Mutter kommt sofort: "Wo bist du denn?"
"Ich bin in Südfrankreich gerade" erwidere ich so als wenn das was ganz Selbstverständliches wäre, das klappt nur leider nicht, denn meine Mutter fragt sofort: "Allein?"
"Nein, mit jemandem der mir wichtig ist" lautet meine Antwort und das ist keine Antwort die eine Mutter befriedigt, also fragt meine sofort weiter: "Wer ist denn die Glückliche, kenne ich die?"
"Kennst du nicht" befriedige ich ihre Neugierde, "und er heißt Joao Pedro." Kurz ist es still, dann meint sie: "Ach, du bist mit einem Freund unterwegs." Es gibt doch nichts besseres als wenn man sich outet und die Familie rafft nicht was man ihr sagen will. "Ja genau, Mama" bestätige ich das was sie sehen will.
"Dann denk wenigstens daran deine Schwester anzurufen!" ermahnt mich meine Mutter. "Ja ich werde dran denken" versichere ich ihr.
"Viel Spaß in Frankreich und Tschüss!" verabschiedet sie sich. "Ciao, ciao Mama" erwidere ich, dann ist das Telefonat auch schon vorbei.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt