#142 Tom: Orient und Okzident

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Als das Schwarze wieder von meinen Augen weicht liege ich auf dem Rücken und Raschid schaut von oben auf mich herab mit einem leicht amüsierten Funkeln in seinen sichtbar geweiteten Pupillen.
"Sorry..." stammele ich, aber er lacht nur und meint dann: "Hey, dafür dass du nichts hattest, war das echt bemerkenswert..."
"Du bist also nicht enttäuscht?" hake ich dann nocheinmal nach.
Er lässt sich neben mich auf das Bett fallen und erwidert: "Eher überrascht. Ich habe noch nie so jemanden zwei Mal zum Kommen gebracht..."
"Es ist auch noch nie SO jemand drei Mal hintereinander in mir gekommen" stelle ich amüsiert fest, "ich hoffe nur, du willst in dem Bett nicht später noch schlafen..."
"Was, wieso?" fragt er ein wenig erstaunt.
"Na, zu meinen zwei Cumshots auf dem Laken sickern gerade deine drei aus mir dazu und dann ist das noch das Rosenöl..." kichere ich etwas verlegen.
"Guck mich an" lacht er, "denkst du ich werde heute Nacht überhaupt schlafen?"
Nein, so wie das Kokain einen durch deine riesigen Pupillen anspringt sicher nicht!
"Vielleicht noch mal mit mir?" erwidere ich lasziv.
Kurze Stille und dann höre ich ihn fragen: "Gehst du nicht irgendwann kaputt?"
"Möglich, aber ich muss morgen nicht unbedingt sitzen können" kontere ich.
"Oh, gut..." meint er und dann: "Ich würde es gerne nochmal tun und dabei in deine Augen schauen..."
"Kein Problem" sage ich. Vielleicht ist jetzt der Moment wo ich doch einmal eine Viagra probieren sollte denke ich.
"Ich will ja nicht schwächlich erscheinen" sage ich daraufhin, "aber ich glaube vor der nächsten Runde würde ich mich sehr gerne mit einer Viagra aufrüsten..."
"Ja klar, gute Idee..." meint Raschid und ist direkt begeistert.
"Meine allerdings ist in meinen Klamotten bei Fayed..." mache ich auf das Problem aufmerksam.
"Oh, nimmst du von mir eine..." meint der nur und deutet auf den Tisch wo neben dem Kokain auch die berühmten, blauen Pillen zu sehen sind.

Zu meiner Überraschung nimmt Raschid sich auch eine und reicht mir dann ein Glas Wasser mit dem ich meine runterspülen kann, bevor er es mir gleich tut.
Dann wendet er sich wieder an mich: "Wenn ich dich mitnehmen wollen würde, würdest du ja sagen?"
Erwartungsvoll und frei von jeder Belustigung schaut er mich an.
Zögernd antworte ich: "Wenn du der Herrscher wärst wie der Sultan von Oman, dann schon. Aber nachdem was man hier bei uns über deinen Vater so hört, hätte ich ehrlich gesagt Angst..."
Überrascht von meiner eigenen Courage, das so deutlich auszusprechen, schaue ich betreten von ihm weg.
Aber er scheint mir nicht böse zu sein, denn seine Stimme ist eher traurig als er erwidert: "...und das was man über meinen Vater so hört ist mae Allah nicht übertrieben..."
"Vielleicht solltest du dir ein Beispiel an Qabus vom Oman nehmen?"* schlage ich nicht ganz ernst gemeint vor.
"Mein Vater würde weder alleine dastehen noch sich in der Aufregung in den Fuß schießen" erwidert er ganz und gar unironisch auf meinen Vorschlag. "Außerdem bin ich nicht der einzige Sohn..."
"Immerhin hast du die Mittel und die Möglichkeiten Urlaub von dieser Heimat zu nehmen" versuche ich ihn zu trösten.
"Solange es der Emir nicht merkt..." seufzt er.
"Und du?" fragt er dann, "warum bist du heute hier?"
"Weil das Leben nicht so ist wie man sich das träumt" antworte ich lakonisch, "und weil Homophobie eines der erfolgreichsten Exportgüter Europas in der Kolonialzeit war..."
"Wohl wahr, bis zum Ende eures 19. Jahrhunderts hätte in meiner Welt niemand etwas dabei gefunden wenn ich dich begehrt hätte" sagt Raschid, "und wenn ich ein Liebesgedicht auf dich verfasst hätte, dann wäre ich damit absolut nicht negativ aufgefallen.  Aber womöglich berühmt geworden als Dichter so wie Abu Nuwas."
"Die unheilvolle Obsession des Westens von Richtig und Falsch" merke ich an aber Raschid widerspricht: "Es hat den Orient niemand gezwungen sich diese zu eigen zu machen..."

Meine Gedanken hängen allerdings immernoch beim Stichwort 'Gedicht' und so frage ich ihn: "Du kannst dichten?"
"Ein wenig" antwortet er, "mein Bruder Hamid kann das richtig gut, der hat sogar schon Poesie publiziert."
"Das ist... beeindruckend" staune ich.
"Er würde mich sofort als Erbprinzen stürzen wenn er die Möglichkeit dazu hätte" dämpft Raschid meine Begeisterung für seinen Bruder.
"Eine Familie in der man sich wohlfühlt" ätze ich, "aber davon gibt es leider nicht wenige..."
"Es klingt, als wenn du gerade an eine bestimmte Familie denkst?" fragt er nach.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt