#126 Tom & João: Am Amazonas

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Tom

Diese Nacht verbringen wir an einem Anleger der Stadt Óbidos.
Sie liegt an der engsten Stelle des Amazonas zwischen dem Atlantik und Manaus.
Wobei engste Stelle aus Sicht eines Europäers relativ ist.
Bei mittlerem Wasserstand ist der Fluß hier bescheidene zwei Kilometer breit und gerade mal 93 Meter tief.

Einfach weil es geht entscheiden wir uns zum Abendessen ein Restaurant in der Stadt aufzusuchen.
Direkt an der Uferpromenade gelegen ist das Tucuruvi auf das unsere Wahl fällt.
Wobei, es ist mehr eine überdachte Terrasse von ganz viel Grün umgeben von der man einen tollen Blick auf den Fluss hat.
Mehr als ein Schutz gegen Regen und Sonne ist bei dem hiesigen Klima aber auch nicht nötig.

Mehr als das Mesh-Crop-Top und die wirklich kurze Trainingsshorts die ich trage allerdings auch nicht.
Die Temperatur liegt auch am Abend noch bei 30 Grad.
Was den Aufenthalt in Óbidos aber besonders macht, ist die Tatsache, dass wir alle hier völlig Unbekannte sind und uns auch niemand mit dem schwimmenden Palast in Verbindung bringt, der am Flussufer angelegt hat.
Gut, bei vier Typen in Shorts und Tank- oder Croptops die mit Plastiklatschen durch die Gassen einer Stadt am Amazonas schlurfen denkt auch vermutlich niemand an Reichtum, Macht oder Prominenz.

Um das Ganze aber noch eine Spur absurder zu machen, identifiziert mich hier jeder als Gringo, also auch als denjenigen mit Geld.
Und so bin ich es, dem im Restaurant besondere Aufmerksamkeit zuteil wird.

"Here, people probably also think that golden hair stands for a lot of gold on the account." witzele ich.
"Oh mein Goldjunge, dann musst du uns aber alle einladen" spottet João zurück.
"Also bei den Preisen hier ist das kein Problem" erwidere ich lachend, "allerdings befürchte ich, dass die hier weder Kreditkarten noch Euros akzeptieren."
"Upps" kommt es bedröppelt von Ricardo, "hat irgendwer Bargeld dabei?"
Aufgeregt kramt mein Verlobter in seinen Taschen und befördert tatsächlich ein paar Scheine zum Vorschein. "190 Reais, nicht wirklich viel..." kommentiert er seinen Fund nach einem kurzen Blick.
"Ihr habt Geldscheine in Pink?" amüsiere ich mich.
Cicero hebt abschätzig eine Augenbraue und meint dann gönnerhaft: "Da die Elite mal wieder mit den naheliegensten Planungen überfordert ist, mache ich euch heute das Meowth und damit auch Zahltag."
João und Ricardo gucken verständnislos, Gawd unsere Männer sind so abgehoben dass sie nicht mal eine Anspielung auf Pokémon verstehen...
Ich verdrehe meine Augen um Cici zu zeigen, dass ich ihn verstanden habe, er zwinkert mir zu und dann meint er zu unseren Doms: "Oh ihr Blitzmerker, ich habe 1000 Reais in Cash dabei...."
"Dann sag das doch einfach" mault Ricardo.
Cicero und ich wechseln einen belustigten Blick, dann werfe ich ein: "Die Hitze scheint den Gentlemen nicht zu bekommen, ich kann nur hoffen, dass sie später wenigstens noch einen hochbekommen."
"Die...." meint João ein wenig fassungslos, "die machen sich über uns lustig!"
"Zwei Doms die nicht für ihre Subs sorgen können, tssss...." kichert Cicero.
"Aber..." empört sich Rico aber ich falle ihm ins Wort: "Nichts aber, ohne Cicero müssten wir jetzt Teller spülen für das Abendessen..."
"Das ist voll unfair...." mault João.
"Unfair wäre es, wenn ich jetzt deswegen die Nacht mit Cici verbringen würde" frotzele ich.
"Kitten!" knurrt João, aber ich ignoriere es und setze noch eines drauf: "Habt ihr eigentlich schon geklärt ob ihm noch eine mit mir zusteht?"
"Vorsicht Kitten, ganz dünnes Eis!" warnt mein Verlobter mich.
Mit ganz unschuldigen Kulleraugen schaue ich ihn an und meine nur: "Dass das Eis dünn ist bei den Temperaturen wundert mich nicht..."

Jetzt prustet Cicero los und auch Ricardo kann ein Lachen nur noch schwer unterdrücken.
"Na warte, wenn wir wieder auf der Yacht sind..." raunt João mir zu.
"Kann es kaum erwarten..." flüstere ich zurück.

Am Ende präsentiert die Bedienung aber mir voller Freude die Rechnung und weil sie so glücklich ist und sich mit ihren paar Brocken Englisch so bemüht hat, zahle ich dann auch mit dem Geld von Cicero.
Samt einem etwas überhöhtem Trinkgeld.
Dem Ruf der Gringos als wandelnde Geldautomaten darf schließlich nicht geschadet werden.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt