Tom
Sich auszusprechen hat dann geholfen. Die Gewissheit nicht nur ein Boy-Toy zu sein hat mir die nötige Sicherheit gegeben um mich unbekümmert Hals über Kopf in das Abenteuer namens 'Sommer mit Joao' zu stürzen.
Und so lerne ich nun das Leben kennen aus einer Perspektive von der ich nie in meinen kühnsten Träumen angenommen hätte, dass ich sie je innehaben werde. Okay, mit 9 Jahren wollte ich Diktator werden, aber davon jetzt mal abgesehen...
Immer wieder stelle ich fest, wie unterschiedlich, nein, sogar gegensätzlich Joao und ich sind. Er ist selbstbewußt bis geradezu frech, dominant und offensiv charmant. Ich bin unsicher bis ängstlich, eher nachgiebig und selten offensiv.
Und das zeigt sich gerade in diesem Moment wieder. Wir sind auf dem Weg nach Marseille um ins 'New Cancan', der angesagteste und älteste schwule Dance-Club der Stadt. Nach Marseille ist es ein Stück Weg, weswegen wir rechtzeitig aufgebrochen sind und meine Wenigkeit seinen BMW mit lauter Musik und Joao auf dem Beifahrersitz über die Autoroute A8 steuert. Entsprechend der Party die da heute Nacht stattfindet sind wir beide - spärlich - bekleidet. Genaugenommen tragen wir zwei knappe Shorts von PUMP! und Sneakers. Gerade haben wir die Mautstation von Capitou passiert und ich beschleunige wieder rasant auf mein übliches Reisetempo welches vielleicht ein kleines bisschen über dem Tempolimit liegt, da rauscht ein blau-neongelbes Motorad rechts an mir vorbei und der unschwer als Polizist erkennbare Fahrer bedeutet mir ihm zu folgen. "Mist, merde, fuck" fluche ich gleich mehrsprachig, aber was bleibt mir anderes übrig als ihm zu folgen. Er fährt nach rechts hinüber und lotst mich in die nächste Haltebucht die es in Frankreich auf den Autobahnen als Verbreiterung der Standspur gibt. Kaum bin ich zum Stehen gekommen, kommt er auch schon zu uns hergelaufen. Barsch befiehlt er mir den Motor auszustellen, ihm die Papiere zu geben und auszusteigen. "L'un devant le voiture, l'autre derrière!" (dt: Einer vor den Wagen, der andere dahinter!) herrscht er uns an und während ich, noch mit meinem Portmonee in der Hand, sofort nach vorne laufe, schlendert Joao gelassen grinsend nach hinten.
So stehen wir quasi in Badehosen an meinem Auto direkt neben den Fahrspuren der Autobahn, während der inzwischen fett grinsende Polizist meinen Wagen inspiziert. Und uns gleich mit. Und das mit einer Ruhe und Langsamkeit die mich überrascht. Dann kommt er auf mich zu und fragt ob ich mit einer Verwarnung wegen Überschreitung des Limits einverstanden bin. Ich bejahe es sofort und er verlangt 60 Euro die ich ihm umgehend aushändige und dafür eine Quittung bekomme. Dennoch dürfen wir nicht fahren, der Beamte schlendert weiter um meinen Wagen - und um uns. Während ich mich angesichts der weiteren Musterung meines Autos auf weitere Unannehmlichkeiten und Scheinchenverlust im Portmonee gedanklich vorbereite, scheint Joao den Eindruck zu haben, dass das Interesse des Polizisten mehr unseren Körpern als meiner Karosse gilt. Denn urplötzlich haut er im besten Französisch lautstark heraus: "Hey Tom, wie funktioniert das denn hier in Frankreich? Will er noch mehr Geld oder sollen wir ihm einen blasen?" Scheiße nein, Joao, wir sind tot, wir sind sowas von tot! Ich erstarre vor Schreck und Panik macht sich in mir breit. Als ich die Panik wieder runtergekämpft habe, traue ich mich wieder aufzusehen nur um einem leicht rosa angelaufenen Polizisten vor mir zu sehen, der mir grinsend meine Papiere hinhält. "Wo gehts denn hin?" fragt er mich, ich stottere nur "Da..da..dans New Cancan..." "Dann weiß ich ja wo ich heute Abend hin muss..." lacht er und wünscht noch "Bonne route!" bevor er sich auf sein Motorrad schwingt und davonfährt.
"Oh my god Joao, wie kannst du nur? Denke doch mal an meine Nerven!" kreische ich, doch der bekommt sich vor Lachen kaum mehr ein. Der macht sich doch über mich lustig! Eingeschnappt setze ich mich zurück in das Auto und Joao folgt mir, kaum das er drinne sitzt stichelt er aber gleich los: "God you're such a scaredy-cat!"
Ich bin also ein Angsthase? Ja hinter mir stehen nicht Milliarden, ein Heer von Anwälten und mein Vater wenn ich Scheiße baue. Bei mir tanzt auch nicht der Konsul meiner Heimat binnen Stunden an, wenn die Bullerei mich mitnimmt. In meiner Familie wird auch nicht das Bewußtsein, dass das so ist seit Jahrhunderten weitergegeben.
Aber ich sage nichts und steuere den Wagen mit deutlich gesunkener Laune zurück auf die Autoroute.
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Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)
RomanceDAS IST DIE ZENSIERTE, AN DIE RICHTLINIEN ANGEPASSTE VERSION, D.H. EINIGE KAPITEL FEHLEN, bzw. Teile einiger Kapitel (die unzensierte Version überarbeitete Version gibt es auf Storyban) Nach einem schweren Schicksalschlag beschliesst Tom keinerlei...