#59 Tom: The Legend of Ricero

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Der Flug Nizza - Lissabon - Sao Paulo war trotz Business Class ein wenig anstrengend. Aber wir sind wohlbehalten gelandet und zu meiner Überraschung sind Ricardo und Cicero am Flughafen um uns abzuholen.

Ricardo verfrachtet uns samt unserem Gepäck in einen großen Geländewagen von Mercedes, dann machen wir uns auf den Weg, Ricardo am Steuer, João neben ihm und Cicero nebst meiner Wenigkeit hinten.

"Wir schlafen erstmal eine Nacht bei Rico" erklärt Joao mir, "bei mir ist der Kühlschrank leer und auch sonst..."
"Also ich mag Ricero" verkünde ich grinsend, "das macht mir nichts aus.
"Wir mögen auch Joto" lacht Cicero mir entgegen.
"Na dann sind wir ja alle glücklich" grient Ricardo.

Auf einer mehrspurigen Autobahn bewegen wir uns im dichten Verkehr voran während an meinem Fenster Slums, Wohnsiedlungen, Grünflächen und Industriegebiete langsam vorbeiziehen.
Ein mit zwei jungen Männern besetztes Motorrad erregt plötzlich meine Aufmerksamkeit. Es fährt genau neben uns und der Beifahrer fuchtelt die ganze Zeit mit einem metallisch glänzenden Gegenstand herum.
"Was ist denn mit denen?" frage ich dann.
Ricardo schnaubt nur abfällig und meint dann seelenruhig: "Die wollen uns ausrauben und möchten mich mit der Pistole zum Anhalten bringen."
Bitte was? Ich muss wohl sichtlich blass werden, denn Ricardo meint beruhigend: "Das ist ein Mercedes G Guard B7, da können die mit ihrem Spielzeug garnichts..." "It's an armored car" whispert Cicero mir zu.

"Dann werden wir denen mal eine Lektion erteilen" erklärt Ricardo. Er bremst stark ab und das Motorad zieht an uns vorbei um dann vor uns einzuscheren. Es wird langsamer und der Sozius dreht sich um und zielt mit der Waffe auf uns.
Dass das allerdings ein Fehler war wird mir klar, als der Motor in Ricardos Panzerwagen aufbrüllt. Erstaunlich behände schiebt das schwere Gefährt sich vorwärts, der Sozius scheint seine Waffe abzufeuern, aber da der Fahrer in dem Moment wohl realisiert was da auf ihn zukommt und zu beschleunigen versucht, geht der Schuss ins Leere.
Sekunden später erwischt der Koloss von Geländewagen das Motorrad.
Um uns herum ist es leer geworden, die anderen Fahrzeuglenker haben wohl ebenfalls realisiert was hier gerade passiert.
Sofort gerät das Motorad ins Schlingern, dann kippt es nach rechts weg, der Sozius bleibt mit dem Bein am Asphalt hängen und wird herunter gerissen, kurz noch einmal richtet sich das Bike auf, dann kippt es samt Fahrer zu Seite weg und begräbt diesen halb unter sich auf der Standspur.
Ricardo bremst scharf und bringt den schweren Wagen auf der Höhe des Sozius zu stehen. Ricardo und Joao springen aus dem Auto, gefolgt von Cicero und eilen zu dem Beifahrer, ich folge in einigem Abstand. Der Typ hält immernoch seine Waffe umklammert, hat aber mindestens ein gebrochenes Bein, blutet ordentlich und wimmert vor Schmerzen.
Entschlossen tritt João ihm auf die Hand, so dass er die Pistole fallen lässt und gepeinigt aufheult. Indessen greift Ricardo nach der Waffe und richtet sie auf den Typ. Der fängt sofort an zu lamentieren, ich verstehe zwar nichts, vermute aber, dass er um sein Leben bettelt. Da tritt Cicero zu Ricardo und sagt ihm etwas, das Ricardo veranlasst die Waffe zu senken.
Joao greift zu seinem Smartphone und telefoniert, vermutlich ruft er die Polizei.
Dann greift er sich mit Cicero den weiterhin wimmernden Möchtegern-Pistolero und zerrt ihn ebenfalls auf den Standstreifen.
"Alle einsteigen, es geht weiter!" ruft er dann. Wir besteigen erneut Ricos Wagen, dieser legt die Pistole in das Handschuhfach und wir verlassen den Ort des Geschehens.

"Lassen wir die da jetzt einfach liegen?" frage ich völlig baff.
"Ich habe die Polizei gerufen, die wird sich kümmern. Wenn sie Glück haben finden ihre eigenen Leute sie vor den Bullen" erklärt mir João, als wenn das alles ganz normal wäre.

"Und hier fährst du in einem Cabrio herum?" will ich immernoch entgeistert von João wissen.
"Jeder hier weiß, dass Joãos Familie ganze Stadtteile platt machen würde wenn João was passiert" versucht mich Ricardo zu beruhigen.
Eingeebnete Häuser machen ihn dann aber auch nicht wieder lebendig.
"Bei mir ist das wirklich was anderes!" mischt João sich ein.
"Das will ich hoffen!" entgegne ich ihm, bin aber alles andere als überzeugt.

Wer nach den Sternen greift.... (zensierte Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt