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Ich sitze im Rollstuhl, da ich mich nicht zu fest bewegen darf. Ich darf nun nach Hause gehen, jedoch mich nicht mehr als nötig anstrengen.
Die Behandlung dauert zwar noch an, aber wir machen schon gute Fortschritte. Ich muss zum Glück keine Therapie machen, da es bei mir mir nichts nützen würde.

"Bereit?", lächelt Jorge mich an. Ich nicke. Er schiebt mich aus dem Krankenhaus.
Und dann verschlägt es mir den Atem. Gefühlte hunderte von Fans stehen draussen mit Plakaten. Zum Beispiel mit 'Gute Besserung', 'Wir sind für dich da' und solche Sachen.
Ich fange an zu weinen. Ich halte manchmal an und gebe Autogramme und mache Fotos.
Als wir ein Stück weiter gehen, flüstert Jorge in mein Ohr: "Wir lieben dich alle, Tini."
Ich lächle, drehe mich um und küsse ihn lange. Das Geschrei wird lauter und ich höre auch 'Jortini'.
Dann sehe ich ein kleines Mädchen, dass ein Autogramm von mir will. Während ich unterschreibe sagt sie: "Meine Mamà sagte du hast Krebs. Ich weiss nicht genau was das ist, aber ich hoffe es geht dir bald wieder gut." Mir kommen wieder Tränen und ich lächle sie an. "Ich verspreche dir, dass ich bald wieder auf den Beinen bin, kleine Prinzessin." Ich gebe ihr eine Umarmung.

Nun sind wir zu Hause. Jorge besteht darauf, dass ich mich im Bett ausruhe und nicht zu viel aufstehe.
Das ist halt Jorge. Fürsorglich. Zu fürsorglich. Aber dafür liebe ich ihn auch.
"Mir ist laaaaangweilig", sage ich, weil ich nun schon seit Stunden im Bett liege.
"Gehen wir spazieren?", frage ich Jorge. Doch er guckt mich nur an. "Du machst mir Angst. Na los. Ich kann laufen. Ich bin schon seit Wochen in diesem Bett oder im Rollstuhl."
"Na gut." Er steht auf und hilft mir auf.

Draussen hacke ich bei ihm ein und wir fangen an zu laufen. Wie sehr ich den Sommer liebe. Wir laufen am See entlang.
"Jorge", fange ich an. "Ja, Mi Amor?"
"Hast du schon mal über unser Kind nachgedacht?"
Er guckt traurig auf den Boden.
"Die ganze Zeit."
"Ich auch... Was ging dir durch den Kopf?", frage ich ihn.
"Ich finde es traurig, dass wir es verloren haben. Aber auch ging mir durch den Kopf..." Er atmet tief ein und aus. "Tini... Eh... Hast du dir schon mal überlegt nochmal schwanger zu werden? Also ich meine nicht jetzt, sondern irgendwann."
Ich halte bei einem Bänklein an. Lange sage ich nichts und setze mich hin. Er setzt sich neben mich und legt eine Hand auf mein Bein.
"Darüber habe ich auch nachgedacht." Ich wische meine Tränen weg. "Es ist so... Das mit unserem Baby war krass. Es war traurig. Und das alles weil ich einen Tumor habe. Oder hatte. Aber der Tumor ist weg und die Vergangenheit hindert mich nicht daran eine wundervolle Familie mit dir zu gründen." Wieder wische ich mir meine Tränen weg. Jetzt lächle ich.
"Ich liebe dich so sehr."
Er lächelt. "Ich liebe dich noch mehr."
Ich packe ihn sanft am Kragen und ziehe ihn zu mir. Zuerst lächeln wir uns an, dann küssen wir uns.
Plötzlich zerstört jemand unseren schönen Moment mit einem Räuspern.
Ich drehe mich um und frage entsetzt: "Was machst du denn hier?"

Jortini - Is it meant to be?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt