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Bevor ich ihm ins Gesicht schaue, weiss ich wer es ist. Denn das hat er mir schon einmal gesagt. Zwar nicht die gleiche Situation, aber mit dem gleichen Tonfall.
Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter, während ich mich an ihn erinnere.
"Ruggero", seufze ich und gucke ihn an.
"Tini.. Könntest du mal runter von Justin und zu mir kommen?", fragt er. "Krisenbesprechung."
"Bin schon weg", sagt Justin, hilft mir von ihm und geht dann in sein Zimmer.
"Rugge, ich habe keine Lust auf eine Moralpredigt", seufze ich.
Er lacht. "Schön, dass du dich an mich erinnerst. Aber jetzt mal ehrlich. Warum tust du das?"
Gerade als ich ihn anschreien will, halte ich meinen Mund. "Ich.. Ich weiss es nicht. Keine Ahnung. Justin liebt mich noch nicht einmal und ich mache mich so blöd an ihn ran. Wo ist die Rückspultaste?", frage ich verzweifelt.
"Das lässt sich nun nicht mehr ändern. Guck lieber, dass das Ende des Filmes gut ist."
Ich weiss genau was er damit meint. Deswegen sage ich: "Sag Justin, dass mir alles leid tut. Ich muss sofort gehen."
"Was hast du vor?", ruft Rugge mir nach, als ich mir meine gelbe Regenjacke anziehe.
"Ich sorge dafür, dass das Ende des Filmes gut ist", rufe ich zurück. Ich renne in den Regen und merke nach 10 Minuten, dass ich mich hier gar nicht auskenne. Nicht mehr.
Boah, muss denn immer alles schieflaufen?
Ich sehe nichts, es regnet so stark. Blöde Mainächte!
Ich renne zu einem Park.. Na ja soweit ich es erkennen kann. Na toll, weit und breit niemand. Ich renne weiter, als ich plötzlich ausrutsche und auf meinen Rücken falle. Und jetzt gewittert es noch wie dumm. Echt jetzt?!Ich sehe von Weitem auch jemand mit einem gelben Regenmantel, der in meine Richtung rennt. Mühsam stehe ich auf und atme tief ein und aus. Langsam macht mir dieser Fremder Angst. Also laufe ich wieder los. Was sich als Fehler erweist, da ich wieder ausrutsche. Doch plötzlich halten mich zwei Arme und der Zusammenstoss mit dem Boden bleibt mir erspart.
"Geht es Ihnen gut?", fragt mich ein Mann, als ich stirnrunzelnd aufstehe.
"Ja danke." Ich drehe mich zu ihm um und sehe in zwei grün-braune Augen. "Jorge?"
"Tini?"
Ich breche in Tränen aus und umarme ihn. Er seufzt erleichtert in mein Ohr und erwidert die Umarmung.
"Tini, warum weinst du?", fragt er besorgt. Er hebt mich plötzlich hoch und geht unter eine kleine Hütte.
"Weil ich blöd bin. Weil ich dich nicht verdient habe. Weil ich dich liebe und es nicht bemerke. Weil ich will, dass du mich küsst. Jetzt." Seine sanften Augen gucken in meine. "Was machst du überhaupt hier?", frage ich ihn.
"Das ist nicht wichtig. Meine Prinzessin will geküsst werden, also wird sie das auch", sagt er, kommt einen Schritt auf mich zu und zieht mich an sich. Endlich berühren sich unsere Lippen. Ich fahre mit meiner Hand durch seine nassen Haare und vergesse die Welt um mich. Jetzt gelten nur er und ich.
Die Kälte wird zu Wärme. Der Regen wird zur Sonne. Die dunklen Wolken verschwinden. Die Tränen im Gesicht verschwinden und ein Lächeln kommt. Erst als wir uns lösen, ist alles wie vorher.
Doch jetzt bin ich glücklich darüber.
"Jorge. Bitte hilf mir", flehe ich ihn an. "Wobei denn, Mi Amor?", fragt er und streicht über meine Wange.
"Ich will mein altes Leben zurück. Ich will eines Tages in deinen Armen sterben. Aber nur wenn ich daran denken kann, wie ich dich kennengelernt habe, wie unser erster Kuss war und so weiter. Vorher werde ich nicht glücklich sterben", sage ich.
"Komm mit", flüstert er in mein Ohr.

Jortini - Is it meant to be?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt