91

1.9K 125 26
                                    

Jorge
Ihre Träne ist Antwort genug. Doch gerade als ich wieder fragen will, sagt sie:
"Nein. Doch, wenn man es theoretisch sieht."
"Sehen wir es einmal theoretisch." Ich habe Angst jetzt zusammenzubrechen. Was ich nicht merke, mir fällt eine Träne runter.
"Bitte weine nicht", weint sie selber. Ich schliesse meine Augen und atme tief ein.
"Bitte lass mich reden. Ich erzähle dir alles. Weine bitte nicht."
Justin hört gespannt zu.
Ich nicke und gucke auf den Boden. Mein Herz zerspringt in millionen Splitter.
"Es war, als du high warst. Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen. Es war ein One-Night-Stand. Eigentlich habe ich dich nicht betrogen, da du mich auch betrogen hast. Aber theoretisch habe ich dich betrogen, da wir verheiratet waren damals."
Ich gucke auf, in ihr verzweifeltes Gesicht.
"Martina, wer war es?", frage ich. Der Gedanke, dass sie mit einem anderen geschlafen hat, macht mich mehr wütend als verletzt.
"Das kann ich nicht sagen. Du magst ihn sehr. Ich kann das euch beiden nicht antun", seufzt sie.
"War es Justin?"
Er hebt unschuldig die Arme hoch. "Alter, nein. Ich habe mir vielleicht den Fuss gebrochen um herauszufinden was da vor sich ging."
Ich drehe meinen Kopf wieder zu Tini.
"Nein, er war es nicht."
Lange bleibt es still. Ich bin überfordert mit dieser Situation. Ich weiss wirklich nicht was sagen oder tun. Ich muss wissen wer mit meiner Tini geschlafen hat.
"Tini, wer war es?", sage ich nun aufgebracht.
Sie guckt mich an und ihre Augen funkeln. "Ich kann es nicht sagen!"
Nun reisst mein Geduldsfaden. "Ich muss es wissen!", rufe ich. Sie guckt auf den Boden. "Schau mich an!", schreie ich. Geschockt guckt sie mich an. "Ich sage es dir nicht Jorge", flüstert sie.
Ich merke, dass sie dieser Kommentar verletzt hat.
Ich weiss immer noch nicht was ich tun soll. Soll ich wütend sein? Soll ich traurig sein? Soll ich ihr verzeihen?
Doch dann werde ich schwach und lasse mich auf den Boden sinken. "Ich dachte immer du bist die Vernünftige. Gerade in dieser Zeit."
Eigentlich müsste ich ihr verzeihen. Nachdem was ich ihr angetan habe. Aber das ist etwas anderes. Ich gucke auf ihren Bauch. Ich bin überfordert. Was soll ich tun? Ich liebe sie doch.
"Ich will nur wissen wer es war."
Doch gerade dann, wenn ich daran denke, fällt mir ein wie viel Spass sie doch mit diesem Mann hatte.
"Du wirst ihn umbringen. Das kann ich mir nicht leisten."
Mir fliesst eine Träne runter. Dann fange ich an zu weinen.
"Du kannst mir das nicht antun, Tini."
Erst jetzt spüre ich den Schmerz.
"Leider habe ich es schon getan", weint auch sie. Ich stehe auf und komme ihr sehr nahe. Wie ich bemerkt habe, ist Justin nicht mehr hier.
"Was willst du tun Jorge? Mich schlagen wirst du nicht."
Erst jetzt gucke ich meine Hand an. Was zum Teufel probiere ich?
"Du willst mich entweder küssen oder du willst gehen und nicht mehr kommen. Ich kenne deine Gedanken." Sie spricht leise. Ich komme ihr näher, gerade als sich unsere Lippen berühren, weiche ich zurück und wende mich zum Gehen.
"Es tut mir leid, Tini."
"Nein, Jorge. Mir tut es leid."
Ich gucke in ihre schmerzerfüllten Augen.
Dann drehe ich mich um und gehe aus den Raum.
Was mache ich jetzt? Ich möchte mich umdrehen, Tini umarmen, küssen und ihr alles verzeihen.
Andererseits will ich raus hier, schreien und weinen.
Mein Herz schmerzt gerade so, wenn ich sie mit einem guten Freund im Bett vorstelle. Andererseits habe ich das mehrmals getan.
"Na gut", höre ich eine Stimme sagen.
Sofort drehe ich mich zu Tini um. "Ich sage dir wer es war. Aber versprich mir, du redest zuerst mit mir darüber und bringst ihn nicht gleich um."
Ich nicke stumm. Als sie sagt wer es war, stockt mir der Atem.

Jortini - Is it meant to be?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt