Kapitel 116

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Ariana Grande, Justin Bieber - Stuck With U

Ardans Werte haben sich verbessert. Es geht ihm besser! Ardan wird es wieder gut gehen. Ich kann es selbst nicht glauben. Er wird aus dem künstlichen Koma geholt die nächsten Tage. Ich kann es nicht fassen! Das Einzige, was mich traurig macht, ist der Fakt, dass wir ihn nicht besuchen dürfen, solange er nicht komplett stabil ist. Er darf aber endlich wieder erwachen. Heute wird schon die Dosis des Narkosemittels runtergesetzt. Ich kann es nicht glauben. Ich weine vor Freude! Meine Nachrichten an meine Freunde sind voller Fehler, aber sie verstehen es trotzdem und fiebern mit mir. Wir warten nur darauf, ihn endlich sehen zu dürfen. Hoffentlich kann er uns antworten. Ein Samstag kann gar nicht besser laufen. Mama hat die letzten Tage für Ardan durchgemacht und ist vorerst befreit, hat aber immer ihren Pager bereit für den Fall der Fälle, der hoffentlich nicht eintritt. Elif hat sie zum Essen eingeladen, als Dank für die ganze Mühe. Das ist echt aufregend. Sie hat die ganze Familie eingeladen, aber ... "Ich weiß nicht, ob dein Vater mitkommen wird", seufzt Mama. Oje. "Aber wieso?", frage ich verständnislos. Wieso möchte Baba nicht mit? Was hat er gegen sie? Hat er was gegen Ardan? Das ist unmöglich. Ardan kann man nur lieben. Er ist der Musterschwiegersohn, wenn man mal sein schamloses Fragen, ob er Sex mit der Tochter seiner Ärztin und Lebensretterin haben darf, weglässt. Baba darf das niemals erfahren. Niemals. Sonst herrscht wieder Lebensgefahr und ich kann und will das kein weiteres Mal durchmachen.

"Cana, Maus. Wir waren Idioten während der Schulzeit und vor allem dein Vater." Mama schüttelt seufzend ihren Kopf. "Ich kann und werde nicht genau sagen, was passiert ist, weil ich mich bis heute dafür schäme und mich frage, wie dumm ich sein konnte-," "Aber was ist denn passiert?" War es was Schlimmes? Wer war schuld? "Es waren multiple Dinge. Es gab einige Fehler, die gemacht wurden und die wir gemacht haben. Wäre ich nicht damals schon in deinen Vater vernarrt gewesen, ohne es gewusst zu haben, hätte ich mich sicherlich besser durchgesetzt, außer das kurze Verteidigen am Anfang." Ich habe absolut keine Ahnung, wovon Mama redet, aber ich bemerke daran, dass sie auf dem Fahrersitzt herumrutscht, dass es ihr immer noch Gewissensbisse macht. "Es ist ja endlich vorbei, aber dein Vater ist sturer und nachtragender als ich eingeschätzt habe. Schlimmer als ich sogar!" Sie lacht fassungslos auf. "Ich sage mal so: dein Vater und Cihan haben seit der Jugend einige ... Diskrepanzen. Elif und ich hatten auch unsere Diskrepanzen und auch Cihan und ich hatten unsere Diskrepanzen auf der Schule, obwohl wir Kindheitsfreunde sind." Sie schmunzelt kopfschüttelnd. "Ich verstehe gar nicht, wieso Can ausgerechnet bis heute noch den Groll hegt, wenn er doch ... obwohl." Sie summt jetzt nachdenklich. "Okay, bei dem, was Cihan ein- oder zweimal abgezogen hat, kann ich verstehen, wieso er ihn nicht mag, aber ich habe es doch verziehen und ... ach." Mama winkt ab. "Das ist zu kompliziert und gehört der Vergangenheit an. Wichtig ist, dass es bei euch nicht so ist." Ich habe absolut keine Ahnung, was in ihrer Jugend passiert ist. Nur, dass Baba bis heute nicht vergeben und vergessen kann.

Das beunruhigt mich mehr als es sollte, denn Mama würde niemals zulassen, dass mir der Wunsch der Heirat verwehrt wird. "Wann können wir ein Xeftan für mich schneidern?" "Meine Mutter will sogar wieder nach Zaxo, also kann ich ihr direkt Bescheid geben. Welche Farben hättest du gerne?" "Rot und grün." Rot für die Hennafeier und grün für die islamische Vermählung. Ich will seine Augenfarbe als Kleid. Mama lächelt. "Können wir heute auch mal einige Ringe anschauen?" Und schon wirkt sie überrascht. "Ach, deshalb ein rotes Xeftan?" Ich nicke schüchtern. Ich will heiraten. "Ach so ... oje", seufzt sie schmunzelnd. "Was?", murmele ich. Mich schüchtert keiner so schnell ein wie meine eigene Mutter, obwohl sie nur lächelt. "Nichts, Süße. Ich muss mich nur daran gewöhnen, dass mein kleines Baby so schnell heiraten möchte. Du bist nicht einmal 18." "Muss ich ja nicht für die islamische Vermählung. Die große Hochzeit kann ja sowieso nach dem Abitur stattfinden. Ich will es jetzt schon einmal besiegeln, damit ich nicht noch mehr Sünden mache." Das Schmunzeln auf ihren roten Lippen wird sanfter. "Du hast recht. Wenn ich mir dich anschaue, bereue ich es, nicht auch so gehandelt zu haben. Als ich mit deinem Vater zusammenkam, habe ich meinen Glauben viel weniger gepflegt. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen. Ich finde es schön, dass du so denkst. Ich wünsche mir nur, dass du nicht deinen Glauben vernachlässigst, auch wenn du jetzt Zina begangen hast." Ihre Hand greift nach meiner, drückt sie und küsst sie einmal. Mama atmet tief durch und fängt an, schneller zu blinzeln.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt