Starley - Call On Me
"Du hast ... Moment, mit der Schere?" Baba ist komplett verdutzt und weiß echt nicht, was er sagen soll. Ahnungslos reibt er sich die Hände und schaut zu Mama. "Willst du nicht auch etwas dazu beitragen?", fragt er sie. Ich schaue zu Mama, die mich grinsend ansieht und mir lobend durch meine Haare wuschelt. "Das hast du sehr gut gemacht, meine Tochter. Da sehe ich meine und die Gene deines Vaters in dir." Mama lacht und drückt mich an sich. "Das Lustige ist, dass ich die Mutter verprügelt habe und jetzt meine Tochter auf ihre Tochter losgeht." Was? Wie? Ich schaue Mama mit großen Augen an, die stolz grinst. "Ja, die Mutter ist nicht ohne. Und das mit dem Attackieren mit einem scharfen Gegenstand, weil ich beleidigt wurde, weckt Nostalgie ... makabere Nostalgie, nicht wahr, Can?" Ich schaue fragend zu Baba, der sich seufzend über seine Stirn fährt. "Da hat jemand einen großen Beschützerinstinkt", gibt Mama in einer kindlichen Tonlage von sich und drückt mich fest. Ich bin froh, dass ich keinen Ärger von den beiden bekommen habe. Mit ihren Reaktionen hätte ich aber niemals gerechnet: Baba ist komplett sprachlos und weiß nicht, wie er reagieren und antworten soll und Mama ist ganz aus dem Häuschen. So kenne ich beide nicht. "Also ... also mit der Schere hast du ihr Oberteil aufgeschnitten und dann ... ihren BH?" Baba kratzt sich die Schläfe und blinzelt oft. Schüchtern nicke ich. "Aber wieso denn der BH?" Oh Mann, das kann ich ihm doch nicht sagen. Ich schaue Mama an und drücke mich an sie.
"Die Tochter hat meine Tochter beleidigt, das reicht schon." Baba stottert überfordert und seufzt dann. "Ich rufe dann vorsichtshalber Shevin an", gibt er am Ende leise von sich und nimmt sich sein Handy, um meine Tante anzurufen. "Ach, dazu wird es nicht kommen, Can." Baba murrt nur. "Das hast du toll gemacht, mein Schatz", lobt Mama mich. "Du bist mir wirklich nicht sauer?" Mama schnalzt mit ihrer Zunge. "Du hast dich nur gewehrt. Dieses Miststück hat mehr verdient." "Woher kennst du die Mutter?", flüstere ich. Mamas Mundwinkel zucken belustigt. "Erzähle ich dir gleich." Sie krault meinen Kopf und meinen Rücken. Heute wurde die ganze Zeit nur über die Auseinandersetzung geredet und all meine Lehrer haben mich schockiert und vorsichtig angeschaut. Als ob ich die Lehrer oder das Miststück jetzt absteche. Genervt verdrehe ich meine Augen. "Ja, damit du Bescheid weißt. Falls etwas passiert, lasse ich es dich wissen." Baba verabschiedet sich von meiner Tante und schaut mich wieder an. Ich weiß nicht wieso, aber ich muss lachen. "Du bist eine Hexe, genau wie deine Mutter." Und schon lacht Mama boshaft auf und drückt mich ganz fest. "Tu nicht so, als ob du ein Pazifist bist, Ehemann." "Als ob ich bei dir ruhig bleibe." "Na siehst du? Dann gehörst du auch zu den Hexen." Ich schmunzele. Baba scheint immer noch überfordert zu sein. "Ich hätte einfach niemals damit gerechnet, dass meine einzige Tochter so aggressiv handeln kann und dann noch mit einer Schere. Die wollen sicherlich Schadensersatz." "Ach, ich schmeiße die mit Geld ab. Bin ja arrogant und abgehoben genug dafür - und reich." Mama drückt mich wieder an sich und setzt mich auf ihren Schoß.
"Aber ihr seid auch wirklich nicht sauer?" Mama verneint es und Baba schüttelt seinen Kopf. "Du hast dich gewehrt, was gut war. Ich hätte auch zugeschlagen. Mobbing ist nicht gut." Er seufzt und fährt sich über sein Gesicht. "Das wollte ich doch verhindern." "Can", setzt Mama sanft an. Baba steht auf und läuft ins Arbeitszimmer. Jetzt seufzt Mama. "Was hat er?", will ich besorgt wissen. "Dein Vater ist sehr sensibel, was Mobbing angeht. Er hatte schon immer Angst, dass seine Kinder davon betroffen werden. Er liebt euch wirklich sehr." Oh Mann, das macht mich schon sensibel. "Aber mir geht es doch gut." "Aber auch du hast einige Tränen verloren. Wir kümmern uns schon drum, okay?" Ich nicke und schmiege mich an sie. "Erzählst du mir jetzt, woher du die Mutter kennst?" Mama lacht kurz. "Wir waren auf derselben Schule. An meinem ersten Tag habe ich sie schon angepöbelt, weil sie so dämlich war. Damals war dein Vater mit ihr." Wir verziehen beide angeekelt das Gesicht. "Jedenfalls mochten wir uns überhaupt nicht und auf unserer Fahrt nach Berlin gab es dann eine kleine Kloppe, weil dieses Miststück einen Typen geholt hat, der mich küssen sollte. Dein Vater hat direkt eingegriffen und als ich es erfahren habe, habe ich sie angegriffen. Sie hat es verdient." Dann hat Didem wohl vieles von ihrer Mutter ... und dann will sie meine Mutter schlechtreden?! Verbitterte Menschen. "Hat Herr Barndt noch etwas gesagt?" Sie verneint es. "Morgen kannst du auch zur Schule, mach dir keine Sorgen." Ich nicke. Ob ich ihr sagen sollte, dass ich die ersten beiden geschwänzt habe? Ich brauche ja ihre Unterschrift für die Entschuldigung.

DU LIEST GERADE
Herzensdieb
RomanceSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...