Kapitel 111

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Amaal - Heaven

"Roxy, nicht!" Ardan greift nach ihrer neugierigen Zunge, die nach der angezündeten Kerze auf der Hundetorte schnellen will. Ich habe mir extrem viel Mühe gegeben, habe Roxy vorerst mit den verschiedensten Versionen verwöhnt, um ihr dann die leckersten Sorten zu einem zu fusionieren. Wahrscheinlich schmeckt er besser als er aussieht, denn sie kann es gar nicht abwarten, den kleinen Turm zu zerstören. Roxy ist offiziell Ardans Assistenzhündin. Statt Heiligabend zu feiern, beschließen wir, dass wir am 24. Dezember immer den Abschluss der goldigen Retterin und Beschützerin feiern, die ganz aufgeregt auf Ardans Schoß sitzt und ihre Route gegen meinen Oberschenkel schnellen lässt. "Noch ein Foto und dann darf Roxy essen", verspricht Ardans Mutter, die gar nicht aufhören möchte, alles aufzunehmen. Ihre untere Augenpartie glänzt noch von den weggewischten Tränen. "Ihr seht einfach so schön aus. Ich fühle mich heute besonders stolz auf meine drei kleinen Babys." Der Vater lacht und auch wir stimmen in das Gelächter ein. Bis heute ist es mir nicht gelungen, die beiden beim Vornamen anzusprechen. Ich weiß nicht wieso, aber ich finde es irgendwie unhöflich, obwohl sie es mir mehrmals angeboten haben. Das ist noch eine Sache der Gewöhnung für mich. "Cana, setz dich bitte. Roxy soll genau mittig sein. Wie euer eigenes Kind", murmelt sie am Ende grinsend. Ouh, oje. Roxy ist unser Kind. Ich schaue verlegen zu Ardan, der mich schon wissend angrinst und kneife ihm heimlich in die Seite.

Seitdem Ardan frühzeitig aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hat sich sein Zustand verbessert. Es dauerte zwar, bis er sich an das Gewicht des transportablen Excors gewöhnen konnte, aber jetzt sieht er es als gutes, tägliches Cardio-Training an. Apropos Training: Ardan ist wieder ins Fitnessstudio gegangen. Er darf zwar keine schweren Gewichte heben, aber dafür hat er mehr Wert auf die Definition seiner Muskeln gelegt und ja, seine Bauchmuskeln sind um einiges deutlicher zu erkennen. Ganz zu meiner Begeisterung. Sobald er zu Hause angekommen ist und geduscht hat, wollte ich sofort Bilder seines Oberkörpers. Anfangs war Ardan extrem zögerlich. Es war ihm unangenehm und es ist jetzt immer noch so, dass er mir seinen Oberkörper nicht zeigen möchte, weil ihn die Schläuche im Brustkorb stören. Deshalb kriege ich Bilder nur in gewissen Winkeln geschickt. Aber das reicht mir, um ihn mit Komplimenten vollzuladen. Die Matheklausur war gut. Ich will nicht zu groß reden, aber viele meiner Lösungen stimmten mit den der anderen überein und das heißt ja schon Mal was. Ardan wurde bis zu den Winterferien krankgeschrieben. Je nachdem wie bereit er sich fühlt, in die Schule zu kommen, wird meine Mama ihn noch weiter krankschreiben. Mein Herz hat einen Aussetzer gemacht, als sie ins Zimmer gekommen ist, aber zum Glück war ich mit Ramzi und den anderen bei Ardan. Falls sie Zeit hatte, hat sie immer kontrolliert, ob auch wirklich sauber und steril an Ardans Wundverbänden um die Schläuche gearbeitet wurde. Ich erinnere mich immer noch an das Zittern der Hände der frisch auszubildenden Pflegekraftfrau und dem Medizinstudenten in seinem Praktikum.

"So, jetzt darf Roxy ihren Kuchen essen. Ich nehme jetzt auf." "Roxy." Ardan schnipst einmal und deutet auf die Kerze, die sie schon fixiert hat. Ardan und ich pusten die Flamme aus, woraufhin ich die Kerze auf ein Küchentuch lege und er Roxy das Zeichen gibt, sich auf ihren Hundefutter-Kuchen zu stürzen. Innerhalb weniger Sekunden ist schon fast die Hälfte weg. "Du scheinst ein großes Backtalent zu sein, Mopsi", schmunzelt Ardan. Ich nicke stolz. "Nur das Beste für Roxy." Und so wie sie selbst die kleinen Tröpfchen vom Teller leckt, scheint es wohl das beste Mahl zu sein, was sie seit langem wieder hatte. "Ruhig, Roxy. Gleich verschlingst du mich auch", schmunzelt Ardan und ouh Mann, lächelt er hinreißend. Sein linkes Grübchen sticht nach langem wieder so schön hervor und durch die kleine Gewichtsabnahme sticht sogar sein schwaches rechtes Grübchen deutlicher raus. Wir haben seit seiner Entlassung auch beschlossen, jedes Mal gleichzeitig um 18:00 Uhr mit den Hunden Gassi zu gehen. Wie schön die Gespräche und Neckereien beim kalten Sonnenuntergang doch waren. Die Mädels sind bei der neuen Kette ausgeflippt und haben Ardan mit ihren Nachrichten schon fast belästigt. Ich konnte von Glück sprechen, dass sie es im Krankenhaus weitgehend unterlassen haben, aber wären Adam, Miran und Ramzi nicht da, wäre ein verbaler Porno entstanden mit Yasmin, Dilan und Amal als Regisseure.

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