Kapitel 57

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Chelsea Cutler - Water On The Bridge

Ich füge Knoblauch zum Joghurt hinzu. Ardan ist gerade wieder ganz verschlossen und wie ich ihn wieder auflockern könnte, weiß ich nicht ... nun ja, da gibt es eine Sache, die ihn sicherlich entspannen würde, physisch entspannen würde, aber ich werde mich ihm nicht hingeben. Worüber er wohl nachdenkt? Wird er es mir sagen? Moment mal! "Vergiss nicht, dass du mit mir reden wirst." Ardan schaut von seiner Tomatensoße hoch. "Du meintest, dass wir über gewisse Dinge reden können, wenn wir wieder zu Hause sind." "Können ist, wenn man etwas in Erwägung zieht. Es ist keine Pflicht." Ist das sein Ernst? Genau diese Frage stelle ich ihn nonverbal mit meinem Blick. Was soll der Scheiß? Ardan wendet den Blick ab, weil er weiß, wie ich gerade denke. "Meinst du das gerade wirklich ernst?", frage ich entgeistert. Er beginnt ganz leise zu seufzend. "Weißt du was? Ich brauche gar nicht mehr hierzubleiben, wenn du mir eh kein Vertrauen schenken willst. Was soll das Ganze hier überhaupt?" Ich brauche nicht einmal bis zur Haustür zu laufen, da fängt Ardan mich mit großen Augen ein. "Bitte nicht verlassen. Alles, bloß das nicht", haucht er. Seine Miene hat sich schlagartig verändert. Gerade war er noch ganz monoton und jetzt sieht man Angst in seinen Augen. Ich will ihn doch gar nicht verängstigen. Ich wollte nur konsequent sein. "Nimm mir nicht meine einzige, blühende Blume." Diesen Satz hat er gemurmelt und das mehr zu sich als zu mir. Hinter meinen Ohren kribbelt es. Unruhig fahren seine Hände meine Arme ab, seine Augen mustern meinen ganzen Körper so hektisch, als ob er nur eine Minute hat, um sich alles perfekt einzuprägen. "Setz mir bitte nicht dieses Ultimatum, Cana. Ich gebe dir alles, was ich habe, nur bestehe nicht darauf, dass es auf Knopfdruck passiert."

Mich erschreckt sein plötzlicher Zustand und seine leicht bebende Stimme. Ardan wirkt schon leicht panisch. Ich wollte das nicht. Das ... nein! Fassungslos, wegen mir selbst, nehme ich seine Hände, die ich an meine Wangen schmiege. Ich bin seine einzige, blühende Blume, das einzige Lebendige bei ihm. "Ardan, ich meinte das nicht so. Ich würde dich doch nicht verlassen wollen, jetzt, wo ich dich doch endlich für mich habe." Ich nähere mich vorsichtig seinen Lippen, damit ich ihn mit einem Kuss vielleicht beruhigen kann. Mir war nicht klar, dass Ardan diesen Kuss ausnutzt, um mir seine Hingabe zu schenken. Er überwältigt mich mit seinem Kuss, dass ich schon leicht taumele. Seine Hände bleiben auf meinen Wangen, er krallt sich leicht fest. Ich spüre seine Verzweiflung und Angst, es ruft mir die Tränen hervor. Erst ist der Kuss hart und schnell, jedoch verlangsamt er sich. Dieser Tag ist einfach ein wahrhaftiges Auf und Ab an Gefühlen, jedes Mal spült eine Welle neue Gefühle zu uns ans Ufer. Noch einmal küsse ich ihn, dann lasse ich vorsichtig von ihm ab. Seine grünen Augen zeigen immer noch Furcht. "Ardan, ich habe mich wahrscheinlich falsch ausgedrückt", setze ich mit einem leichten Klos im Hals an. "Es hätte mich allein schon niedergeschlagen, wenn du jetzt einfach gegangen wärst." Seufzend schüttelt er den Kopf. "Ich will dich nicht unter Druck setzen. Ich will nur Dinge über dich wissen! Dinge, die mich zu einer Erkenntnis bringen, Dinge, die dafür sorgen, dass ich dir helfen kann. Du sollst mir nicht alles sofort herunterrattern, aber du sagtest, dass wir darüber reden können und ich habe diesen Vorschlag angenommen. Es am Ende abzublocken, hat mich sauer gemacht", erkläre ich es ihm ganz sanft.

Seine Augen wandern einmal hin und her, dann schaut er mir wieder in die Augen - überlegend. "Wir essen draußen und dann ... dann sehen wir weiter." Das ist wenigstens kein Abblocken. Ich bringe Trinken, Gläser und Löffel und Ardan den Rest auf die Terrasse, wo die Lichter schon angehen. Es ist sehr angenehm. Vielleicht sollten wir draußen schlafen ... nein, lieber oben, wo Wände sind, damit uns keiner sieht. Er legt mir den Teller hin, dann noch ein Taschentuch, ehe er mir Trinken einschenkt. "Dankeschön." Zärtlich streichelt er meine Wange, als er sich hinsetzt und sich mit seinem Teller zu mir dreht. Ich mache es ihm nach. Der Geruch dieser kleinen Teigtaschen ist echt gut. "Was möchtest du wissen?" "Was möchtest du preisgeben?" "Eine berechtigte Gegenfrage", murmelt er. Abwartend esse ich, dabei verliere ich Ardan nicht aus den Augen. Ich will jede einzelne Veränderung seiner Gesichtszüge mitbekommen. Kurz verzieht er sein Gesicht, dann nimmt er ein Bein runter. Oh, er hat ja noch eine Erektion, stimmt. Ich würde gerne wissen, was dieser kleine Mund tut. Gott, ich erschaudere. Ganz schnell schießen mir Kussszenarien mit Ardan in den Kopf. "Ist dir kalt?", fragt er mich überrascht. Ich verneine es. Ich würde auch gerne wissen, was mein Mund so tut oder kann. Wieso bin ich plötzlich so Sex-versessen? "Wieso warst du so überrascht, als ich gestanden habe, dass es mir gefallen hat? Also der Kuss und die allgemeine Szenerie." Ich bin kurz von seinen Kieferkonturen abgelenkt, als er kaut. "Weil du doch so sensibel bist. Ich dachte, das würde dich verunsichern, nervös oder ängstlich machen. Dass es dir gefällt, darauf wäre ich echt nicht gekommen, obwohl die Chance ja immer bestehen kann." Nun ist meine Neugierde geweckt worden.

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