Kapitel 18

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Shawn Mendes - Mutual

Es fehlt nur noch eine Klausur. Die Matheklausur. Ich verstehe dieses Thema echt nicht und ich will auch gar nicht lernen und die Klausur schreiben. Reicht es nicht, dass ich eine Matheklausur geschrieben habe? Mittlere Änderungsrate, Ausklammern und was weiß ich alles. Kann ich nicht einfach eine zweite Bioklausur schreiben? Dann hätte ich eine weitere Eins sicher. Es wurde beschlossen, zu Miran und Dilan nach Hause zu gehen, um dort zu lernen. Amir hat sich bereiterklärt, es mir beizubringen, also bleibe ich zu Hause. Gestern hat mich Ardan noch an sein Angebot erinnert. Er lernt also auch zu Hause. Na ja, Amir wird ja mein Lehrer, also werde ich nicht auf sein Angebot eingehen. Didem lässt mich jetzt hoffentlich ganz in Ruhe. Es gab eine Konferenz und es kam auch fast zur Anzeige, aber irgendwie hat es sich wieder gelegt. Meine Eltern und Tante Shevin haben es gut gelöst, Didem wurde Top und BH ersetzt und alles ist wieder in Ordnung. Wenn sie es aber noch einmal wagen sollte meine Eltern zu beleidigen und so über meine Mutter zu reden, braucht sie auch Ersatz was Organe angeht. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie so dreist war. Sie wollte ernsthaft, dass ich mich für das beschützende Verhalten meiner Eltern entschuldige und hat dann versucht, Tränen aus ihren Augen zu drücken, als sie auf dem Boden lag. Sie hatte Glück, dass ihr mein Wasser geholfen hat. Wie plötzlich ihr Verhalten war, als sie den Lehrern das Geschehene geschildert hat, so ruhig und unschuldig.

Noch vor dem Dubai-Trip ist die Sportprüfung und ich bin demotiviert. Wir werden morgen draußen joggen und laufen, der ultimative Folterunterricht für mich. Gerade ziehe ich mir meine Sportsachen an und lege mein Bettelarmband wieder in mein Säckchen, den ich in meinen BH stopfe. Didem zieht sich mit ihren komischen Freundinnen jetzt immer in der Kabine des anderen Kurses um, was eine Entlastung für uns ist. Während ich mir meine Haare zusammenbinde, laufe ich in die Halle und setze mich auf die Bank. Nach der Sportprüfung werden wir mit Volleyball anfangen - so habe ich es zumindest gehört. Lust habe ich nur auf Badminton, aber na ja, ich muss es durchstehen. Ramzi tritt aus der Halle und spannt seine Ärmchen an. "Ich weiß, mein Bizeps ist zu groß, aber ich kann nicht anders", seufzt er, als er sich neben mir niederlässt. "Cana, könntest du meinen Rücken kratzen? Mein Bizeps ist im Weg." Schmunzelnd tue ich ihm den Gefallen und sehe ihm zu, wie er das Kratzen wie meine Hunde genießt und dementsprechend sein Bein zucken lässt. "Du lernst heute zu Hause, wie ich gehört habe", schnaubt er. "Hey, nicht traurig sein." Schmunzelnd lege ich meinen Arm um ihn. Ardan tritt auch aus der Halle. In seiner Jogginghose sieht er irgendwie noch länger aus, ich weiß nicht wieso. "Wir müssen mal wieder raus, Cana. Ich will immer noch, dass du mich auf ein Rendezvous einlädst." "Mache ich, keine Sorge, mein Herz", schmunzele ich.

Ardan redet mit Herrn Rinke und lässt sich neben Ramzi nieder. "Machen wir heute ein Wettrennen, Ardan?" Ardans Mundwinkel zucken kurz. Wow, das sah schon ein wenig gut aus. Wenn Ardan ernst ist, ist er ja noch schnuckeliger. Ach, was denke ich da?! Ich seufze laut und fahre mir über mein Gesicht. Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe mir das Schwärmen gut unterdrücken können, aber manchmal ist der Wille zum Schwärmen leider Gottes größer. "Was? Schwärmst du wieder von mir?" Ramzi grinst überheblich und legt sich quer über meinen Schoß. Fast, es ist dein Nachbar. "Wie könnte man auch nicht von dir schwärmen?" Ich kraule belustigt seinen Bauch und seine hellbraune Mähne.  "Ardan, du kommst aber mit zu Miran, oder?" Etwas unsicher fährt er sich durch sein dunkles Haar. "Ich weiß nicht so recht. Roxy ging es die Tage echt schlecht und ich muss meinen Vater noch einmal wegen Mathe fragen." Er zuckt entschuldigend mit seinen Schultern. Oh, Roxy ging es schlecht? Ich sollte ihr vielleicht etwas kaufen. "Was hat Roxy denn?", frage ich vorsichtig. "Sie hatte die Tage Fieber bekommen. Das macht einen schon fertig, wenn der Hund Fieber hat." Ich nicke verstehend. Ich weiß noch, wie ich mir krampfhaft die Tränen zurückhalten musste, als Rocky einen Splitter in der Pfote hatte und nur am Winseln war. Ich will gar nicht mehr daran denken. "Gute Besserung an sie", murmele ich. Ardan nickt dankend und lächelt. Seine Augen funkeln so schön.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt