Kapitel 51

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Jeremy Zucker - thinking 2 much

Der nächste Tag beginnt. Mama und Baba sind auf der Arbeit und Mama hat schon gestern die Koffer gepackt. Die beiden kontrollieren sich gegenseitig, damit auch ja nichts fehlt. Es gibt jetzt auch eine neue Sicherheitskamera ... im Garten. Also wird es nichts mehr mit Ardan und mir im Gewächshaus, denn da kommt auch eine hin. Vor dem Urlaub wollen sie alles absichern. Ein Glück haben sie es erst jetzt installiert und nicht vor meinem Geburtstag. Dann wäre alles anders. Noch ist sein Onkel mit seiner Familie bei ihm und heute soll wohl noch ein Onkel gekommen sein. Die Tage werden echt quälend langsam vergehen, das weiß ich jetzt schon. Aber heute werde ich sicherlich Ablenkung finden, wenn ich bei Yasmin übernachte. "Hier, gib das dann Tante." Amir gibt mir eine Tüte, die ich von Mama dann mitnehmen soll. Ich stelle sie vor meinem Spiegel ab. Eigentlich wollte ich einige Sachen in einen Rucksack packen, aber wieso gehe ich nicht einfach direkt ohne Gepäck? Yasmin wird mir sowieso Kleidung geben und meine Besucherzahnbürste ist immer noch da. Geduscht habe ich mich schon. Dann bleibe ich einfach so angezogen. Helle, taillierte Jeans und mein rotes Oberteil mit der angestickten Rose. Die Kette passt perfekt dazu. Ich beginne, mich im Spiegel zu mustern. Mein Po ist echt groß, meine Brüste jedoch echt klein. Wenn ich so vor Ardan treten würde, würde die Aufmerksamkeit eher auf meinem Po, als auf meinen Brüsten liegen. Nachdenklich fahre ich mir über meinen Hintern. Auf welche Figur steht er bei Mädchen? Hoffentlich mag er meine. Ich sollte nicht zu viele Gedanken daran verschwenden, denn Ardan akzeptiert mich so, wie ich bin.

Ich nehme mir die Tüte und mein Handy plus Aufladegerät zur Hand, ehe ich meine Schuhe anziehe und zu Yasmin laufe. Heute ist es etwas wolkig, dennoch warm. Ob es wohl regnen wird? Das wäre eine Abkühlung vielleicht. Gerade überlege ich, wo die Hunde dann untergebracht werden und muss an meine Großeltern denken. Opa hat besonders Spaß mit ihnen. Wie es sein wird, wenn ich dann bei Ardan übernachte? Das wird sicherlich aufregend, dennoch angenehm. Würde ich dann wirklich in seinem Bett schlafen? Würden die Eltern das erlauben? In einem Bett? Aber bis dahin ist es noch ... nein, es ist gar kein so langer Weg mehr. Ich klingele an Yasmins Haustür, die mir dann schnell von Ramzi geöffnet wird. "Ich rieche eine Pyjamaparty." Schmunzelnd nicke ich, ehe ich ihn umarme. Irgendwie keimen sich Schuldgefühle auf. Er ist oder war in mich verliebt und ich bin mit seinem Freund zusammen. Ich verdränge es einfach und laufe zu Yasmin ins Wohnzimmer. Die Tüte lege ich auch dort ab. "Da bist du ja", grinst sie, als sie sich aufsetzt. Ihr Blick fällt sofort auf meine Kette. Verdammt, wieso tue ich sie nicht unter mein Oberteil? "Wer hat dir die Kette geschenkt?" Sie inspiziert sie und nimmt die Kette in die Hand. "Die ist echt schön." Danke, Ardan hat einen guten Geschmack. "Mama", lüge ich wie gedruckt. Ich setze mich hin. "Echt schön." Lächelnd nehme ich mir ein Kissen zur Hand, das ich an mich drücke. Vielleicht lenkt das ja von der Kette ab. "Und? Was ist mit deinen siebzehn Jahren schon passiert?" Ramzi gesellt sich zu uns und langsam habe ich das Gefühl, dass Yasmin mich in eine missliche Lage bringen möchte.

"Nichts, was soll auch passieren?" Sie grinst. "Vielleicht ...", setzt sie mit einem Schulterzucken an. Sie soll nichts von Liebe und Beziehung vor Ramzi sagen. Das könnte ihn verletzen. "Du weißt schon ... etwas Aufregendes." Das Kissen landet in ihrem Gesicht und sie lacht. Auch ich kann mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Ihre Lache ist so merkwürdig. Wenn du nur wüsstest, Yasmin. Das Treffen bei Ardan hatte etwas Prickelndes an sich. Er hat eine dominierende Ader in sich, die er aber unterdrückt - so kam es mir vor. Er mag es heiß und innig. Oje, wenn ich wieder daran denke und an seine Erektion. Ein Glück kann man keine Gedanken lesen. Ramzi räuspert sich und fährt sich dann über seine Stirn. Fühlt er sich unwohl? Ich sollte das Thema wechseln. "Yasmin?" Aufmerksam schaut sie zu mir. "Ich würde es sehr schön finden, wenn du dein stinkendes Maul hältst. Dein Mundgeruch entfacht Kriege", spricht Ramzi weiter für mich. Ich fange lauthals an zu lachen. "Hast du keine Freunde, dass du bei uns bleiben musst?", faucht sie Ramzi an, der gelassen auf mich zeigt. "Sie ist meine beste Freundin." Schnaubend schaut sie weg. "Wir können auch alle gemeinsam etwas unternehmen", schlage ich vor. "Ich wollte eigentlich mit Ardan etwas unternehmen, aber dann habe ich ihn mit seinen Cousins gesehen und habe es sein gelassen." "Hey, frag ihn doch! Er freut sich total!", ermutige ich Ramzi. Ardan freut sich auf jeden Kontakt, den er kriegen kann. Er mag Ramzi und Ramzi mag ihn. "Ardan ist echt süß", schmunzelt Yasmin. "Er ist so schüchtern und so freundlich. Er ist sicherlich ein richtiger Gentleman." Innerlich stimme ich ihr zu. Ardan besitzt sehr gute Manieren. Jedoch bin ich mir sicher, dass er das Eine oder Andere verheimlicht.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt