Kapitel 33

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Aislin Evans - Feel About You

Es ist so weit. Heute geht es zu Ardan und ich bin sowas von unvorbereitet. Ich bin zwar geduscht, meine Nägel sind lackiert und meine Haare getrocknet, aber ich bin sehr nervös und weiß nicht, was ich gleich sagen soll. Ich weiß bei Ardan nie, was ich sagen soll. Und ich weiß auch nicht, welches Oberteil ich lieber nehmen soll. Sollte ich den roten Pullover nehmen oder doch eher den Dunkelblauen? Warm oder kalt? So lächerlich es sich auch anhört, nehme ich den roten Pullover, weil Rot für die Liebe steht. Aber bevor ich es wage in dieses Oberteil zu schlüpfen, kleistere ich mich mit Deo voll, ziehe mir den Pullover dann über und stelle mich fragend vor meine Kommode, wobei ich an seinem Lederarmband zupfe. Ich habe so viel Auswahl, aber ich weiß trotzdem nicht, welchen Duft ich nehmen soll. Süß oder Fruchtig? Ich nehme einfach von Paco Rabanne Lady Million Privé. Etwas nervös streiche ich über meine hellblaue Hose und fühle mich ein wenig unwohl, weil mein Po so stark betont wird. Ich weiß nicht so recht ... vielleicht sorgt mein Po ja, dass man nicht auf meine kleinen Brüste guckt, aber Ardan achtet doch gar nicht darauf. Gott, was habe ich da bloß für Gedanken? Ich seufze und schüttele den Kopf, ringe mit mir selber, ob ich Mascara auftragen sollte oder nicht. Ich bin doch sonst nie so, weil ich zu faul und zu untalentiert bin, um mich zu schminken, aber jetzt will ich so hübsch wie möglich aussehen. Ich finde, dass du trotzdem wunderschön aussiehst, Cana. Ich erschaudere und muss lächeln, als mir auch noch sein schönes Lächeln in den Sinn kommt.

Meinen schwarzen Schal schlinge ich mir um meinen Hals, gucke, ob ich nichts vergessen habe und laufe raus. Kein Dialog, nicht einmal ein Monolog hat sich in meinem Kopf irgendwie zusammengestellt, weshalb es gleich sicherlich peinlich wird. Wie sollen wir reden? Ich weiß nicht einmal mehr, über was wir reden wollen. Wir wollen die Fragen aus der Welt schaffen. Hoffentlich beginnt er, damit ich einsteigen kann, denn sonst wird das nichts. Mein Herz schlägt schneller, ich muss an das denken, was Mama mir gesagt hat. Meine Herzprobleme können nicht schlimmer werden, das ist eine gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass ich wieder daran denken muss, was Mama von Beziehungen im jungen Alter denkt. Ich laufe zu einem Jungen nach Hause und wenn sie das jemals erfährt, wird sie enttäuscht sein - von meinem Vater will ich gar nicht erst anfangen. Seufzend fahre ich mir über meine Stirn, fahre die Haare unter meiner Kapuze an meine Seiten und sehe den Vorgarten seiner Familie schon. Gleich gibt es kein Zurück mehr. Mein Finger streicht über die Klingel, über jeden einzelnen Buchstaben seines Nachnamens, ehe ich zudrücke und sofort Roxy höre, die ihre Pfoten dann gegen die Tür schnellen lässt. Wenigstens beruhigt sie mich, denn ich weiß, dass es in einem ziemlichen Desaster enden kann. Ich hoffe so sehr, dass es wie das genaue Gegenteil sein wird.

Die Tür wird geöffnet, mein Blick fällt sofort auf sein Gesicht, welches mir ein sanftes Lächeln schenkt. Wieso muss mein Bauch kribbeln und wieso müssen meine Lippen sich teilen? Ich schlucke nervös und senke den Blick. "Hallo, Cana, komm rein." Von meinem kleinen Mut werde ich verlassen, sobald er vor mir steht. Ich ziehe mir meine Boots aus und öffne meine Jacke, erschrecke mich innerlich und spüre eine kleine Hitze, als er mir die Jacke von meinen Schultern streift. "Soll ich dir auch den Schal abnehmen oder möchtest du ihn bei dir lassen?" "Bei mir", murmele ich. Ich fühle mich mit dem Schal ein kleines bisschen geschützt. Er nickt lächelnd und deutet mir mit seiner ausgestreckten Hand, mich im Wohnzimmer hinzusetzen. Auf dem Tisch ist eine Schüssel mit Puffreis und noch eine Schüssel mit Chips, neben zwei Gläsern und Getränken. Das sorgt für eine entspannte Atmosphäre, genau wie die flackernden Kerzen. Roxy springt mich an, freut sich sehr über meinen Besuch und schleckt mir über meine Wange. "Hi, Roxy", flüstere ich. Ich bin immer noch ziemlich schüchtern, wegen ihm. Er setzt sich neben mich hin, schaut mich an, während ich versuche nicht auf ihn zu achten, sondern auf die kuschelbedürftige Roxy. Kann er solange nicht woanders hinschauen? Das würde mich auf jeden Fall beruhigen. "Roxy, aus", befiehlt er sanft, als Roxy wieder auf mich springt und nicht aufhören will, mich abzulecken. Sofort hört sie auf ihn und setzt sich hechelnd und mit wedelndem Schwanz. Sie ist so süß.

HerzensdiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt