Ruel - Younger
Okay! Heute ist es so weit! Ardan wird seinen Schwiegervater kennenlernen. Ich habe das Gespräch mit Ardan nur kurz gehalten, weil ich so unruhig bin. Ich muss mein Gesicht waschen, mich ein wenig herausputzen und schnell mit dem Flächendesinfektionsmittel so viel wie möglich desinfizieren, bevor Ardan kommt. Oh Mann! Ein Glück habe ich gestern geduscht. Ich bewege mich hektisch hin und her, verharre überfordert in meiner Position, weil ich nicht mehr weiß, was ich tun soll. In der Küche riecht es unglaublich gut. Ich weiß nicht, ob Mama oder Baba kocht oder doch beide, aber ich weiß vor allem nicht, was ich anziehen soll und was passieren wird und wie Baba auf Ardan reagieren wird und wie Ardan antworten wird und ob und wie und wenn und argh! Ich könnte zusammenbrechen. Mascara! Mascara ist ein guter Anfang. Ich tusche mir vorsichtig meine Wimpern ... und jetzt? Anziehen! Ich springe in meine hellblaue Jeans, dann in ein simples, weißes T-Shirt, noch ganz viel Deo, ein wenig Parfüm und schon bin ich fertig. Okay! Wie lange braucht Ardan? Duscht er noch? Das braucht er nicht. Er riecht immer gut. Oh Mann. Ich werfe mich ungeduldig auf mein Bett. Ardan hat nichts geschrieben. Wieso schreibt er nichts? Was macht er gerade? Es klingelt! Oh mein Gott! Es klingelt!Ich renne wie eine Geisteskranke die Treppen hinunter, springe die letzten vielen Stufen ab und nehme die Schmerzen im Fußgelenk hin, um Ardan die Tür zu öffnen! Er ist da! Mein Herz macht das heute wirklich nicht mehr mit. "Hi!", flüstere ich aufgeregt. Am liebsten würde ich ihn abknutschen, aber ich weiß nicht, ob Baba es doch plötzlich, mit seiner super guten Sehkraft, sehen könnte, auch wenn er in der Küche ist. "Hallo, Cana." Ardan lächelt sanft wie immer. Was eine Ruhe doch von ihm ausgeht. Die Hunde beschnüffeln ihn, als er eintritt und sich die Schuhe aussieht. Wie faszinierend es doch ist. Wie beruhigend seine Präsenz auf mein Herz wirkt. Wie gut er aussieht. Er trägt ein dunkelgrünes Poloshirt, das sich so unfassbar schön an seine Oberarme schmiegt. Ardan sieht so gut aus! Er wirkt so glatt gezeichnet, während man mir noch meinen Zusammenbruch ansehen kann. "Fühlst du dich bereit?" Selbst das Schließen seiner Lider, als er nickt, besänftigt mich. Er ist mein Sedativum. "Da ist ja mein hübscher Schwiegersohn." Ardan lächelt sanft bei Mamas Stimme. Wenigstens eine Person, die zufrieden mit ihm ist. "Jungs!", ruft sie streng durch das ganze Haus, ehe sie auf Ardan zukommt, der ihr entgegenkommt und sie sich umarmen. "Du siehst toll aus." Mich macht es nervös, dass meine Brüder jetzt alle herunterkommen, auch wenn Adam und Aiman ihn schon kennen. Amir schüttelt ihm freundlich die Hand und zieht ihn dann in eine Umarmung. Aiman und vor allem Adam lassen den Handschlag weg. "Mein Schatz", murmelt Adam gegen Ardan. "Geht in die Küche und helfen. Los, los!" Mama klatscht jedem einzelnen Sohn auf den Hintern, damit wir alleine sind. Oje. Fehlt nur noch einer.
Und da steht er schon. Wie ein Bodyguard an der Türschwelle, die Hände vor dem Becken zusammengelegt. Der Blick nichtssagend. Ardan lässt sich davon gar nicht beirren und geht freundlich lächelnd auf Baba zu. Wenigstens kommt er ihm entgehen. "Hallo. Freut mich sehr." Babas schüttelt nickend seine Hand. Sein Kiefer zuckt, als er schluckt. Er ist noch sichtlich überfordert, aber er sollte Mamas drohenden Blick hinter Ardans Rücken ernst nehmen. "Setz dich. Das Essen dauert noch ein wenig." Es freut mich ungemein, dass Baba nicht distanziert zu Ardan spricht und sogar seine Hand auf Ardans Schulterblatt legt, als er ihn ins Wohnzimmer führt. Ardan zeigt mal wieder, dass er die besten Manieren dieser Welt hat, als er erst Baba bittet, sich zu setzen. "Er ist so gut erzogen", summt Mama hinter mir. Ich nicke stolz. "Ich hole mal Wasser." So wie ich Ardan kenne, würde er sich keines der Snacks aus den Schüsseln nehmen, die auf dem Tisch vor ihm stehen. Wohin soll ich mich jetzt setzen? Neben Baba oder neben Ardan? Ich bin unsicher, als ich mich halb in der Ecke auf dem Sofa vergrabe, auf dem Ardan sitzt. Baba sitzt prüfend vor uns. Eine Hand auf der Armlehne, die andere auf dem Schenkel. Ardan hingegen lässt seine hübschen Hände in seinen Schoß fallen. Und Mama? Sie summt mit ihren roten Lippen zu uns und hält Ardan das Tablet mit den hübschen Gläsern hin. Die Jungs sind in der Küche fleißig am Kochen und aufräumen, schauen aber schön schaulustig zu uns.
"Dankeschön." "Gerne, mein Lieber. Bedien dich an den Kleinigkeiten. Ich hoffe, du bist nicht allzu hungrig." Ardan hebt dankend seine Hand, als er zum Trinken ansetzt. Wie hübsch er beim Trinken aussieht. So vornehm. "Alles gut. Vielen Dank für die Mühe." Mama grinst überglücklich, stellt vor uns die Gläser ab und setzt sich dann zum Prüfer der heutigen Stunde. "Du möchtest also meine Tochter heiraten, huh?" Oh Gott. Ich schaue beschämt weg. Baba! Lass den Mörder in dir weg! "Das war mein Wunsch, ja." "Und wie stellst du dir das vor?" "Eigentlich wie jetzt auch. Nur, dass wir dann zusammenleben." Wie kann Ardan so ruhig bleiben? Ich schiele verdrossen zu Baba. Kann er mal ein bisschen freundlicher schauen? Wie kann er so eiskalt sein und nicht bei Ardans Sanftheit schmelzen? Kann Mama ihn mal schlagen? "Und was willst du werden? Kannst du für meine Tochter sorgen?" "Baba", murre ich. Wieso tut er so, als würde er mich finanziell nicht unterstützen? Und wieso grinst Mama die ganze Zeit so? "Ich bin der festen Überzeugung, dass ich als Ingenieur gut genug verdienen werde, um für uns beide zu sorgen, sollte Cana doch nicht mehr den Wunsch haben, Medizin studieren zu wollen." Ardan besitzt eine so wunderschöne Artikulation. Ich nicke vielsagend in Babas Richtung. Ich hole gleich wieder die Gabel! "Wie viele Beziehungen hattest du vor meiner Tochter?" "Keine", antworten wir beide. Er ist meine erste große Liebe und ich seine. Er ist mein Herzensdieb. "Wie weit geht deine Frustrationstoleranz?" Was sind das für Fragen? Sind wir beim Psychologen? Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.
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Herzensdieb
Roman d'amourSpin-Off zu Akzeptanz. Sie hat ihre Mutter als Vorbild und will genau so eine rührende und bissige Liebesgeschichte, wie sie. Sie entspricht dem Ebenbild ihrer Mutter und eifert ihr gerne nach, auch wenn sie vom Charakter her weicher ist. Wie ihre M...